Stellvertretender Schulleiter Roland Erben hört am Stammheimer Maria von Linden-Gymnasium auf

Von Sandra Müller

Calw-Stammheim. Fragt man ehemalige Schüler, derzeitige Schüler, Kollegen und Eltern nach ihren Assoziationen zu Roland Erben, so werden immer wieder die gleichen Begriffe genannt: Freundlichkeit, fachliche Kompetenz, die Bereitschaft zuzuhören, Fußballbegeisterung, ein großes Herz für die Schüler. Jetzt muss das Maria von Linden-Gymnasium (MvLG) auf diesen begnadeten Pädagogen verzichten, da er mit Beginn des neuen Schuljahres in den Ruhestand gegangen ist.

Erben prägte das Schulleben in Calw seit August 1982, zunächst als Kollege des Herman-Hesse-Gymnasiums, dann, seit der Trennung der Calwer Gymnasien, als Lehrer und zusätzlich als stellvertretender Schulleiter seit August 2001 in Stammheim. Generationen von Schülern durchliefen seinen Unterricht, der geprägt war von klarer Struktur und Disziplinbewusstsein, hervorragender Fachbezogenheit und großer Empathie für seine Schülerinnen und Schüler.

Ehemalige Schüler erinnern sich an den beliebten Schütteltest des Heftes: Flogen die Arbeitsblätter wie das Herbstlaub auf den Boden, gab es einen charmanten, aber durchaus nachdrücklichen Hinweis, den Blätterwald mit sofortiger Wirkung in Ordnung zu bringen. Die Schüler dankten ihm diese Mischung aus menschlicher Nähe, gepaart mit professionellem Abstand, indem sie ihn immer wieder in den Abi-Zeitungen als Lehrer nannten, bei dem am meisten gelernt wurde und der die ausgefeiltesten Arbeitsblätter und Tafelaufschriebe erstellte.

Gymnasiasten, die vor vielen Jahren das Abitur gemacht haben und schon lange im Berufsleben stehen, kehrten gerne zurück und unterstützten ihren ehemaligen Lehrer, zum Beispiel als Referent bei der Berufsinfobörse oder als Leiter bei Workshops rund um das Thema Bewerbung. Geschätzt wurde auch besonders Erbens Humor: Wurde sein Auto in einem schneereichen Winter von seinen Zehntklässlern eingegraben, gab es kein Donnerwetter, sondern ein Lächeln. Schullandheimaufenthalte und Studienfahrten plante und begleitete er mit großem Engagement, Exkursionen nach Rom und Rügen bleiben unvergessen.

Doch neben den Schülern lag ihm eine weitere Gruppe junger Erwachsener am Herzen: Referendare führte er durch den Dschungel der Schulkunde und wusste zu jedem Paragraphen auch gleich noch eine Anekdote zu erzählen, so dass die eher trockene Schulkunde sich in den deren Köpfen festsetzte. Den beruflichen Werdegang seiner Schützlinge verfolgte er stets mit großem Interesse und freute sich, wenn der ein oder andere Referendar als ausgebildeter Kollege ans MvLG zurückkehrte.

Die Verwaltungsaufgaben, die das Amt des stellvertretenden Schulleiters mit sich brachte, erfüllte er sowohl mit großer Präzision als auch mit viel Feingefühl. Dabei war es ihm ein Anliegen, die Ideen der Kollegen zur Unterrichtsverpflichtung miteinzubeziehen, und so gelang ihm der Spagat, dienstliche Vorgaben und kollegiale Wünsche unter einen Hut zu bringen. Diese Aufgaben erledigte er am liebsten in aller Frühe. Roland Erben war morgens immer der Erste in der Schule. Gerüchte, dass er über Nacht in der Schule schlafe, dementierte er stets lachend. In der wenig verbleibenden Freizeit widmete er sich den neuesten Büchern rund um seine Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Obwohl er als "alter Hase" im Unterrichten galt, war es ihm stets ein großes Anliegen, immer auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein und zu bleiben.

Alle guten Wünsche des Kollegiums des Maria von Linden-Gymnasiums begleiten Roland Erben in seinen Ruhestand.