Hilde Simmendinger (links) und Anna Maria Flad halten für Pilger in Killer die Türe offen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Jakobspilger: Die Wanderer sind bei Anna Maria Flad und Hilde Simmendinger in guten Händen

"Jeder Pilger ist willkommen", sagt Anna Maria Flad und strahlt. Die 61-Jährige Mesmerin der Mater-Dolorosa-Kirche in Killer kümmert sich mit Hilde Simmendinger um die Jakobspilger, die in Killer im ehemaligen Jugendraum der Kirche Station machen.

Burladingen-Killer. Die beiden engagierten Frauen sind Mitglieder der Jakobsbruderschaft. Die wurde 1510 erstmals urkundlich erwähnt und im Jahre 2004 von einer Gruppe engagierter Christen und Pilgerfreunden wiederbelebt.

Ein Übernachtungsraum war damals ebenfalls schnell gefunden. Es ist der ehemalige Ministranten- und Jugendraum der Kirche, der zeitweise auch eine Bücherei war. Viele hundert Übernachtungsgäste haben Flad und Simmendinger, die wenn es um die Gästebetreuung geht, in der ersten Reihe der gastfreundlichen Jakobusbruderschaft stehen, in den vergangenen Jahren dort betreut.

Der Raum ist klein, aber fein. Die Campingbetten stehen zusammengeklappt an der Wand und in den Schränken liegt die frisch duftende Bettwäsche, die Anna Maria Flad in ihrem Zuhause wäscht und wieder zurückbringt. Es gibt einen Kaffeekocher, Herdplatten und ein wenig Geschirr für die meist müden und erschöpften Pilger. Die bleiben manchmal auch zwei Nächte, um wieder Kraft zu tanken.

"Und ein Brot und eine Wurst habe ich für die Pilger auch immer parat", erzählt Simmendinger. Denn einige der Wanderer bleiben nur auf ein Vesper oder werden spontan zu einem warmen Mittagessen eingeladen.

Andere Streckenhelden logieren zwei Nächte, um sich zu erholen. Kostenfrei. Nur wer möchte, hinterlässt eine kleine Spende. "Im Schnitt läuft so ein Pilger etwa 30 Kilometer am Tag", berichtet die Mesmerin Anna Maria Flad. Einige der Wanderer melden sich schon Monate im Voraus an, haben ihre Reise genau durchgetaktet und geplant und in ihrem Rucksack den kleinen Pilger-Bestseller von Wolfgang W. Mayer aus Starzeln über die "Jakobswege" immer dabei.

Andere verlassen sich auf das Internet, rufen am frühen Morgen an, dass sie am Abend kommen und wieder andere stehen einfach vor der Tür und fragen nach der Übernachtungsmöglichkeit. Es sind Jugendgruppen oder kleine Familien, auch Betriebskollegen, die miteinander pilgern sowie Freundinnen oder Paare.

Nicht alle haben als Ziel Santiago de Compostela im Blick, jene Stadt im Nordwesten Spaniens in der Provinz Galizien, in der angeblich das Grab des Jüngers Jakobus sein soll. "Die meisten", so sagt Flad, "sind auf der Suche nach sich selbst.

Auf dem Weg, wenn Entscheidungen anstehen

Sie machen sich auf den Weg, wenn sie vor schwierigen Entscheidungen in ihrem Leben stehen oder wenn etwas passiert ist, dass ihre Lebensplanung entscheidend verändert hat." Viele pilgern nur an verlängerten Wochenenden, Etappe für Etappe auf einem der zahlreichen Wege, die sich durch ganz Europa ziehen und mit der berühmten Muschel, dem Attribut des Jakobus, gekennzeichnet sind.

Die Jakobusbruderschaft kümmert sich um diese Pilger, wenn sie durch Killer kommen und um die Wege im Hohenzollerischen. "Das ist unsere vornehmste Aufgabe", sagt Hilde Simmendinger und setzt dazu: "Es macht aber auch sehr viel Spaß. Es sind nachhaltige Begegnungen mit vielen interessanten Menschen." Menschen, die oft davon berichten, auf wie viel Freundlichkeit, Anerkennung und Hilfe sie unterwegs schon gestoßen sind. Die erzählen, wann sie sich verlaufen haben, warum sie pilgern und woher sie kommen.

Und Hilde Simmendinger und Anna Maria Flad stehen den Pilgern in Killer mit Rat und Tat zur Seite. Manchmal mit Speis und Trank, sie hören zu, erklären nochmal die Wege und Abzweigungen und manchmal, viele Wochen später, kommt eine Postkarte, die bezeugt, dass Killer und seine Gastfreundschaft den Pilgern noch lange im Gedächtnis ist.

Auch das Gästebuch gibt beredt Zeugnis davon, wie gut Flad und Simmendinger ihre ehrenamtliche Aufgabe erfüllen. Manche haben kleine Zeichnungen in bunten Farben hinterlassen, andere kleine Reime und selbst verfasste Gedichte.

Die Menschen kommen aus Polen, Irland, Frankreich oder auch Asien. "Die völlig erschöpfte Pilgergruppe konnte sich hier super erholen", heißt es da auf einer Seite. Ein anderer attestiert der Jakobusbruderschaft, dass der Aufenthalt in Killer ihm "Mut zum Weiterwandern" gemacht hat und ein weiterer wünscht: "Möge der heilige Jakobus sie dafür segnen."“

Die Jakobusbruderschaft zählt derzeit rund 35 Mitglieder. Sie bietet in Killer nicht nur einfache Übernachtungsmöglichkeiten an, sondern organisiert auch Wanderungen und kümmert sich um den Hohenzollerischen Jakobsweg von Rangendingen bis Sigmaringen. Die Hauptversammlung ist am Samstag, 29. Juli, ab 20 Uhr im Saal des Rathauses von Killer. Dem voraus geht ein Gottesdienst, der um 18.30 Uhr beginnt.