Hannes Braun hat in den vergangenen Jahren viel erlebt. Foto: Sailer

Kissin' Dynamite-Sänger Hannes Braun über Schlager, Schubladen und Schlaf im Hubschrauber.

Burladingen - Mit zwölf trat der Burladinger Johannes Braun in einer Sat.1-Talentshow auf, sang AC/DC-Hits, und alle fanden ihn sooo süß. Inzwischen hat der Kissin’-Dynamite-Sänger an der Popakademie studiert, lebt und komponiert in Flensburg und sagt: "Karriere, das beruht vor allem auf Super-Disziplin."

Also gerade das, was Menschen, die gerne in Klischees denken, einem, der mit superlanger Mähne, grellem Make-up und Lederkluft daherkommt, rockig ins Mikro schreit und dessen Lieder Titel haben wie "Addicted to Metal", "Supersonic Killer" oder "Let’s get freaky" vielleicht nicht unterstellen würden.

Vielleicht auch nicht, dass er gelegentlich Schlager komponiert und mitproduziert und, nicht nur wenn es um Musik geht, das Schubladendenken weit von sich weist. "Als Songwriter kann ich alles gut finden", sagt er, "da muss ich meinen Horizont nicht eng machen".

An seine Anfänge im Musikbusiness erinnert sich Hannes Braun gut. Der Startschuss fiel, als sein Vater ihn und den Bruder Ande als Dreikäsehochs zu einem AC/DC-Konzert mitnahm. Die Brüder trotzten ihrem Dad danach die Instrumente und den Musikunterricht ab, gründeten ihre Band mit Mitgliedern aus der Region und traten in jungen Jahren schon bei Motorradtreffen auf und machten sich einen Namen in der Heimat.

Einmal, so erzählt Hannes Braun lachend, standen zwei Konzerte an nur einem Tag an. Die Entfernung war zu weit und die Zeit zu knapp, um es mit dem Auto pünktlich zu schaffen. Also wurde Hannes kurzerhand im Firmenhelikopter von Trigema zum nächsten Auftritt geflogen. "Das ist doch das supercoolste. Es gibt doch kaum was rockstarmäßigeres als im Hubschrauber zum Konzert geflogen zu werden", sagt der 25-Jährige. Nur, der damals noch kleine Hannes Braun war so müde, "ich bin direkt nach dem Start eingeschlafen und hab’ den Flug glatt verpennt."  

Der Stimmbruch, so sagt er rückblickend, sei "ein großes und schwieriges Thema" gewesen. "Ich wusste ja nicht, ob ich danach eine Oktave abfalle und dann Bassbariton bin".

"...dann fand ich die Pop-Akademie"

In der Hechinger Musikschule Jacob und Sachse hatte er Gesangs- und Musikunterricht und hat sich nach dem Stimmbruch "einige Töne dazu wieder antrainiert. Das ist alles ein sehr diszipliniertes Geschäft, man muss sich dahinterklemmen", urteilt der sympathische Künstler über die Musikbranche. Die Zuhörerschaft verblenden, das funktioniere bei Live-Konzerten eben nicht.  

Nach dem Abitur stand Hannes Braun, so wie viele Jugendliche, vor der Frage: Studium oder Lehre? "Ich dachte mir dann, Musik ist das, was ich wirklich kann und gerne mache. Und dann fand ich die Popakademie in Mannheim." Mittlerweile arbeitet Hannes für die Firma Elephant Music in Flensburg als Musikproduzent und Autor mit Schwerpunkt Komposition. Er und seine Kollegen produzieren und verlegen Künstler und Bands wie die Kelly Family, Heino, die Seemans-Songs von Santiano oder Beyond the Black.

"Früher war eines meiner Ziele, mal eine Goldene Schallplatte zu bekommen", sagt Hannes Braun. Jetzt hat er aufgrund seiner Arbeit eine ganze Menge solcher Auszeichnungen eingeheimst, sogar Platin. Überhaupt: "Man muss sich immer Ziele stecken, aber realistische, die man in absehbarer Zeit erreichen kann."

Mit Kissin’ Dynamite, der fünfköpfigen Band, die einst in Burladingen aus der Taufe gehoben wurde, haben Hannes Braun und sein Bruder Ande viel erreicht, fünf Alben gemacht, und da stehen im Tourplan mittlerweile Städte wie Paris, Montreux oder Kiew. Längst international, längst top.

Und im Internet und auf Youtube werden sie gefeiert, und das androgyne Outfit des Leadsängers wird heftig diskutiert. Hannes nimmt das mit einem Schulterzucken. "Die Mähne und das Make-up, das gehört für mich einfach dazu, ich habe ja auch immer lange Haare gehabt", sagt der Sänger und Komponist.

Das drücke einfach einen Teil des Lebensgefühls dieser Musik aus.  Hannes Braun eben – weit entfernt davon, in Schubladen zu denken.

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