Feuerwehreinsatz am Kindergarten St. Fidelis: Das Haus war nicht mehr zu retten. Foto: Archiv: Dick

Fideliskindergarten: Angeklagte sind vor Gericht geständig und packen über Geschehnisse beim Einbruch aus.

Burladingen/Hechingen - Dass die drei Angeklagten geständig sind, erleichtert dem Gericht die Arbeit. Beim zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen das Trio, das sich auf Einbrüche in Schulen und Kindergärten spezialisiert und schließlich den Burladinger Kindergarten St. Fidelis abgefackelt hatte, packten alle drei aus.

Dabei wurde klar: Der Staatsanwalt wirft den Serien-Einbrechern zwar Bandendiebstahl vor und "gewerbsmäßiges Handeln". Sehr professionell waren sie trotz einiger Vorsichtsmaßnahmen aber nicht. Vielmehr hinterließen sie Fußspuren, wurden von Videokameras gefilmt, und bei der Auswertung ihrer Handy- und Computerdaten stießen die Ermittler auf zahlreiche Hinweise zur Vorbereitung und Ausführung der Taten.

Dass sie ihre mobilen Telefone oft dabei hatten, gab der Polizei und dem Staatsanwalt Gelegenheit, im Rahmen der sogenannten "verdeckten Datenerhebung" das Trio auf Zeit und Orte festzunageln. Bei der zweiten Vernehmung gab es dann das Geständnis.

Vor Gericht packten alle drei, die 39-jährige Tanja R. und ihr 24-jähriger Lebensgefährte Mik J. sowie der mit ihnen befreundete Giovanni B., 27 Jahre alt und Familienvater, umfassend aus. Mik. J. berichtete, dass er "sehr gut aufgewachsen" sei. Trotzdem sei er auf die schiefe Bahn geraten, als die Lebensplanung, Bäcker zu werden, wegen einer Mehlstauballergie kurz vor Abschluss der Lehre zusammenbrach. Der junge Mann häufte immer mehr Schulden an. Rund 50.000 Euro kamen da zusammen.

Seine Lebensgefährtin Tanja R. erzählte zum Teil unter Tränen von ihren Problemen auf der Förderschule und dem Internat, von frühen Schwangerschaften und einer Abtreibung, zu der ihr damaliger Partner sie gezwungen habe. Sie berichtete von Trennungen und Depressionen. Ihre Kinder seien in einer Pflegefamilie aufgewachsen, ihr Versuch, Altenpflegerin zu werden, sei gescheitert. Sie habe gemeldet, dass eine ihrer Kolleginnen eine Seniorin schlug. Vorgesetzte hätten ihr darauf hin vorgeworfen, das Unternehmen zu gefährden. Die Aussicht auf eine Stelle nach dem Praktikum habe sich zerschlagen.

Schließlich habe sie Kurse im Security-Bereich absolviert, sei Mitarbeiterin in jener Spielhalle gewesen, die sich das Trio für den ersten Einbruch ausgewählt hatte.

Der dritte im Bunde, Giovanni B., berichtete von häuslicher Gewalt in seiner Kindheit. Sein Stiefvater habe ihn geschlagen, mit elf Jahren sei er zur Oma gekommen, mit 16 wieder zur Mutter. Die Lehre zum Einzelhandelskaufmann habe er abgebrochen, habe sich als Kellner durchgeschlagen, früh und geheiratet und sei Vater geworden. Auch er hatte rund 45 000 Euro Schulden angehäuft, als die Drei ihren ersten Einbruch beschlossen. Alle drei sind vorbestraft, wegen Diebstahl, Drogenbesitz oder Betrug.

Angeklagte sagen zu 23 Einbrüchen aus

Insgesamt 23 Einbrüche ging das Gericht an diesem zweiten Verhandlungstag zweimal durch. Zuerst mit den geständigen Angeklagten, danach mit dem leitenden Polizeibeamten, der von den Ermittlungsergebnissen, den Whatsapp-Nachrichten und Browserverläufen berichtete, die sehr schnell ein umfassendes Bild ergeben hatten.

Dass sie jeweils Schmiere gestanden habe, wies die 39-Jährige Angeklagte von sich. Sie habe das Auto vom Tatort weggefahren und jeweils in einiger Entfernung gewartet. Lediglich einmal habe sie eine Textnachricht verschickt, als Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen wegen eines Einsatzes in der Nähe vorbeifuhren.

Zum Brand im Kindergarten fragten die Richter sehr genau. Es war Giovanni B. gewesen, der noch einmal in den Kindergarten St. Fidelis zurückging, ohne Taschenlampe und Handy und schließlich sein Feuerzeug auf höchste Flamme stellte, um nach seinem vergessenen Schraubenzieher zu suchen. In einem Abstellraum fand er ihn, kniete nieder, griff mit der einen Hand das vergessene Werkzeug und hielt mit der anderen das Feuerzeug hoch. Dabei geriet Krepppapier, das aus dem Regal herunterhing, in Brand. "Sehr schnell sehr groß" seien die Flammen gezüngelt. Er sei in Angst davongestürmt und habe nicht einmal den im Auto wartenden Freunden davon erzählt.

Die ahnten, als sie tags drauf in den sozialen Medien von dem Brand hörten, wer ihn verursacht haben könnte. Dass er den Brand mit Absicht gelegt habe, wies B. von sich. Trotzdem: "Nach so einem Schuss vor den Bug, hätte man ja auch aufhören können", warf der Vorsitzende Richter den Dreien vor. Zu den Zeugen, die am Nachmittag gehört wurden, zählte unter anderem auch Burladingens Feuerwehrchef Ilia Pilic, der ausführlich die Brandnacht schilderte, und schließlich sagten zwei Sachverständige des Landeskriminalamtes aus. Die hatten fünf verschiedene Versuche mit Krepppapier gemacht, einmal eingerollt, einmal im Karton und oder auch über ein Holzregal hinaushängend und sekundengenau festgehalten, wie schnell sich die Flammen ausbreiteten. Sie konnten die Version des Angeklagten nicht widerlegen. "Je nachdem, was rund um das Krepppapier herum lag, kann das so passiert sein", bestätigte einer der Gutachter. Brandbeschleuniger wurden bei den Laboruntersuchungen nicht gefunden.

Am nächsten Verhandlungstag, am 9. November, will das Gericht den forensischen Psychiater hören, der über zwei der drei Angeklagten ein Gutachten erstellt hat.