Kaiserschmarrn ist eines der Lieblingsessen der Kinder. Nach dem Essen werden die Kinder betreut. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Ganztagsbetreuung: Die Zahlen aus Stetten räumen jeden Zweifel aus / Bis zu 27 Schüler profitieren

Burladingen-Stetten. Offensichtlich ist heute mein Glückstag. Ich darf in der Grundschule der Mensa in Stetten unter Holstein mit den Schülern zu Mittag essen. Es gibt Kaiserschmarrn und der achtjährige Marlon klärt mich auf: "Kaiserschmarrn ist überhaupt das Allerbeste von der ganzen Welt." Recht hat er.

An vier Tischen sitzen über 20 Schüler und lassen es sich schmecken. Zuvor wurde gemeinsam gebetet, danach haben die Mitarbeiter des Hauses Nazareth, Azubi Florian Renz und Theresa Buck, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, das Essen ausgeteilt.

Am Montag gab es Fischstäbchen, Dienstag Penne mit Tomatensoße und gestern Fleischküchle mit Gemüse. "Sehr lecker", erzählt mir meine Nebensitzerin Nele. Ihr Lieblingsessen sei aber Pfannkuchen. Das gebe es auch immer wieder mal. Kevin, der zu meiner Linken sitzt, stimmt Nele zu.

Seit über einem Jahr wird an der Grundschule in Stetten an vier Tagen in der Woche, von Montag bis Donnerstag Ganztagsbetreuung angeboten, ebenso ein Mittagessen. Die Mensa ist gegenüber der Schule in jenem Haus, das einst die Lehrerwohnung war und in der jetzt auch die Gruppenräume untergebracht sind.

Was einst im Gemeinderat Anlass für erregte Diskussionen und eine Kampfabstimmung war, hat sich längst etabliert und die Zahl der teilnehmenden Kinder räumt jeden Zweifel aus.

Damals, im Juli 2015, wollte CDU-Fraktionssprecherin Dörte Conradi den Beschluss der Schulkommission kippen. Die hatte sich mehrheitlich für zwei Nachmittage in den Grundschulen in Hausen und Ringingen und vier in Stetten ausgesprochen und dem Gemeinderat empfohlen, das so zu beschließen. Conradi wollte alle Schulen gleich behandeln und auch Stetten nur zwei Nachmittage zugestehen. Nach nochmaliger Beratung, stimmte schließlich auch die CDU-Fraktion für vier Betreuungstage in Stetten, mahnte aber an, dass sich wenigstens fünf Schüler regelmäßig für das Angebot anmelden müssten, um es aufrecht zu erhalten. Mittlerweile sind es von insgesamt 60 Grundschülern aus Stetten, Hörschwag und Melchingen sogar 35, die an einem oder mehreren Tagen in der Mensa essen und danach in Gruppen, AGs und bei den Hausaufgaben betreut werden.

Davor hatte der abgelegene Teilort auf der oberen Alb mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen, Elternbeirat und Lehrer fürchteten gar um den Bestand der kleinen Grundschule.

Die Kids machen Sport oder spielen Theater

Denn in den Nachbarorten wie Sonnenbühl und Mössingen gab es längst ein ausgefeiltes Betreuungsangebot. Viele Eltern wanderten ab, schickten ihre Kinder über die Kreisgrenze. Das ist jetzt anders.

"Jetzt haben wir einen Gegenpol zu dieser Konkurrenz", freut sich Schulleiterin Bärbel Linzner und verweist auf die Zahlen. Am Montag sind es 17, am Dienstag, 27, am Mittwoch 25 und am Donnerstag gar 27 Schüler, die von der Ganztagsbetreuung profitieren. Von Montag bis Donnerstag werden mal 11, dann 25, 14 und 22 Essen an die Kinder ausgeteilt. Und viele Eltern, die sich zuvor entschlossen hatten ihre Kinder in die Schulen der Nachbarorte zu schicken, haben sich anders entschieden. Sie schätzen die Flexibilität des Angebots. Mancher der Grundschüler ist nach dem Mittagessen nur noch eine weitere Stunde in der Schule, andere bleiben bis 16 Uhr. Einige nehmen an zwei Tagen Betreuung bis 16 Uhr und an einem anderen bis 14 Uhr in Anspruch.

Die Eltern haben das Gefühl, dass da auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird und sie den Stundenplan der Kinder maßschneidern können. Sie müssen in der Mittagspause nicht mehr hin und her fahren, sondern wissen ihre Kinder wohl betreut. Und die Kids machen nachmittags entweder ein bisschen Sport, spielen in der Theater AG, gehen raus in die Natur, häkeln, malen oder basteln im Fach Technik und Werken. "Die Mitarbeiter des Hauses Nazareth leisten da eine tolle Betreuungsarbeit", freut sich Linzner. Und der Bestand der Grundschule scheint vorerst gesichert.