Praxen-Vermieter Barth schlägt zurück / Der versprochene Aufzug im 70er-Jahre-Bau lässt auf sich warten

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. Während der Burladinger Gemeinderat in seiner Haushaltsdebatte Ende April drei Millionen Euro aus dem Stadtsäckel für ein Ärzte- und Gesundheitszentrum bewilligte, hat wohl die ganze Stadt völlig übersehen, dass es längst eins gibt.

In Burladingens Pfarrgasse 6 hat der Wahl-Schweizer und gebürtige Burladinger Heinz Barth schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Praxen gebaut und nimmt nun das Prädikat Ärzte- und Gesundheitszentrum für sich in Anspruch. Vollmundig sozusagen und mit großen grün-roten Lettern an der Betonwand, frei nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Das Rennen um den Titel "Ärzte- und Gesundheitszentrum" hat Heinz Barth wohl schon mal gewonnen, auch wenn die Bezeichnung aus der schriftlichen Verwaltungsvorlage des Rathauses stibitzt sein mag. Zum Gesundheitszentrum gehört auch der im gleichen Gebäude beheimatete Enjoy-Fitnesspark. Dessen Inhaberin Kunigunde Schmid tut nicht nur etwas gegen die Pfunde von Biggest Loser Marc Haile und fördert die Fitness ihrer Kunden, sie verfügt jetzt auch über einen Defibrillator der jüngsten Generation. Bei Inbetriebnahme wird automatisch der Notarzt informiert und kann losdüsen um bei der Wiederbelebung helfen.

Dies und die Praxen sind für Barth wohl ausreichend, den Titel Gesundheitszentrum an seinem Mietshaus prangen zu lassen. Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte der 69-jährige Diplom-Ingenieur aus der Spediteursfamilie sich ein Scharmützel mit den Gemeinderäten geliefert und in unserer Zeitung deutlich angekündigt: "Ich lasse mir meine Ärzte nicht wegnehmen."

Denn das Burladinger Rathaus hatte bei seinen Planungen auch bei der Kinderärztin und der Gynäkologin im Pfarrgassenhaus nachgefragt, ob sie an einer neuen, behindertengerechten und energieeffizienten Praxis in Burladingens Stadtmitte interessiert wären. Zwangsweise, denn hätte Bürgermeister Harry Ebert nicht wenigstens ein paar Mietinteressenten präsentieren können, hätte die christdemokratische Opposition das Projekt wohl schon zu Anfang in der Luft zerrissen. Und vielleicht gebietet es ja auch die Höflichkeit, bei alteingesessenen Medizinern des Ortes zuerst nachzufragen. Barth aber wertete das als Abwerbung seiner Kunden, sprach von "Wettbewerbsverzerrung", kam sogar in die Gemeinderatssitzung, erhielt das Wort, drohte mit Klage und versprach einen behindertengerechten Aufzug einzubauen. Das Schild ist also mal dran, der Aufzug aber noch nicht drin. Patienten der beiden Praxen benutzten bis gestern brav die Treppe.