Vom Gemeinderat enttäuscht: Die Palliativmedizinerin, Hämatologin und Onkologin Ulrike Abt sprach mit dem Schwarzwälder Bote über das neue Konzept in Sachen Ärztehaus. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Burladinger Onkologin Ulrike Abt über die veränderten Projektpläne / Vom Gemeinderat "nicht gewürdigt"

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. Ob die Burladinger Onkologin, Hämatologin und Palliativmedizinerin Ulrike Abt mit ihrer Gemeinschaftspraxis ins neu geplante Ärztehaus einziehen wird, ist nicht sicher. Für sie stellt sich nun ein "völlig neues Layout" des Ärztehauses dar.

"Ich bin froh, dass Herr Pfister von BeneVit das mit der Stadt so hingekriegt hat", räumt sie ein. Aber: "Das initiale Konzept ist jetzt deutlich verändert zu Gunsten eines pflegerischen Parts, und ist das dann noch ein Ärztehaus?" Sie habe erleben müssen, dass sich, weil die Entscheidung sich hinzog – Abt spricht von einem "langatmigen Verlauf" – Ärzte absprangen und andere Gemeinden Burladingen mit ihren Plänen zu Gesundheitszentren überholten.

Dass das ursprüngliche Konzept vom Gemeinderat als "zu risikoreich" empfunden wurde, dass speziell ihre onkologische Schwerpunktpraxis, die nicht an den Ort Burladingen gebunden ist, nicht gewürdigt, sondern wie ein "Investitionsrisiko" behandelt wurde, schmerze sie, gibt sie unumwunden zu. "Dass wir runter gerechnet wurden auf ein Minimum an städtischer Investition hat mich irgendwie schon getroffen", gibt die engagierte Medizinerin zu. Dabei kommen zu ihr Patienten aus vielen Städten und Gemeinden des Zollernalbkreises, und Abt sagt, sie selbst habe "nie einen Zweifel" gehabt, dass der externe Berater Roman Hadjio, der von der Stadt einst beauftragt war, Ärzte für das Ärztehaus zu finden, die Praxen voll gekriegt hätte – so wie in Schiltach.

Die 53-jährige Onkologin, Hämatologin und Palliativmedizinerin wohnt in Killer, dort ist sie aufgewachsen, zur Schule gegangen. Nach dem Studium in Tübingen machte sie ihren Facharzt, bekam eine Oberarztstelle, arbeitete unter anderem am Klinikum im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Balinger Krankenhaus. Schließlich stellte sich die Frage der Niederlassung. Ihrer Heimat wollte sie treu bleiben, also hat sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Arzt und Allgemeinmediziner Armin Schweitzer, im Jahr 2009 die Praxis Färber übernommen. Zwei Stockwerke im Gebäude, neben der Elisabeth-Apotheke in der Hauptstraße in Burladingen, angemietet und eine Gemeinschaftspraxis eröffnet. Im oberen Geschoss finden die Chemotherapien für Onkologie-Patienten statt, und dass die Räume nicht barrierefrei seien, sei eines der größten Probleme für die Patienten. Seit die Internistin Elmira Emelanov zu dem Duo stieß, geht es zudem auch etwas beengter zu.

Angedacht ist, dass Emelanov einmal die Praxis von Armin Schweitzer, der bald in Rente gehen wird, übernimmt. "Ich habe die junge Kollegin gesucht. Das war nicht einfach, denn Burladingen ist nicht der Nabel der Welt. Aber eins der Argumente, mit denen ich sie überzeugen konnte war, dass bald ein Ärztehaus nach Burladingen kommt." Denn die Gemeinschaftspraxis Abt/Schweitzer sei, das betont Abt, von Anfang an, an einem Einzug ins Ärztehaus Burladingen interessiert gewesen.

Viele Gespräche und Planungsrunden hat sie begleitet, Wünsche geäußert und Anregungen für das Konzept gegeben. Denn Ulrike Abt weiß aus ihrem Alltag nicht nur, was sich Patienten wünschen, sondern auch, wie sich junge Mediziner – und das werden künftig auch sehr viele Frauen sein – ihren Arbeitsplatz vorstellen.

Deshalb stand sie voll und ganz hinter dem ursprünglichen Konzept: So viele Praxen wie möglich, abgestimmt auf die Region, so viele Fachärzte wie möglich, damit Patienten nicht mehr zu weite Wege zurücklegen müssen, großzügige Räume, in denen auch Kooperationen zwischen den einzelnen medizinischen Fachbereichen möglich sind, und ein Haus, in dem auch andere Heilberufe wie Logopädie, Physio- und Ergotherapie oder Krankengymnastik mit untergebracht werden könnten.

Für den Patienten sei es eine Erleichterung, so viel wie möglich unter einem Dach zu haben, für die Mediziner bedeute es engere Zusammenarbeit und kurze Wege. Auf diese Zusammenarbeit müsste Ulrike Abt mit dem neuen Konzept nun wohl verzichten.