Inzwischen geht es dem Golden Retriever "Jazz" schon wieder besser. Hundebesitzerin Andrea Weinschenk ist immer noch geschockt. Foto: Rapthel-Kieser

Jäger soll Hund in Burladingen verletzt haben. Tierfreunde laufen Sturm. Jägervereinigung fordert Rückgabe des Jagdscheins.

Burladingen - Tierschützer in Burladingen sind schockiert: Ein Jäger soll den Hund seiner Nachbarn am Samstag hinter seinem Auto fast zu Tode geschleift haben. Inzwischen geht es dem Golden Retriever "Jazz" schon wieder besser. Hundebesitzerin Andrea Weinschenk kann es kaum fassen: Sie erzählt, dass ein 74-Jähriger Jäger ihren Hund, den er im Wald angetroffen hat, an einer Kette angebunden und hinter seinem Auto fast zu Tode geschleift hat. Angeblich wurden viele Anlieger Zeugen der Tierquälerei. Die Hundebesitzerin berichtet, wie sie dem Jäger durch zwei Straßen verzweifelt hinterhergefahren war und versuchte, ihn zu stoppen. Als es anderen Anliegern schließlich gelang, den Jäger anzuhalten, lag der neunjährige Golden Retriever leblos und blutend, mit offenen Pfoten und vielen Schürfwunden am Körper hinter dem Auto. "Ich dachte mein Hund ist tot, ich hab nur noch geschrien", beschreibt die 47-Jährige Andrea Weinschenk die Szene.

Kreisjägervereinigung fordert Rückgabe des Jagdscheins

Die Schulsekretärin steht immer noch unter Schock. Nachdem ihr Hund in einer zweistündigen Operation versorgt worden war, musste auch sie eine Beruhigungsspritze bekommen. Glück im Unglück für die Weinschenks und ihren vierbeinigen Familienliebling Jazz: Ihr direkter Nachbar ist der Tierarzt und Tierschützer Günter Wiebusch, der sofort half.

"Wenn der seinen Jagdschein behalten darf, dann versteh ich die Welt nicht mehr", sagt Wiebusch, über den Burladinger Jäger. Der sei in Hundebesitzer-Kreisen kein unbeschriebenes Blatt. Immer wieder habe der 74-Jährige Grünrock Hundehaltern gedroht, ihre Tiere zu erschießen, falls sie im Wald herumstreunten. "Der hat schon lange alle Hundehalter hier in Angst und Schrecken versetzt", beklagt sich Andrea Weinschenk.

Sie wohnt in der Mörikestraße, direkt am Waldrand, hat den gemütlichen, etwas übergewichtigen Vierbeiner beim Schneebahnen am Samstag mit vor die Haustür genommen und irgendwann festgestellt, dass er wohl in den Wald gelaufen ist. "Der Hund ist absolut zutraulich und gutmütig", urteilt auch Wiebusch über den Hund seiner Nachbarn. Und: "Der hat doch gar keinen Jagdinstinkt und käme, behäbig wie er ist, einem Wild keine 100 Meter hinter her".

Am Samstag wurde der kleine Ausflug in den Wald "Jazz" fast zum Verhängnis: Als Andrea Weinschenk bemerkt habe, dass ihr Hund nicht mehr am Haus sei und ihren Mann dazu rufen wollte, habe sie vom Küchenfenster aus das seltsame Gespann gesehen: Das Auto des Jägers und ihren Hund, der dem Wagen hinterher läuft. "Ich hab mich noch gewundert, dass der nicht anhält. Ich kenn das Auto und den Fahrer und der weiß doch, wo der Hund hin gehört." Andrea Weinschenk greift zum Autoschlüssel, versucht dem Jäger zu folgen und mit Hupen auf sich aufmerksam zu machen. Irgendwann kann der dickliche "Jazz" das Tempo nicht mehr mithalten, fällt um und wird hinterhergeschleift.

Die Geschichte hat sich nicht nur in Burladingen herumgesprochen. Tierliebhaber aus dem ganzen Zollernalbkreis laufen in den Internetforen Sturm und machen ihrem Ärger überdeutlich Luft. Das ist selbst den Hundebesitzern Andrea und Bernd Weinschenk zu viel. Der Medien-Designer ruft zur Besonnenheit auf. "Wir haben Strafanzeige erstattet, das Landratsamt informiert, unser Rechtsanwalt ist eingeschaltet und ich bin sicher, dass dieser Tierquäler seine gerechte Strafe bekommen wird", sagt Bernd Weinschenk.

Auch Günter Wiebusch warnt Tierfreunde davor, sich mit unbesonnenen Äußerungen auf eine Stufe mit dem Tierquäler zu stellen oder das Recht selber in die Hand zu nehmen. Es gelte, kühlen Kopf zu bewahren und den Vorfall sachlich zu behandeln.

Die Kreisjägervereinigung Hechingen, deren Mitglied der Burladinger Jäger ist, distanzierte sich sofort. "Das ist mit nichts zu entschuldigen", kommentiert Kreisjägermeister Walter Greff den Vorfall. Der Vorsitzende der Hechinger Grünröcke will dem Burladinger Waidmann nahe legen, seinen Jagdschein freiwillig abzugeben. "Ich selber habe auch ein stadtrandnahes Revier, in dem ich immer wieder Hundebesitzer und freilaufende Hunde antreffe. Dann spreche ich halt mit denen", so Greff.

Auch der Pressewart der Hechinger Kreisjägervereinigung, Tobias Schober, ärgert sich über seinen Jagdkameraden und den Bärendienst, den er dem Jägerimage damit erwiesen hat. "Vorsätzliche Tierquälerei ist kein jagdgerechtes Verhalten, wir haben doch fast alle selber Hunde und der Tierschutz ist uns wichtig", beteuert er.