Geschichte: Jahrhundertelang wurde im Salmendinger Gewann "Aufberg" Eisenerz abgebaut

Burladingen-Salmendingen. (eb) Zu den wenig beachteten Spuren der Geschichte zählen die Bohnerzgruben, die manchen Wald fast in eine Kraterlandschaft verwandelten. Reste solcher Erzgruben findet man auch im Gewann "Aufberg" bei Salmendingen.

Die Bergkuppen in der Region um Salmendingen und Melchingen bergen mit dem sogenannten Bohnerz einen seit der Keltenzeit begehrten Rohstoff zur Herstellung von Eisen, der seit Jahrhunderten im Tage- wie Untertagebau gefördert wurde.

Bohnerze sind rundliche, erbsen- bis faustgroße Erzklumpen mit 28 bis 44 Prozent Eisengehalt. Sie entstanden unter tropischen bis subtropischen Klimabedingungen als Verwitterungsprodukte der vom Jurameer abgelagerten Kalkgesteine.

Nach Hebung und Verkarstung der Juraschichten lagerten sich die Reste der einst flächendeckend vorhandenen Bohnerzlehme in Dolinen, Felsspalten und Höhlen ab.

Wie die vor- und frühgeschichtlichen Erzsucher die Eisenerzlagerstätten fanden, entzieht sich genauer Kenntnis. Sie müssen viel Ausdauer, aber auch Kenntnis der Bodenbeschaffenheit besessen haben. So entging es ihnen wohl nicht, wenn nach einem Regen ein blankes Stück Eisenerz an der Oberfläche lag.

Bei ihren Streifzügen durchs Gelände legten die Erzsucher Schürfgruben an, welche flach und breit oder trichterförmig sein konnten. Der Erzabbau auf der Alb erfolgte im Tagebau, im Allgemeinen grub man sich nicht tiefer als zweieinhalb Meter, vermutlich aus fördertechnischen oder auch aus Sicherheitsgründen in den Boden ein. Grubenreste kann man noch heute auf dem "Aufberg" erkennen kann.

Die rasche Industrialisierung seit Beginn des 19. Jahrhunderts führte zu einer enormen Nachfrage nach Eisen, welches die Hüttenwerke in Thiergarten aus dem Bohnerz herstellten. Für die durch Kriegsfolgen und Missernten verarmte Bevölkerung der Zollernalb ergab sich dadurch ein willkommenes Zubrot.

Die Erzgräber bargen den Lehm aus dem die Erzwäscher an Quellen und Bächen das Bohnerz vom zähen Lehm befreiten. Arbeit gab es auch für die Fuhrleute, die mit Pferdegespannen das Erz zu den Hochöfen nach Thiergarten oder Laucherthal beförderten.

Holzhauer und Köhler lieferten die zur Verhüttung notwendige Holzkohle. Aus drei Tonnen Bohnerz und einer Tonne Holzkohle entstand so eine Tonne Roheisen. Doch der Bohnerzrausch sollte nicht lange anhalten. Nachdem die ergiebigen Salmendinger Gruben noch im Jahr 1861 fast 1000 Tonnen Erz geliefert hatten, konnten sie mit den koksbetriebenen Schmelzen im Ruhrgebiet nicht mehr mithalten. Einhergehend mit den Ferntransportmöglichkeiten des größer werdenden Eisenbahnnetzes, war die arbeitsintensive Bohnerzverhüttung auf Dauer nicht konkurrenzfähig.

Die Zeit des Bohnerzabbaues war vorbei. Das 1670 erbaute fürstenbergische Hammerwerk Thiergarten wurde 1863 stillgelegt, der Hochofen des Hüttenwerkes Laucher-thal 1879 zum letzten Mal abgelassen. Mit der Einstellung des Hochofenbetriebes hörte die Erzgräberei schlagartig auf, ebenso ging die Köhlerei zurück, die Holzkohle für die Verhüttung produziert hatte. Der Rohstoff Holz brachte mehr Geld ein, wenn er für die Zelluloseherstellung verwendet wurde.  

Weitere Informationen: Erreicht werden können die alten Bonerzgruben vom Wanderparkplatz Geißhalde über die ausgeschilderte Route "Erzgruben – Köbele"