Viele Hände und internationale Experten für die Herdbuchprüfung: Die Ringinger Alpakas wurden genau untersucht. Foto: Rapthel-Kieser

Züchten mit Empfehlung: Die Ringinger Alpakas wurden auf Herz und Nieren geprüft.

Burladingen-Ringingen - "Wer ihnen in die Augen sieht, der hat sich für immer verliebt, es sind wunderbare Tiere", sagt der Rangendinger Ulrich Rohrer von der deutschen Alpaca-Association.

Zusammen mit anderen Experten war Rohrer am Wochenende zur Herdprüfung auf dem Alpaka-Hof Zollernalb in Ringingen. "Für uns ist sowas auch das erste Mal", sagt Alpaka-Halterin Erika Maichle ein wenig aufgeregt. Zusammen mit ihrem Mann Karl-Johann Dorn, Tochter Carina und Sohn Fabian hält und züchtet sie seit rund fünf Jahren Alpakas auf der Schwäbischen Alb. Und ihre wollig, weichen, wunderbar ausgeglichenen Tiere räumten in den vergangenen drei Jahren auf international besetzten Züchtertreffen und Shows so richtig ab.

Es ist an der Zeit, das Ganze mal von unabhängigen Richtern und Züchtern bewerten zu lassen, dachten sich die Ringinger Alpaka-Liebhaber und bestellten die Jury. Bei der Herdprüfung werden die Hengste und Stuten – jeweils vier wurden vom Alpaka-Hof Zollernalb angemeldet – auf Herz und Nieren getestet. Das Expertengremium ist international besetzt. Der Tierarzt Thomas Wittek kommt aus Wien, die beiden Richter Ian Waldron und Paul Cullen gar aus Großbritannien. Von der deutschen Alpaca-Association sind der Vorsitzende Herbert Ruch aus Gomadingen, sein Stellvertreter Detlef Räsener sowie Hanne Ruch und Ulrich Rohrer dabei.

Wenn es um einen so genauen Check geht, sind nicht nur viele helfende Hände gefragt. Da werden erst mal die vier Computer aufgebaut und das Chiplesegerät zurecht gelegt, denn die Tiere sind alle bereits gechipt und ihre Geburtsdaten, die Abstammung und Namen schon in der Software erfasst.

Und dann kann es losgehen. Der Tierarzt und die Richter schauen ihren Kleinen längst nicht nur in die Augen. Sie prüfen auch Nasensekrete und Zahnstellung, schauen nach der Anzahl der Zitzen, greifen den Hengsten zur Kontrolle beherzt an die Fortpflanzungsorgane, prüfen Gelenken und Knochenbau, Höhe, Hufe, Haare und Haltung. Mehr als zwei Stunden dauert es, die acht Tiere so genau unter die Lupe zu nehmen. An verschiedenen Körperstellen werden Haare abgeschnitten, in Tüten sortiert und ins Labor geschickt. Die Richter wollen wissen, wie dicht und von welcher Qualität die so wertvolle Wolle ist, die jedes Alpaka produziert. "Uns geht es nicht darum, irgendwelche Tiere von der Zucht auszuschließen", stellt Herbert Ruch klar, dessen Association mittlerweile bundesweit rund 3000 Alpakas aufgelistet hat. Es würden lediglich Empfehlungen ausgesprochen, damit die Halter die klare Einschätzung unabhängiger Experten und eine objektive Meinung zu jedem einzelnen ihrer Tiere haben.

Alpakas, da ist sich Hanne Ruch sicher, gelten in Deutschland zwar noch als Exoten. Sie seien aber schwer im Kommen. Für so manchen Landwirt, der mit Milchvieh oder Schweinezucht längst nicht mehr genug verdient, könnte die Produktion so wertvoller Wolle eine echte Alternative sein. Und vor allem die Schwäbische Alb bietet den ursprünglich aus dem Hochland Südamerikas stammenden Kamelen ideale Bedingungen.

Das "Feedback" der Richter gibt es sofort, noch bevor die ihre Computer wieder in den Mannschaftsbus packen. Die Laborwerte werden die Ringinger noch ein paar Tage abwarten müssen. Aber die englischen Alpaka-Experten sind zufrieden mit dem, was sie auf der Alb gesehen haben. Und Karl-Johann Dorn sagt: "Jetzt wissen wir, wie wir weiter machen müssen."