Berthold Maier über seine Ausstellung im Rathaus, seine Zeit in einer Musiker-WG und die Freiheit der Kunst

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Salmendingen. "Die Tatsache, dass ich nicht von meiner Kunst leben muss, beschert mir große Freiheit", sagt der 65-jährige Salmendinger Künstler Berthold Maier. Derzeit sind die Werke des Autodidakten in vier verschiedenen Ausstellungen zu sehen.

Berthold Maier lebt seit rund 20 Jahren auf der Alb in Salmendingen. Damals kaufte er sich das hübsche kleine Eckhaus an der Hauptstraße, richtete es liebevoll ein und bezog unter dem Dach sein Atelier. Der Chemotechniker, der bis vor kurzem beim Chemischen Institut in Tübingen gearbeitet hat, genießt jetzt den Ruhestand und dass er mehr Zeit fürs Malen und die Musik hat. Beides hat ihn schon früh fasziniert.

In jungen Jahren lebte er zusammen mit fünf anderen Musikern in einer Wohngemeinschaft in einem Bauernhaus in Hemmendorf bei Rottenburg, jeder ging seinem Beruf nach und am Wochenende gab es Auftritte der Band. Maier am Schlagzeug. "Aber nur mit der Musik den Lebensunterhalt zu bestreiten, das gelang nur wenigen Musikern aus der Szene", berichtet der Pensionär rückblickend. Auch Maier nicht, Malerei und Musik blieben Hobbys, aber Hobbys, denen er ambitioniert und mit Feuereifer nachging.

"Berthold Maier ist einer der vielseitigsten und sicher der produktivste Künstler in unserer Runde", sagt der Vorsitzende der Burladinger Maler, Wolfgang Bastian. Auf rund 800 Werke schätzt Maier, was er als Maler in den vergangenen Jahren produziert hat und räumt unumwunden ein, dass die intensivste Phase seines Schaffens erst 2000 begann.

Die Anfänge liegen aber weit zurück. Sein Vater, ein "brillanter Hobbymaler mit ausgefeilter Technik", gab viel von seinem Wissen an den Sohn weiter. Vom Vater, so bekennt der 65-Jährige, habe er früh den Umgang mit Öl und Aquarellfarben gelernt. "Und von den Maler-Kollegen kann man dann viel lernen, nur schon dadurch, dass man es ansieht", erklärt Maier, warum er auch ein passionierter Ausstellungsbesucher ist.

Wenn es um die Malerei geht, bekennt er sich dazu, Autodidakt zu sein, lustvoll mit verschiedensten Materialien, Stilen, Farbtönen und Genres zu experimentieren und sich gerne immer mal wieder neuen Themen zu widmen. Derzeit ist es das Wasser, Wellen, die Lichtspiegelungen auf Seen, die ihn faszinieren und die er im Bild festhält, einige dieser Arbeiten seien jetzt im Burladinger Rathaus zu sehen.

2013 widmete er sich der Illustration, malte Speisepilze und gab einen Kalender heraus, dann mal sind es die Stilleben, die es ihm angetan haben. Auch Auftragsarbeiten nimmt er an, etwa, wenn jemand die Ansicht seiner Heimatgemeinde gern in Öl hätte oder Aufträge vom Ortschaftsrat Hausen, der sich erst ein Wandgemälde im Römerzimmer des Heimatmuseums und dann die Gestaltung über dem Eingang der Friedhofskapelle mit einer Sonne wünschte.

Was er kann und weiß, gibt Maier an die junge Generation weiter, leitet einmal in der Woche an der Grundschule in Stetten einen Kreativmalkurs für Acht- und Neunjährige Grundschüler. Und Schlagzeug spielt er immer noch. "Scarface Martin & His Boiling Pot" heißt die Band, in der er Jazzrock spielt, wenn er die Farbtöne mit den Noten tauscht.