Rudi und Katharina Steinhilber kümmern sich seit fast 20 Jahren fleißig um die St.-Anna-Kapelle auf dem Kornbühl. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Rudi und Katharina Steinhilber kümmern sich ehrenamtlich um die St. Anna-Kapelle auf Salmendingenr Kornbühl

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Melchingen. "Die Aussicht begeistert mich immer wieder", sagt Katharina Steinhilber. Mit ihrem Mann Rudi sitzt sie auf der Bank an der St.-Anna-Kapelle hoch oben auf dem Kornbühl. Seit fast 20 Jahren kümmern sie sich um Burladingens wohl meist fotografiertes Gotteshaus.

Die Arbeit ist gemacht, der Boden gefegt, die Fensternischen und Türen abgestaubt, das Münzgeld aus der kleinen Spendenkasse mitgenommen. Danach haben sie die Glocke ein paar Mal geläutet und die Tür der Kapelle sorgfältig wieder abgeschlossen. Und dann nehmen sich die beiden immer ein bisschen Zeit, um das zu genießen, weshalb vor allem am Wochenende oft hunderte von Menschen den Salmendinger Hausberg erklimmen: die atemberaubende Aussicht.

Im Juni 1996 nahmen die beiden Salmendinger Rudi und Katharina Steinhilber ihren Dienst in der St.-Anna-Kapelle auf und auch noch nach diesen fast zwei Jahrzehnten ist die Faszination, die der Kornbühl auf viele Menschen ausübt auch für das Ehepaar ungebrochen. Und das obwohl sie, zumindest im Sommer, im Schnitt einmal pro Woche da oben nach dem Rechten sehen.

Nur im Winter, wenn Schnee liegt und die Wege nicht geräumt sind, können auch mal zwei oder drei Wochen vergehen bis er wieder auf den Kornbühl kommt, so schildert der 62-jährige Rudi Steinhilber.

Wenn mal nass geputzt werden muss, wird der fünfzehnminütige Aufstieg etwas schwerer, denn dann muss Rudi Steinhilber einen Wasserkanister mit hinauf schleppen. Aber meistens reichen die Besen, Handfeger und Staubtücher, die Katharina Steinhilber unauffällig hinter einer der Kirchenbänke deponiert hat.

Ab und zu lassen sie die Glocke erklingen

Wenn alles gemacht ist, so hat Rudi Steinhilber es sich angewöhnt, lässt er einige Male die Glocke erklingen, damit ihr Klang wenigstens gelegentlich über den Feldern und Wiesen und über Salmendingen zu hören ist. "Sonst wär es doch schad’ drum", meint der 62-Jährige.

Das Ehepaar Steinhilber ist aber nicht nur für die Reinigung der Kapelle zuständig. Es nimmt auch die Münzen mit, die Besucher einwerfen, zählt die Summen, wechselt das Geld auf der Bank und bringt es auf die Ortsverwaltung.

Nach zwei Jahrzehnten erinnern sich die beiden an viele Anekdoten und Begegnungen, die sie an diesem Ort hatten. An die Zeit, bevor das Spendenkässchen aufgehängt war, die Münzen noch einfach durch das Gitter in den Innenraum geworfen wurden und findige Jugendliche aus dem Dorf mit langem Stab und Klebeband ihr Taschengeld aufbesserten. Oder an jenen Mann, der jetzt mit einer Spenderniere lebt, dankbar und glücklich ist, dass der Eingriff damals so gut verlief und jedes Jahr am Jahrestag seiner Operation auf den Kornbühl kommt. "Er war hier an der Kapelle, als es sehr schlimm stand und es fast keine Hoffnung auf Änderung gab und als er abends nach Hause kam, kam die Nachricht von der Spenderniere", berichtet die 56-jährige Katharina Steinhilber, die ihn irgendwann einmal traf und der er alles erzählt hat. Viele Menschen, so berichtet sie, kommen zum Nachdenken oder zum Beten hinauf. Andere meditieren oder wollen einfach mal dem Alltag und den Sorgen entfliehen.

Katharina Steinhilber geht gerne am frühen Morgen auf den Kornbühl, wenn es noch ruhig und die Luft sehr klar ist. Und an manchen Tagen, so berichtet sie, hat sie gar nicht vor zur St.-Anna-Kapelle zu gehen und dann geht sie durch den Ort und merkt auf einmal, dass ihr Weg sie doch wieder den Berg hinaufgeführt hat. "Dieser Ort hat eine magische Anziehungskraft", gesteht sie. Rudi Steinhilber ist Greenkeeper auf dem Hechinger Golfplatz, wird aber bald in Rente gehen. Nur nicht von den Aufgaben, die er am Kornbühl versieht. Im Gegenteil: "Wenn ich nicht mehr schaffen muss, komm’ ich noch öfter hierher."