Pfarrer Martin Rose (rechts, im Dialog mit Franz Xaver Ott vom Theater Lindenhof) berichtete im "Erzählcafé" über seine Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit auf der Alb. Foto: Eule Foto: Schwarzwälder-Bote

Erzählcafé: Pfarrer Martin Rose beleuchtet Flüchtlingsarbeit auf der Alb / Erfolgreiche Premiere

Das "Erzählcafé", ein neues Projekt des Lindenhof-Theaters, hatte am Sonntag erfolgreich Premiere im Café Anne.

Burladingen-Melchingen. Die Veranstaltung soll einmal monatlich stattfinden. Interessante Menschen aus der Region sollen über Unbekanntes, Kurioses, Bewundernswertes und Fantastisches berichten. Eine Art Kaleidoskop der Region und ihrer Menschen, ihrer Vielfalt, Eigenarten und ihres reichen Erfahrungsschatzes.

Zum Auftakt war Pfarrer Martin Rose aus Trochtelfingen im vollbesetzten Café Anne zu Gast. Sein Erfahrungsbericht über "Neuankömmlinge auf der Alb" setzte gleich ein Ausrufungszeichen. Rose ist ein Pfarrer, der auf Grund seiner Tätigkeit mit dem Thema vertraut ist. Nach einer musikalischen Einleitung von Jakob Ortlib am Klavier und Daniel Ruggaber an der Trompete übernahm Franz Xaver Ott, Dramaturg und Regisseur am Theater Lindenhof, die Moderation und sorgte für ein offenes Gespräch, bei dem das Publikum eingebunden war.

Pfarrer Martin Rose verdeutlichte die Herausforderungen in der Flüchtlingsarbeit. Er berichtete aus dem Ort Mägerkingen, in dem er arbeitet. Auch dort habe es eine ganze Weile gedauert, "bis die Hilfe durch die Bevölkerung ansprang". Ein Problem sei das Aufeinanderprallen vieler Kulturen in den Flüchtlingsheimen.

Ein scheinbar nicht auszurottendes Problem stellten die Schlepper dar, welche an den Flüchtlingen ein Vermögen verdienten. Daraus entstehe für die Angekommenen ein neues Problem. Der ganze Clan habe das Geld zusammengelegt, um Einigen die Flucht zu finanzieren.Von den Schleppern werde vorgegaukelt, dass der Wohlstand in Deutschland sofort eintrete. Da dies nicht der Fall sei, wachse der Druck aus der Heimat. Weitere Schwierigkeiten, die der Referent ansprach: Immer wieder erfolge der Umzug in eine neue Wohnung, der Zugriff zur Sprachförderung sei oft kompliziert, und ohne diese gebe es keine Hoffnung auf einen Arbeitsplatz. Auf der Alb, so Pfarrer Martin Rose, gebe es durchaus Firmen, die Flüchtlinge einstellten. Wichtig sei aber, dass Flüchtlinge die deutsche Sprache wenigstens in den Grundzügen beherrschten.

"Auf der Alb gibt es Firmen, die Flüchtlinge einstellen"

Ein weiteres Phänomen sei es, dass Flüchtlinge das Internet sehr gut beherrschten. Fast alle Flüchtlinge hätten gute Kontakte nach Deutschland zu bereits hier ansässigen Großfamilien, bei denen sie ohne Arbeit unterkommen könnten. Ein Geldtransfer aus Deutschland zu einem Schleuser in der lybischen Wüste ist innerhalb von zwei Tagen problemlos über ein gut funktionierendes Netz mit Passwörtern möglich.

Die Ernüchterung für die Flüchtlinge, so Martin Rose weiter, komme erst in Deutschland, wenn ihr Traum zerplatze.