Ein Kühlwagen des DRK Gammertingen, hier im August 2014 beim Halt in der Jahnstraße, bestritt in den vergangenen Jahren die Aufgaben einer Tafel in Burladingen. Seit Ende vergangenen Jahres gibt es das Tafelmobil aber nicht mehr. Das Rote Kreuz der Nachbarstadt hat sich zurückgezogen. Foto: Rapthel-Kieser

Soziales: Stadtverwaltung und Caritas auf der Suche nach Möglichkeiten. Hausbesitzerin bietet leer stehendes Geschäft an.

Burladingen - Das Burladinger Tafelmobil mag von der Straße sein. Vom Tisch ist es jedenfalls nicht. Nachdem Gemeinderat Friedemann Mutschler in der Januar-Sitzung des Stadtparlaments nachgehakt hatte, ist man bei der Stadtverwaltung und der Caritas am Ausloten der Möglichkeiten.

Ein erstes Gespräch zwischen der Stadt und dem Geschäftsführer der Caritas im Dekanat Zollern, Elmar Schubert, gab es bereits. Dies bestätigte Schubert auf Nachfrage des Schwarzwälder Bote. So wie Friedemann Mutschler, der sich als Vorsitzender des Stiftungsbeirats der Antonie-und-Apollonia-Scheu-Stiftung um in Not geratene Burladinger kümmert, glaubt auch Schubert, dass der Bedarf für einen Laden der Tafel in Burladingen da ist. Derzeit kommen einige Burladinger in den Hechinger Tafelladen um dort jene Waren billig einzukaufen, die unter anderem auch Burladinger Bäckereien, Discounter und Supermärkte an die Caritas Hechingen abgegeben haben.

Jahrelange Suche nach einem Laden

Fast sechs Jahre lang hatte das DRK Gammertingen jeden Freitag zuerst in der Burladinger Jahnstraße und dann in der Schäfergasse mit einem Kühlwagen Station gemacht. Die von den Geschäften gespendeten Lebensmittel wurden dort an Menschen mit Berechtigungsschein zu geringen Preisen verkauft. Jahrelang war das DRK Gammertingen auf der Suche nach einem Laden in der Fehlastadt, denn die mobile Lösung war nicht ideal. Allzu gern hätten die DRK-Verantwortlichen in angemieteten Räumen zu den Lebensmitteln auch Kleider angeboten. Ende vergangenen Jahres kam dann das Aus. Das DRK Gammertingen stellte ihr Tafelmobil ein.

Es gebe keinen Bedarf, habe es auf Seiten des Rot-Kreuzes geheißen, so ließ Burladingens Hauptamtsleiter Michael Schäfer auf Anfrage die Öffentlichkeit in der Gemeinderatssitzung im Januar wissen. Eine Einschätzung, die bei Friedemann Mutschler auf Kopfschütteln stößt. Aus seiner ehrenamtlichen Arbeit für die Senioren der Stadt und im Beirat der Scheu-Stiftung weiß er um die Armut vor Ort. Alleinstehende Mütter mit Kindern, denen der Unterhalt zum Leben nicht reicht, Familien mit Kindern, die die Heiz- und Stromkosten nicht mehr bezahlen können und monatelang in kalten Wohnungen frieren, arme Rentnerinnen, die kein Auto haben und denen es schwer fällt, einmal in der Woche in den Tafelladen bis nach Hechingen zu fahren. Auch zwischen Mutschler und Schubert hat es bereits Gespräche gegeben.

Beiden ist aber klar, dass sie die Einrichtung eines Tafelladens nicht alleine stemmen können. Schubert hofft auf eine gemeinsame Anstrengung zusammen mit den großen Burladinger Firmen, den Kirchen, der Stadt und engagierten Bürgern. Im Idealfall, so Schubert, könnte dann die Sozialberatung, die die Caritas bereits in Burladingen anbietet, zusammen mit dem Tafelladen und der Flüchtlingshilfe in den gleichen Räumen untergebracht sein. Das ganze könnte dann eine kleine Drehscheibe der Hilfe und Beratung werden.

Der 59-Jährige ist Profi genug und kennt die Zahlen. Der demografische Wandel wird eine höhere Zahl Menschen in Altersarmut nach sich ziehen. Flüchtlinge, die beraten und denen geholfen werden muss, kommen unter Umständen bald dazu.

Schuster will Zeit in die Planung investieren

Aber Schubert ist dagegen "in aller Eile etwas zusammen zu schustern", wie er sagt. Er setzt auf weitere Gespräche und will anfangs lieber mehr Zeit in die Planung investieren um mittelfristig ein gutes Konzept zu haben.

Die Besitzerin eines leer stehenden Geschäftes in der Burladinger Hauptstraße soll ihre Räume zwar bereits angeboten haben, Schubert gibt aber zu bedenken, dass eine zentrale Lage nicht unbedingt die beste ist. "Viele Menschen möchten nicht dabei gesehen werden, wenn sie den Tafelladen betreten. Sie schämen sich ihrer Armut. Auch das muss man bedenken."

Ohnehin ist er überzeugt: "Der Tafelladen ist kein Allheilmittel gegen Armut. Langfristiges Ziel einer guten Sozialpolitik müsste es sein, Menschen in die Lage zu versetzen, ihren Lebensunterhalt aus der eigenen Rente und dem eigenen Einkommen zu bestreiten."