Für Bienen ein Schlaraffenland: die gelben Blüten der Donau-Silphie in Ringingen. Biogas-Produzent Karl-Johann Dorn veranschaulicht, wie groß die Pflanze wird und lädt Spaziergänger zum Beobachten der Bienen in sein Feld und auf den Hochsitz ein. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Der Ringinger Karl-Johann Dorn wagt einen Feldversuch mit der nordamerikanischen Silphie

Mit dieser Pflanze ist echt Staat zu machen. Mögen sich die Bienen denken. Seit der Ringinger Biogasbauer Karl-Johann Dorn die nordamerikanische Silphie anbaut, brummt bei ihm der Laden. Oder zumindest ein Teil jener Felder, auf denen bisher der Mais als Monokultur stand.

Burladingen-Ringingen. Dorn hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er gern Neues ausprobiert und offen ist für Innovationen. Er hat vor vielen Jahren seinen Hof in eine Biogasanlage verwandelt, war einer der ersten, die in Burladingen Alpakas hielten und züchteten und schreitet jetzt mit dem Anbauversuch der nordamerikanischen Silphie voran, auch durchwachsene Silphie oder lateinisch "Silphium perfoliatum".

Sperrig ist bei dem gelben Korbblütler aber nur der Name. Alles andere ist eine Augen- und vor allem Bienenweide. Wer derzeit an den eineinhalb Hektar Dorns vorbeifährt, auf denen der Biogasler seinen Feldversuch wagt, ist schwer beeindruckt, weil er sieht, was man aufgrund des dramatischen Insektensterbens fast nicht mehr zu Gesicht bekommt: Bienen, Bienen und nochmals Bienen.

Für "Biene Maja" und ihre fleißigen Schwestern ist das Feld ein Schlaraffenland. Für lange Zeit, denn die Silphie blüht von Mai bis Ende September. Genau dann, wenn andere Felder und Wiesen längst verblüht oder abgemäht sind und Bienen, Hummeln und andere Insekten darben müssen. Kein Wunder das Imker aus Mössingen, Tübingen oder Sigmaringen bei Dorn anrufen oder vorstellig werden, weil sie ihre Bienenkörbe sehr gerne an den Rand seines Silphie-Feldes stellen würden.

"Ich will das aber den Ringingern und Burladingern vorbehalten", sagt der Landwirt entschieden. Dorn hat im Mai vergangenen Jahres auf diesen 1, 5 Hektar den Samen der Donau-Silphie als Untersaat zum Mais gesät. Für die aus Nordamerika kommende Silphie, die mit der Hand gepflanzt werden müsste, hat der Energiepark Hahnennest zusammen mit der Firma Metzler & Brodmann KG ein praxistaugliches Anbauverfahren entwickelt, das eine Aussaat ermöglicht und so die Donau-Silphie kreiert. Jetzt ist die Pflanze in Ringingen schon bald zwei Meter hoch und wird dann noch mindestens einen halben Meter wachsen.

Auch das ist ein Grund, warum Dorn einen Hochsitz an den Rand des Feldes stellte – samt Infotafeln für vorbeiwandernde oder -radelnde Interessenten.

Einladung auf "ein paar ruhige Minuten"

"Das ist doch einfach auch schön anzusehen", freut sich Dorn und lädt deshalb Spaziergänger auf seinem Schild "auf ein paar ruhige Minuten" in sein Feld und auf den Hochsitz ein.

Neben den Bienen, von denen sich manche zu zweit oder dritt auf einer Blüte tummeln, kann der aufmerksame und stille Beobachter schließlich auch andere kleine Lebewesen beobachten, die aus den Blätterkelchen trinken, die am Stengel zum Wasserbehälter werden.

Vom Hochsitz aus will auch Dorn selber den Überblick behalten über die Bienenweide, die wegen ihrer Biomasse, den großen viereckigen Stängeln und den ausladendem Blattwerk für ihn als Gas- und Stromerzeuger so interessant ist. Und, weil sie deutlich weniger arbeitsintensiv ist als der Mais, der keine Bienen, aber dafür umso mehr die Wildschweine anzieht. Was deren Population begünstigt und damit weitere Probleme bereitet.

Im nächsten Jahr wird Dorn nochmal neun Hektar mehr Silphie blühen sehen, die hat er vor drei Monaten gesät. Die Silphie ist mehrjährig, kann bis zu 15 Jahre nach der ersten Aussaat geerntet werden. Sie braucht nur im ersten Jahr Dünger und Pflanzenschutz und das bedeutet für den Landwirt, der immer knapper kalkulieren muss, deutlich weniger Arbeitsaufwand. Zu den ökonomischen Pluspunkten kommen aber auch die ökologischen, denn die Silphie ist nicht nur Bienenweide, sie bindet viel Kohlendioxid, sorgt für Humusaufbau im Boden und ist auch bei langanhaltenden Trockenphasen recht resistent.

Trotzdem: Dieser hübsch anzusehende Korbblütler wird und soll den Mais nicht verdrängen, stellt Dorn klar. Denn vielfach wird er eben auch als Vieh- und Hühnerfutter gebraucht. Zwischen Silphie und Mais wird es langfristig wohl eher eine Koexistenz geben. Und dann vielleicht auch mal wieder mehr Bienen.

Wer mehr wissen will über die Donau-Silphie, kann sich auf der Internetseite des Energieparks Hahnennest und der Firma Metzler & Brodmann KG mit dem Titel donau-silphie informieren.

Weitere Informationen: www.donau-silphie.de/home.html www.eph-energie.de/