Original-Schauplatz: "Ein Dorf im Widerstand" erinnert in der Mössinger Pausa-Bogenhalle an die Auflehnung der Mössinger gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Foto: Schweizer/ Theater Lindenhof

Grandiose Wiederaufnahme: Lindenhof zeigt "Dorf im Widerstand".

Burladingen/Mössingen - Der Generalstreik vom 31. Januar 1933 war in Mössingen umstritten. Das Theaterstück darüber und seine Inszenierung in der Pausa-Bogenhalle ist es jedenfalls nicht mehr. Für die Wiederaufnahme ihres preisgekrönten Stücks "Ein Dorf im Widerstand" von Franz Xaver Ott ernteten das Theater Lindenhof und die vielen glänzenden Laiendarsteller und Musiker mit Dirigent Dietrich Schöller-Manno und Regisseur Philipp Becker minutenlangen Beifall.

Vielleicht schafft die gemeinsame Arbeit an dem Stück, der Preis vom Staatsministerium für Kultur und Medien und auch, dass Ott und Becker sich nicht einfach auf die Seite der Kommunisten schlagen, simple Stellungnahmen vermeiden und die Meinung beider Seiten darstellen, was selbst ein höchstrichterliches Urteil in den 1950er-Jahren nicht vermochte: dass die Mössinger Frieden schließen mit diesem Stück Vergangenheit, dass sie die Leistung und Absicht der damals Marschierenden und Streikenden anerkennen und respektieren.

Johannes Hofmanns Musik spielt eine der tragendsten Rollen in dem Widerstands-Stück. Der Komponist setzte für das "konzertierte Spiel" auf eine Mischung zwischen tiefen Bläserklängen, rhythmischem Stakkato oder sanft-sinfonischen Melodien und chorischen Einlagen, die unterschiedlichen Stimmungen bei den durchchoreografierten Massenszenen zu transportieren. Unter der Stabführung von Dietrich Schöller-Manno erbringen die Musiker von Jugendmusikschule, Kammerorchester und Blasorchester auf ihrer fahrbaren Bühne eine Glanzleistung.

Überhaupt: Viele bewegliche Elemente hat Bühnenbildner Beni Küng da eingebaut. Der Führer fährt herauf aus einem tiefen Schacht, lässt erst den zum Gruß erhobenen Arm erblicken, und dann wird sichtbar – er sitzt im Rollstuhl. Oliver Moumouris spielt stimmgewaltig und mit eindringlicher Präsenz den am Ende wüst zerzausten Engel der Geschichte, der von der historischen Ebene immer wieder in die Rahmenhandlung führt. Bernhard Hurm gibt den lederbehosten Blechtrommler, der kindlich-naiv mit Wortspielen die Mächtigen hinterfragt. Berthold Biesinger scheint prädestiniert für die Rolle des wortgewaltigen Rebellen-Anführers. Er spielte sie auch im "Armen Konrad".

Peter Höfermayer agiert in der Rolle des abwiegelnden, zögerlichen Bürgermeisters Jaggy, Gerd Plankenhorn spielt den knallharten Fabrikbesitzer Merz.

Linda Schlepps und Martin Rottach führen den Zuschauer auf einen Nebenstrang der Handlung. Das Private wird politisch in der Familie Ayen. Das Glück zerbricht. Wären die Zeiten anders gewesen, hätte es ganz anders kommen können.

Die beiden sind das beste Beispiel dafür, wie die Grenzen von Profischauspielern zu Laien verwischen, in diesem Stück. Gemeinsam erbringen sie eine glänzende Leistung, füllen die Halle – und die Herzen der Zuschauer.

u Noch bis 4. Oktober wird "Ein Dorf im Widerstand" in der Mössinger Pausa-Bogenhalle zu sehen sein. Karten gibt es unter 07126/ 9 29 30.