Leonie Schmid im fast fertig renovierten Kartenbüro des Theaters Lindenhof in Melchingen. Sie wird künftig auch gemeindliche Aufgaben übernehmen. Foto: Rapthel-Kieser

230.000 Euro von der Bundeskulturstiftung für das Theater. Ausbau steht an.

Burladingen-Melchingen - Der Lindenhof wird in den kommenden Jahren noch mehr zu einem Kultur- und Kommunikationshaus ausgebaut. Dafür bekommt das Regionaltheater in Melchingen in den nächsten drei Jahren rund 230.000 Euro aus dem Programm "Trafo – Modelle für Kultur im Wandel" von der Kulturstiftung des Bundes.

"Trafo" steht für Transformation, und deshalb ist der warme Geldregen auch an Bedingungen geknüpft. Der Lindenhof soll sich in einigen Bereichen neu erfinden, also wandeln und Neues bieten. "Transformation, das konnten wir schon immer", kommentiert Intendant Stefan Hallmayer die Geschichte des Lindenhofs. "Zuerst waren wir eine Initiative, dann ein Verein und schließlich eine Stiftung", blickt der Mitbegründer auf die Verwandlungen des Theaters zurück. Also wird es in der jetzt beginnenden Spielzeit auch einige Änderungen geben.

"Kein Format ist uns fremd, kein Stoff ist uns heilig und kein Ort ist unbespielbar", fasst Hallmayer das Lindenhof-Credo zusammen. Das Kartenbüro soll künftig auch einige gemeindliche Aufgaben übernehmen und eine kleine Begegnungsstätte werden. Es ist deshalb zum Teil schon umgebaut, bietet Platz für eine kleine Sitzecke, verfügt über eine Kaffeemaschine und hat geänderte Öffnungszeiten – von 10 bis 18 Uhr. Wanderkarten, Auskünfte und vielleicht auch Gelbe Säcke wird es dort künftig geben. Denn das Melchinger Rathaus ist auch nicht immer geöffnet, und an der Theaterkasse weiß man über den Ort bestens Bescheid.

Stadt und Land sollen in der Trafo-Kulturwerkstatt zusammengeführt werden, weshalb sich auf Wunsch der Kulturstiftung das in Tübingen angesiedelte Landestheater Tübingen (LTT) und das auf dem Land ansässige Regionaltheater Lindenhof austauschen und Projekte gemeinsam weiterentwickeln sollen. Das LTT wird mit seinem Kindertheater öfter in Melchingen gastieren, während die Melchinger ihre Stücke in Tübingen präsentieren. In Projektwerkstätten sollen dann die Bürger und Kulturakteure der Schwäbischen Alb mit den Theatermachern zusammenkommen und Theaterprojekte gemeinsam entwickeln.

Mindestens einmal im Monat wird im Lindenhof auch ein Film gezeigt werden, der aktuell und anspruchsvoll ist und als Beitrag zu den drängenden Fragen der Neuzeit gesehen werden kann. Möglich auch, dass dies gelegentlich ein Kinderfilm ist. Dazu wird das Kinomobil Baden-Württemberg in Melchingen gastieren.

In jedem Jahr will der Lindenhof zudem mit mindestens einer kleinen Theaterproduktion aufwarten, die, so formuliert es Hallmayer, "überall spielbar" sind, auch da, wo es keine Bühnentechnik, keine Bühne und nur minimal ausgestattete Räume gibt.

Zusätzlich wird es ein Wohnzimmerstück geben, das man sich in die eigenen vier Wände holen kann und für das der Lindenhof mit dem Regie und Autorenduo Silvie Marks und Johannes Schleker zusammen arbeiten wird. Gedacht ist daran, dass in einem sogenannten Erzählcafé Menschen, die gerne Geschichten erzählen aus ihrem Leben, von besonderen Begebenheiten oder von ihren ausgefallenen Hobbys berichten.

Im Spielclub sollen sich Theater-Laien zusammenschließen, die von den Melchinger Bühnenprofis an verschiedene Details der Bühnenkunst herangeführt werden sollen. Von der Atem- bis zur Schminktechnik, von der richtigen Beleuchtung über den Bühnenbau sollen die interessierten Teilnehmer Einblicke in den Berufsalltag der Schauspieler und Theatermacher bekommen und – wenn gewünscht – sich vielleicht auch selber an eine Inszenierung wagen.

Alle Veranstaltungen, die der Lindenhof im Rahmen und mit Zuschüssen aus dem Trafo-Programm anbietet, werden in einem gesonderten Flyer aufgelistet und sind im Spielplan mit einem blauem Button versehen.