Eine Downhillstrecke für Mountainbiker am Skilift wäre vielen Anliegern ein Dorn im Auge. Foto: Kappherr Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Stadtleitbild von 2005 sprachen sich Stadtväter bereits für Skilift und Mountainbike aus

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. Manchmal lohnt sich ein Blick zurück in alte Akten. Die jetzt von den Anliegern so vehement bekämpfte Downhillstrecke für Mountainbiker am Skilift wurde genau genommen bereits vor zehn Jahren vom Gemeinderat für gut und richtig befunden.

Detailliert beschrieben finden sich die Pläne im 105-seitigen "Maßnahmehandbuch zum Stadtmarketing für die Stadt Burladingen", das von dem Stuttgarter Planungsbüro Cima in engster Kooperation mit Kommissionen aus Burladinger Bürgern erstellt, in öffentlichen Foren beraten, schließlich präsentiert und dann verabschiedet wurde. Dieses Stadtleitbild ist kein Geheimnis, öffentlich zugänglich und liegt auch der Redaktion des Schwarzwälder Bote vor.

Da gab es die Kommission Lenkungsgruppe, den Arbeitskreis Wirtschaft, Dienstleistung und Einzelhandel, den Arbeitskreis Naherholung, Freizeit und Kultur, den für Stadtbild, Umwelt und Verkehr oder den für Wohnen, Bildung und Soziales. Allesamt jeweils besetzt mit bis zu 19 Bürgern, die gemeinsam eine Idee davon entwarfen, wie Burladingen in der Zukunft aussehen soll und was dafür geschehen muss. Die Mitgliederliste der Arbeitskreise und Lenkungsgruppe liest sich heute noch wie ein Who-is-Who der engagiertesten Burladinger aus Wirtschaft, Kultur, sozialen Bereichen und Politik. Viele Gemeinderatsmitglieder waren damals schon mit von der Partie. So finden sich in der Lenkungsgruppe unter anderem die Namen von Waltraud Barth-Lafargue, Ortsvorsteherin von Melchingen, oder Claudia Dehmer, die damals für den HGV Burladingen in der Lenkungsgruppe saß und jetzt für die CDU im Gemeinderat. Auch Friedemann Mutscheler, Ringingen, Erwin Staiger, Ortsvorsteher Hausen und Wolfgang Schroft für die Vereine waren schon damals mit dabei. CDU-Rat Klaus Ritt wirkte im Arbeitskreis Wohnen, Bildung und Soziales. Über zwei Jahre wurden Informationen gesammelt, Haushalte befragt, Ideen entwickelt und verworfen, Foren einberufen und schließlich das Maßnahmehandbuch im Gemeinderat vorgelegt und von dem für gut befunden. Die Maßnahme Nummer 77 unter den zusammengefassten Zielen des Arbeitskreises Naherholung, Freizeit und Kultur befasst sich ausgiebig mit der Downhillstrecke. Da wird unter der Überschrift "Errichtung einer Mountainbike-Strecke bzw. Bike/BMX-Park am Skilift" auf den Seiten 64, 65, und 66 zuerst die Ausgangssituation erläutert, dann eine Zielstellung gegeben und schließlich das Projekt detailliert beschrieben. Unter anderem: "Als signifikantes Angebot soll hierbei für Downhillbiker eine Down-Hill-Strecke entstehen, die eine besondere Herausforderung und Attraktion bietet. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Fahrradhändlern können hierfür spezielle Radsportpakete und Kursangebote erstellt werden." Und weiter: "Der Skilift (am Nordhang) muss reaktiviert werden und für den Transport von Rädern umgerüstet werden. Hierzu bedarf es unter anderem einer neuen TÜV-Abnahme. Die Downhillstrecke sollte mit abwechslungsreichen und interessanten Passagen gestaltet werden (zum Beispiel schnelle Wiesenstücke, schmale Single Trails, schwierige und steile Wurzelpassagen, Sprünge, weite und enge Kurven), um so auch geübten Fahrern jede Menge Spaß und Abwechslung zu bieten. Für Menschen, die sich an dieser neuen Sportart versuchen möchten, sollten Kurse von professionellen Downhill-Guides angeboten werden. Ein Bikepark am Fuß des Hanges könnte das Angebot abrunden."

Die Umsetzungsdauer setzten die Planer damals zwischen kurz- und mittelfristig an, die Priorität zwischen gering, mittel und hoch ebenfalls mit mittel. Die Stille von Seiten der Ratsmitglieder, Fraktionen und der Stadtverwaltung zu diesem Thema könnte also daher rühren, dass es für aufmerksame Bürger längst ein alter Hut, durchdiskutiert und im Sinne der Mehrheit und für die Förderung des Tourismus eine Downhillstrecke grundsätzlich bereits positiv bewertet worden ist.

Von Erika Rapthel-Kieser

Die Anlieger unterm Skilift scheinen jetzt erst aufzuwachen. Aber Information ist in einer demokratischen Gesellschaft auch eine Holschuld der Bürger. Aus heiterem Himmel kommt die Nachricht nicht, dass überm "Tellen" auch Mountainbike stattfinden soll. Auch wenn die Häuslebesitzer dort gerne beklagen, dass keiner mit ihnen redet und dass Stadt und Investor eine "Salami-Taktik" verfolgen. Fakten und ganz klare Gemeinderatsbeschlüsse liegen seit mehr als zehn Jahren ausformuliert, begründet und in Bürger-Kommissionen erarbeitet öffentlich zugänglich auf dem Tisch. Und wenn der Gemeinderat wegen der Anliegerproteste Schritt für Schritt von diesem Leitbild abrücken würde: Das wäre eine Salami-Taktik, die viele Burladinger Bürger wahrscheinlich gar nicht lecker finden. Es geht darum rauszufinden, was einer Mehrheit schmeckt und bekommt.