Neue Aufstellungsbeschlüsse für Windkraft / Renommierte Gutachter stärken Küche-Bewohner

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Hermannsdorf. Das Gewann Küche in Hermannsdorf wird als Standort für Windkraftanlagen immer unwahrscheinlicher. Die Küche-Bewohner haben sich von Fachleuten der renommierten Verwaltungsfachschule aus Kehl ein Gutachten erstellen lassen, das eine klare Sprache spricht.

Quintessenz: Die Anwohner des Weilers bei Hermannsdorf müssen nicht akzeptieren, dass nur ein Abstand von 450 Metern zu Windkraftanlagen eingehalten wird, während bei Wohngebieten 1000 Meter gilt.

Der Burladinger Gemeinderat nimmt jetzt Ringelstein bei Ringingen und das Gewann Telle zwischen Stetten und Salmendingen genauer unter die Lupe. Entsprechende Aufstellungsbeschlüsse sollen noch in der konstituierenden Sitzung heute Abend gefasst werden. Für die Sondersitzung am 22. Juli steht dann die Aussetzung des Beschlusses auf öffentliche Auslegung für das Gewann Küche auf der Tagesordnung. In der Mai-Sitzung des Burladinger Gemeinderates war eine Delegation der Bewohner des Weilers bei Hermannsdorf anwesend. Zwei Vertreter hatten ihre Bedenken vorgebracht.

Es war vor allem die Nähe zu ihren Häusern, die die Küche-Bewohner als Gegenargument ins Feld führten. Ingenieur Klaus Grossman, der für die Burladinger Stadtverwaltung die Gelände untersucht und bewertet hatte, sah die Küche lediglich als Ansammlung von Aussiedlerhöfen, also als Außenbereich. Dann hätten nur 450 Meter Abstand gegolten.

Das Kehler Gutachten, das die Küche-Anwohner auf eigene Kosten erstellen ließen und das sie der Stadtverwaltung und den Fraktionsvorsitzend en vor wenigen Tagen vorlegten, widerspricht dem. Die Küche müsse als Ortsteil, angesehen werden, deshalb würden die 1000 Meter Mindestabstand zu Windkraftanlagen gelten. Folgen die Stadträte dieser Argumentation, ist die Küche als Standort vom Tisch. Ein großer Teil des Geländes dort kommt aus Gründen des Wasserschutzes für Windkraftanlagen nicht in Frage.

Dann muss nach Alternativen gesucht werden. Heute Abend sollen die neuen Bebauungspläne "Windkraft Telle" in Stetten u. H. und "Windkraft Ringelstein" in Ringingen auf den Weg gebracht werden. In der Sondersitzung am Dienstag, 22. Juli, soll zudem der im Mai gefasste Beschluss, den Teilflächennutzungsplan Windkraft (mit dem Standort "Küche") öffentlich auszulegen, ausgesetzt werden. Dies würde auch bedeuten, dass Burladingen in Sachen Windkraft kleinere Brötchen backen muss. Denn die Küche wäre der größte Standort gewesen, bis zu 14 Windkrafträder sollten dort stehen. Die Telle ist knapp 30 Hektar groß, liegt auf 867 Metern Höhe oberhalb des Laucherttales auf der Gemarkungsgrenze Stetten/Melchingen. Es wäre dort Platz für drei Windräder. Die Ortschaftsräte von Stetten und Melchingen hatten seinerzeit keine Einwände.

Knapp 24 Hektar groß ist Ringelstein südöstlich von Ringingen. Drei Windräder würden hier hinpassen. Im Ringinger Ortschaftsrat gab es bei der Abstimmung drei Ja-Stimmen und vier Enthaltungen. Das Land hat die Städte per Gesetz verpflichtet, der Windkraft "substanziell" Raum zu geben. Die Auslegung ist Ansichtssache. Mit der Küche hätte Burladingen über neun Prozent seiner Fläche für Windkraft ausweisen können. Ohne Küche bleiben etwa 3,6 Prozent. Das Regierungspräsidium Freiburg genehmigte schon Bebauungspläne, die nur 2,5 Prozent städtischer Fläche zur Verfügung stellten.