Wohnen unter der Liftschneise: Anwohner, die sich gegen die Sommernutzung wehren wollen, werden jetzt teilweise angefeindet. Foto: Stopper Foto: Stopper

Anwohner werden in der Stadt beleidigt. Werbeschild beschädigt. Kein Vertrauen in Rathaus und Betreiber.

Burladingen - Ist die Aussage: "Dir sott me mit ma Priegel de Schädel eischlage" normale schwäbische Umgangsform? Muss man sich öffentlich als "A...loch" bezeichnen lassen? Fragen, die sich Nachbarn der Burladinger Liftanlage derzeit stellen.

Seit bekannt wurde, dass der Liftbetreiber seine Anlage für "Downhill-Radler" auch im Sommer laufen lassen will, dass er dort Feste plant, wehren sich die Anwohner in diesem Gebiet vehement. Die Reaktionen einiger Burladinger: Die Nachbarn werden hart angegangen, teilweise bedroht. Sie wollen in diesem Artikel deshalb lieber nicht mit Namen genannt werden.

Vielleicht mit gutem Grund. Erst gestern wurde bei einem von ihnen ein Firmenwerbeschild beschädigt. An dem Tag war der Eigentümer namentlich in einem Artikel genannt worden. Zufall? Möglich. Bedroht und angefeindet aber fühlen sich einige.

Es gibt eine Unterschriftenliste gegen das Downhill-Projekt mit 61 Namen, 14 Nachbarn haben einen Protestbrief unterschrieben, den sie unserer Zeitung geschickt haben. Sie wollen verhindern, dass der Lift den ganzen Sommer für Radler genutzt wird, befürchten, dass hier eine Partymeile entsteht, aber richtig wütend macht sie das Vorgehen der Betreiber. "Wir werden immer so dargestellt, als ob wir hier Fundamental-Opposition gegen eine ganz tolle Sache machen", sagt einer. Auf die Barrikaden getrieben habe sie aber erst, "dass wir hier nach Strich und Faden verarscht werden".

Zunächst sollte nur ein Skilift entstehen

Beispiel: Als der Liftbetreiber im vergangenen Jahr sein Projekt begonnen habe und Wiesen am Hang kaufen wollte, habe er allen Anwohnern versichert, dass hier nur ein Skilift entsteht. In seinem Antrag sei aber bereits Downhill-Radeln, Bobbahn, Events und weiteres drin gestanden. Im Internet habe er dafür bereits geworben. Und das Angebot des Liftbetreibers, dass man doch miteinander über alles reden könne? "Das sagt der immer", berichten sie. Nur dass dann nie was passiert. E-Mails an ihn werden grundsätzlich nicht beantwortet. Absprachen sind unmöglich.

Dass ihnen das Rathaus beisteht, die Hoffnungen haben sie sich abgeschminkt. Man solle doch einfach abwarten, habe ihnen Bürgermeister Harry Ebert geraten. Gleichzeitig würden Fakten geschaffen. Als ein Parkplatz angelegt werden sollte " hieß es im Rathaus, das wird ein Wanderparkplatz", erzählt einer. Da brauche man keine Genehmigung. "Aber das ist doch Quatsch, der Platz wird durch den Lift gewerblich genutzt", erklärt ein Nachbar, "schon wieder eine Verarschung."

Oder die Sache mit dem Sonnwendfeuer heute. 70 Meter sei das Feuer vom nächsten Wohnhaus entfernt, rechnet das Rathaus vor. Vor Ort sieht das eher enger aus. Und was ist, wenn der Wind in Richtung Häuser weht? Funken und Asche fliegen weit, die Häuser haben teure Solaranlagen auf dem Dach. Die Anwohner wollten wissen, ob Veranstalter oder Liftbetreiber versichert sind. Antwort? Fehlanzeige bis gestern.

Darum glauben die Anlieger keinen Beteuerungen zum Lift mehr. Wenn man sich nicht gegen alles wehre, "werden wir immer über den Tisch gezogen". Salamitaktik. "Jetzt geht es erst nur um dieses Fest, wenn das glatt läuft, folgt das nächste und das übernächste", befürchtet ein Nachbar. Einen Festplatz aber wolle wohl niemand direkt neben seinem Haus.

Nachbarn gelten in der Stadt als Spaßbremsen

Das Problem ist, dass die Anwohner in der Stadt jetzt als Spaßbremsen gelten, die Burladingen Friedhofsruhe verordnen wollen. Dabei wehren sie sich nur mit legalen Mitteln dagegen, dass direkt vor ihrer Haustür ein Projekt entsteht, das mit Sicherheit zumindest mehr Lärm und Verkehr verursachen wird. Muss man wirklich dulden, dass Radler, die zu faul zum bergauffahren sind und die die Natur als frei verfügbare Sportanlage begreifen, einem vor der Nase rumkurven?

In Burladingen gibt es wohl Anhänger dieser Sportart, "und viele denken, das bringt hier Tourismus her, da haben alle was davon", sagt ein Anlieger. Er bezweifelt diesen Effekt. Sein Sohn kriege bei der Arbeit Gespräche mit, erzählt er. "Die A...löcher wellet in Burladinge alles verhindre, wenn mal was vorangeht", höre er dann. Wenn er dann sage, dass er beim Lift wohnt und die Probleme erklärt, werde die Meinung meist schnell geändert. "Ach so, des ka me au verschtande", heißt es dann. "Das zermürbt einen halt, wenn man das Gefühl hat, man ist der Buh-Mann, und dabei wird man selber verarscht", sagt einer.

Die Gerüchteküche brodelt sowieso. Beim Bäcker sei erzählt worden, einer von ihnen habe im Rathaus eine Rathaus-Angestellte beleidigt, erzählt eine Frau. Mehrere Nachbarn waren im Rathaus dabei. Laut sei es schon geworden, räumen sie ein, man habe halt wissen wollen, was geplant ist und auf keine einzige Frage eine richtige Antwort erhalten. Da habe man sich eben aufgeregt. Aber es sei keine Beleidigung gefallen, "darauf würde ich jeden Eid leisten", versichert ein Anwohner.