Die Volksbank-Filiale in Gauselfingen wird geschlossen. Foto: Rapthel-Kieser

Schließung der Filiale im Ort ein bitteres Weihnachtsgeschenk. Wiederbelebungsversuch gescheitert.

Burladingen-Gauselfingen - Normalerweise erledigt sie als Serviceberaterin in der Gauselfinger Filiale der Volksbank die Geldgeschäfte ihrer Kunden. Jetzt aber hat Susanne Rist vor allem die Klagen darüber entgegen zu nehmen, dass die Filiale zum 30. Dezember ihre Pforten schließt.

In der jüngsten Ortschaftsratsitzung hatte Ortsvorsteher Rudi Kanz noch einmal darauf hingewiesen, dass die Schließung der Gauselfinder Volksbank-Filiale anstehe. Bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der Bank und der Bürgermeisterin des Nachbarortes Hettingen, Dagmar Kuster, habe er versucht, das abzuwenden. Der Widerbelebungsversuch scheiterte. "Die Entscheidung ist in Stein gemeißelt", verkündete Kanz.

Der Schwarzwälder Bote berichtete und seitdem hat Serviceberaterin Susanne Rist vor allem die Beschwerden ihrer Kunden entgegen zu nehmen. "Ich schreibe alles auf und gebe das genau so weiter", sagt Rist, die seit sieben Jahren an drei Tagen in der Woche ihren Dienst in der Gauselfinger Filiale der Volksbank ausübt. Sie selber weiß auch nicht, wo es für sie im kommenden Jahr weiter geht.

"Traurig, traurig, traurig, der kleine Bürger zählt nicht mehr", kommentierte einer ihrer Kunden die Tatsache, dass er künftig für Bankgeschäfte nach Neufra oder Burladingen fahren muss. Nicht einmal ein Bankautomat wird den Gauselfingern bleiben.

Und auch für den Defibrilator, der bisher im Vorraum der Bank neben dem Geldautomaten untergebracht war, wird der Ortschaftsrat eine neue Bleibe suchen müssen. "Man wird indirekt dazu gezwungen, Online-Banking zu machen. Aber das will ich nicht, da wehre ich mich mit Händen und Füßen. Denn damit betreibe ich ja auch den Arbeitsplatzabbau mit", sagt ein Herr im mittleren Alter.

Und ein Senior, der seit siebzig Jahren Mitglied in der Genossenschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken ist, blickt auf die Geschichte des Burladinger Teilortes zurück. Viele Textilfirmen, viele Arbeitsplätze habe es gegeben und ein prosperierender Ort sei Gauselfingen einst gewesen. Jetzt sei alles weg. "In Gauselfingen wird alles aufgelöst: Die Grundschule ist weg, keiner baut mehr Häuser, keine Firmen siedeln sich an, da stimmt gar nichts mehr", klagt der Rentner und ist schnell mit anderen Kunden in die Diskussion über nicht funktionierende Telefonleitungen und langsames Internet verwickelt. Online-Banking, das klappt halt auch oft nicht.

Kundin: "Es ist eine Katastrophe"

Insgesamt sind es 13 Geschäftsstellen, die die Volksbank Hohenzollern-Balingen eG auf dem Lande zum 30. Dezember schließen wird. Gauselfingen ist eine von ihnen, Hettingen, im Nachbarort eine andere, auch Jungingen ist betroffen. Ein bitteres Weihnachtsgeschenk für viele, die jahrelang in der Genossenschaft Mitglied waren, ihrer Bank die Treue gehalten haben. "Eine Katastrophe", nennt eine Rentnerin, die mit dem Auto vorgefahren kommt, die Entscheidung. Sie selbst sei zwar mobil, aber ihre Schwester habe einen Schlaganfall gehabt und für die wird es ohne Bank am Ort künftig richtig schwierig werden, gibt sie zu Bedenken.

"Ich finde es nicht gut, immer auf Kosten derer zu sparen, die das am Leben halten", kritisiert ein 63-jähriger Gauselfinger. "Aus wirtschaftlicher Sicht mag die Entscheidung der Verantwortlichen verständlich sein, aus unserer Sicht ist das schlecht", sagt ein anderer Kunde, der Susanne Rist einen prall gefüllten Beutel mit Münzen durch die Glasabtrennung reicht. Auch er wird künftig nach Neufra oder Burladingen fahren müssen.