Nicht Fotos, sondern Stimmen fängt die Kabine ein, die die Lindenhöfler "Postkasten" genannt und in ihrem Foyer aufgestellt haben. Sie soll die Meinungen und Ansichten der Theaterbesucher sammeln. Foto: Lindenhof Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Mit acht Trafo-Projekten wollen die Lindenhöfler näher an die Menschen und an andere Kulturschaffende heranrücken

"Spannend" nennt der Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer, was sich unter dem Label "Trafo-Projekt" gerade so Neues tut in seinem Theater. Dafür, dass die Truppe neue Wege beschreitet und Ungewöhnliches wagt, gibt es Zuschüsse von der Kulturstiftung des Bundes.

Burladingen-Melchingen. Ausprobiert wird da auch einiges, was über die klassische Theaterarbeit hinaus geht. Da geht es vor allem darum, noch näher ranzugehen an die Menschen, ob Zuschauer oder nicht, und es geht darum, sich mit anderen Kulturschaffenden noch viel enger zu vernetzen.

Insgesamt sind es acht Projekte, die da im Lindenhof begonnen wurden: Dazu gehört unter anderem der Postkasten, der seit einigen Wochen im Foyer des Theaters aufgestellt ist und aussieht wie eine Kabine für schnelle Passfotos, aber Bürgerstimmen einfängt; das Erzählcafé, das einmal schon stattgefunden hat; der Theaterexperimentierclub, den die Lindenhöfler gerade vorbereiten und in dem begeisterte Laien mit Profis an einer neuen Produktion basteln.

Geplant ist ein Club für Jugendliche in Trochtelfingen, ein Club für Erwachsene in Melchingen und ein Club für Kinder in Kooperation mit einer Schule aus der Region. Die Spielleitung übernehmen professionelle Theaterpädagogen. Das alles stehe für "Kultur im Wandel".

Näher ranrücken an die Bürger will man auch mit der etwas anderen Art, das Kartenbüro zu betreiben. Dort gibt es ab sofort gelbe Säcke, ein Tässchen Kaffee und jede Menge Informationen für Touristen, die die Schwäbische Alb besuchen. Keine schlechte Idee in einem abgelegenen Teilort, in dem das Rathaus ja nur stundenweise geöffnet ist. Wie auch, dass ab Januar 2017 die Garderobe des Theaters Lindenhof immer mal wieder zum Salon wird, in dem ein Tübinger Friseur den Melchingern einen Haarschnitt anbietet und die Theatermacher einen Blick hinter die Kulissen gewähren.

Ganz dicht am Bürger ist man dann wohl mit einem Ein-Mann-Stück für das Wohnzimmer. Das können sich Theaterliebhaber bald für eine Vorstellung in die eigenen vier Wände holen.

Silvie Marks und Johannes Schleker, bekannt als Duo Marks & Schleker, unterstützen die Lindenhöfler bei einigen dieser Projekte. Sie studierten in Hildesheim Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis und arbeiteten dort drei als Kulturschaffende im Bereich Theater. Sie führten Regie und hatten die künstlerische Leitung am Hayinger Naturtheater, die sie zur Spielzeit 2015/2016 übernommen haben.

Eine größere Rolle soll künftig auch der Austausch mit dem Landestheater Württemberg Hohenzollern spielen. Die Tübinger Truppe hat ein hoch gelobtes und engagiertes Kindertheater – das war und ist jetzt öfter in Melchingen zu Gast. Gleichzeitig zeigen die Lindenhöfler ihre Produktionen in der Universitätsstadt. Auch das Kinomobil ist mittlerweile einmal im Monat zu Gast in Melchingen; dann werden im Theatersaal der Scheune Filme gezeigt.

Ob das alles gut angenommen wird und wo man nach zwei Jahren steht, wenn die Zuschüsse aufgebraucht sind, könne bislang noch niemand wirklich sagen, meint Intendant Stefan Hallmayer. Aber: "Der Start ist vielversprechend."