Gerhard Lehman und sein Schützling aus Eritrea: Der Rentner hat Zeit und die Patenschaft für den jungen Flüchtling übernommen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Der Burladinger Gerhard Lehmann ist Pate für einen jungen Mann aus Eritrea

Beim Treffen des Arbeitskreises Asyl Burladingen im Gemeindehaus St. Fidelis berichtete der ehemalige Freie-Wähler-Stadtrat Gerhard Lehmann über seine Patenschaft für einen jungen Mann aus Eritrea. Den Zwanzigjährigen hatte er gleich mitgebracht.

Burladingen. Seit acht Wochen kümmert sich der ehemalige Lehrer um den Afrikaner. "Das war hart, als er nach Burladingen-Killer kam, sein Zimmer bezog in einem Haus, in dem mehrere andere und eine Flüchtlingsfamilie wohnt, mit der er sich das Bad teilt. Er konnte die Sprache kaum, wusste nicht, wo er einkaufen kann und war mitten im Winter auf sich gestellt", berichtete Lehmann.

Bei Behördengängen, beim ersten Schultag in der Alice-Salomon-Schule in Hechingen und beim Kontaktknüpfen zu Tischtennisspielern unterstützt Lehmann nun den jungen Flüchtling. Und der ringt ihm Respekt ab: "Er hat einen Laptop mit Sprachlernprogramm und schreibt ständig Listen mit Wörtern und deutscher Grammatik." Die Verständigung werde immer besser. Manchmal helfe er nur bei Kleinigkeiten: Kleiderbügel, die fehlen, Ordner, für die Formulare oder beim Erläutern von Kontoführung.

"Das machen sie schon richtig", betonte Ulrike Stoll-Dyma, Mitinitiatorin des Arbeitskreises und die für Flüchtlinge zuständige Referentin des katholischen Dekanats Zollern. Es gehe nicht darum, Neuankömmlingen alles abzunehmen, sondern dazu beizutragen, dass sie ein eigenständiges Leben führen können.

Fotos von der Flucht und dem maroden Boot haben tief bewegt

"Ich bin in Rente, habe Zeit", sagt der 65-Jährige Lehmann im Gespräch mit unserer Zeitung, als wir ihn und den Mann aus Eritrea in dessen kleinem, kargen Zimmer besuchen. Die Fotos, die der junge Mann von seiner Flucht und dem maroden Boot im Mittelmeer zeigte, seien schrecklich gewesen, hätten ihn tief bewegt, sagt Lehmann. Der Pädagoge und einstige Kommunalpolitiker zieht ein bislang positives Fazit seiner Patenschaft, denn: "Es kommt viel zurück."

Es war ein beeindruckender Bericht, auch für jene Burladinger, die zum ersten Mal in dem Arbeitskreis saßen und ihre Bereitschaft in Sachen Patenschaften, Sprachunterricht, Begegnungscafé und Integration signalisierten. Mit dabei waren Stadträtin Claudia Dehmer sowie der evangelische Pfarrer Christoph Dinkelacker. Ihnen allen berichteten Thorsten Müller vom Landratsamt und Ute Sauter von der Stabstelle Integration der Kreisbehörde über die Flüchtlingszahlen im Zollernalbkreis. Müller hatte die Zahlen zu Burladingen: In der Fehlastadt leben derzeit 17 Asylbewerber, neun weitere haben bereits ihre Anerkennung, und sieben haben eine Duldung bekommen, weil sie sogenannte "subsidiäre Schutzberechtigte" sind.

Insgesamt sind es also 33 Flüchtlinge, die Burladingen derzeit untergebracht hat. Sauter berichtete davon, dass sie, wenn es um Möbel- oder Kleiderspenden, Spielzeug oder Haushaltsgeräte geht, in einem E-Mail-Verteiler Menschen, die etwas abzugeben haben und Flüchtlingshelfer und Flüchtlinge zusammenführt.

Wenn das LEA-Privileg im kommenden Jahr fallen sollte, weil die LEA Meßstetten aufgelöst wird und dann die Gemeinden im Zollernalbkreis stärker in der Pflicht sind, scheint Burladingen gerüstet. Der Kreis, den Ulrike Stoll-Dyma und Phillip Neurath, Referent für Flüchtlingsarbeit von der evangelischen Diakonischen Bezirksstelle Balingen, mit initiiert haben, hat ein Netz gespannt, das auffangbereit ist.

Die katholische Pastoralreferentin Adelheid Bumiller, gewissermaßen als Hausherrin in St. Fidelis, legte Plakate zu einer Aktion der katholischen Kirche vor, die klar stellen: "Wer Flüchtlingen und Migranten mit Hass begegnet, der tritt auch Jesus mit Hass entgegen." Sie betonte, dass der Kreis die Unterstützung von Pfarrer Konrad Bueb habe. Stoll-Dyma wies auf einen Gottesdienst zum Thema Flüchtlinge hin, der mit einem Film und speziellen Fürbitten in Hechingen zelebriert wurde. Auch in Burladingen könnte der so stattfinden.

Aber wer schafft es und wie? Wie sieht konkrete Hilfe für Migranten an der Basis aus? In einer Serie mit dem Titel "Integration" geht der Schwarzwälder Bote in Burladingen und Umgebung dem auf den Grund, berichtet von positiven Beispielen aus Firmen, Schulen, Kindergärten und Sportvereinen.