Die Freude über seine kleine Tochter ist bei dem Burladinger Ernad Basic ungebrochen, auch wenn die evangelische Kirchengemeinde den Moslem und seine Familie nicht im Gemeindesaal in der Moltkestraße feiern ließ. Foto: Rapthel-Kieser

Keine Feier für die kleine Emilia im evangelischen Gemeindesaal Tailfingen. Pfarrer Bernd Mayer bedauert.    

Burladingen/Albstadt-Tailfingen - "Lasset die Kindlein zu mir kommen" hat Jesus gesagt. Für die sechs Wochen alte muslimische Emilia, deren Ankunft ihre Eltern und Verwandten im Saal des evangelischen Gemeindehauses Moltkestraße in Tailfingen feiern wollten, galt dies freilich nicht.

Telefonisch, so berichtet Emilias Vater, der 28-Jährige Ernad Basic aus Burladingen, habe die Kirchenpflege den Mietvertrag für die Feier im Saal des Gemeindehauses Moltkestraße gekündigt, den Basic tags zuvor unterschrieben hatte.

Er war im Alter von drei Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen, hat in Burladingen den evangelischen Kindergarten besucht, war schon Torschützenkönig des FC-Burladingen und zeigt Besuchern gerne seine Vitrine mit den vielen Pokalen, die er bei Burladinger Sportvereinen errungen hat.

Wenn Kollegen, Nachbarn oder Freunde von Ernad Basic heiraten oder Trauerfeiern stattfinden, besucht Basic kirchliche Gotteshäuser. "Ich bin Moslem, aber sehr liberal, ich will mich hier anpassen", sagt er über sich und seine junge Familie. Weder seine Frau noch seine Mutter tragen Kopftuch.

Regelmäßig besucht Basic die muslimischen Gottesdienste in der Burladinger Moschee, und natürlich wollte er auch die Ankunft seiner kleinen Tochter und ihre Aufnahme in der Gemeinde dem muslimischen Glauben gemäß feiern. Dazu wird der islamische Geistliche, der Hodscha, eingeladen, der die Familie und das Baby segnet, ihm Verse und Gebete aus dem Koran ins rechte Ohr und seinen Namen ins linke Ohr flüstert. In christlichen Gemeinden entspräche das wohl der Tauffeier. Diesen Begriff, so sagt Basic, habe er auch der evangelischen Kirchenpflege gegenüber benutzt. Denn Basic suchte einen Saal: Es galt, zwischen 60 und 70 Familienmitglieder und Freunde unterzubringen, und da eine seiner Kolleginnen guten Kontakt zur evangelischen Kirchenpflege in Tailfingen hat, empfahl sie Ernad Basic, dort anzufragen, und stellte die Verbindung auch her. Basic wurde zurückgerufen, vereinbarte für den nächsten Tag eine Besichtigung des Saales. Seine Kollegin begleitete ihn.

Ernad Basic gefiel der Saal in der Moltkestraße, er unterschrieb bei der Hausmeisterin Johanna Lebherz den Vertrag, sicherte zu, dass es keine Ruhestörung nach 24 Uhr geben würde, und nahm die Hausordnung mit. Anderntags, so sagt er, habe Verwaltungsmitarbeiterin Brigitte Mootz ihn angerufen und ihm mitgeteilt, er bekomme den Saal nicht.

"Ich hatte nicht mehrdas Gefühl, willkommen zu sein"

Basic war verärgert, fragte nach dem Grund und bekam, so sagt er, zu hören, es bestünden Zweifel daran, dass die Feier wirklich gegen 24 Uhr zu Ende sei. Als er nochmals zusicherte, das Fest pünktlich zu beenden, blieb die Kirchenpflege-Mitarbeiterin dabei, er könne den Saal nicht haben.

Nun vermutete Basic, der Grund könne die Tatsache sein, dass es sich um eine muslimische Feier handele. Er kündigte an, die lokale Presse einzuschalten. Als Pfarrer Bernd Mayer ihn anrief und ihm dann doch zusicherte, er könne den Gemeindesaal haben, war Basic bereits so verärgert, dass er ablehnte. "Das Vertrauensverhältnis war nicht mehr da, ich hatte nicht das Gefühl, dass wir da willkommen sind", sagt er.

"Als die Geschichte zu mir kam, war das Kind bereits in den Brunnen gefallen", kommentiert Pfarrer Bernd Mayer auf Anfrage des Schwarzwälder Bote den Vorfall. Von einer telefonischen Kündigung des Vertrages wisse er nichts, bedauere, dass "es auf der Kommunikationsebene nicht gut gelaufen" sei und räumt ein, dass die Benutzerordnung für die kirchlichen Räume "einige Unschärfen" aufweist. Es sei wohl nicht wirklich klar geregelt, wer die Räume mieten könne und wer nicht. Die zuständige Mitarbeiterin sei da wohl verunsichert gewesen. Zudem habe sie sich von Basics Hinweis auf die Lokalpresse und den Worten: "Sie werden noch von mir hören", bedroht gefühlt.

Mayer will jetzt nochmals das Gespräch mit dem 28-Jährigen Burladinger suchen und dafür sorgen, dass die Benutzerordnung überarbeitet wird. Die Feier für die kleine Emilia hat inzwischen in den Räumen eines muslimischen Vereins in Ebingen stattgefunden.