Gisela Spöri (ganz rechts) und Joachim Stadler (links daneben) vom DRK Sigmaringen öffnen jeden Freitag den mobilen Burladinger Tafelladen. Der sucht momentan noch nach einer festen Bleibe. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Provisorium mit Kühlwagen und Bänken dauert schon vier Jahre / Ehrenamtliche des DRK im Einsatz

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. "Heute gibt es ganz viel Ware, alles was das Herz begehrt", ruft Joachim Stadler schon beim Aussteigen fröhlich seinen wartenden Kunden zu. Stadler und seine Kollegin Gisela Spöri sind vom DRK Sigmaringen und öffnen jeden Freitag die Tür zum Tafelladen in Burladingen.

Es ist die Schiebetür des Kühlwagens, denn ein richtiger Laden ist immer noch nicht gefunden. "Essen, wo es hin gehört", steht auf dem Kleinlaster des Roten Kreuzes und die Routine auf dem Parkplatz des Kindergartens in der Jahnstraße und hernach in der Schäfergasse in Burladingens Stadtmitte ist immer die Gleiche.

Wenn der Wagen vorfährt, warten schon viele mit ihren Körben und Einkaufstaschen. Es sind Menschen, die von Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Krankheit getroffen sind und denen das Wort "Erlebnis-Shoppen" nur ein müdes Lächeln abringt. Es gilt, beim Einkaufen über die Runden zu kommen, das Wenige, was im Geldbeutel ist, lang zu strecken und jeden Cent dreimal umzudrehen. Der Tafelladen hilft dabei.

Stadler und Spöri kennen die meisten ihrer Kunden schon lange, sind zum Teil mit ihnen per Du. Die beiden Rotkreuzler laden die Bänke aus dem Kühlwagen und stellen die Kisten mit den Lebensmitteln, Milchprodukte, Babynahrung, Obst, Gemüse, dem Brot und der Kühlware darauf. Selbst einige Topfpflanzen und blühende Orchideen sind heute darunter.

In der Jahnstraße sind es etwa 15 Menschen, die sich zum Einkauf im Tafelladen versammelt haben. Sie alle haben einen Berechtigungsschein von der Caritas oder dem Bürgerbüro, weil ihr Einkommen am Existenzminium oder darunter liegt. Hier, im mobilen Tafelladen können sie zu einem Viertel oder einem Drittel des Preises einkaufen. Das entlastet den Etat.

"Viele schämen sich oder wissen gar nicht, dass sie eigentlich bei uns einkaufen dürfen", weiß Stadler. Er schätzt, dass rund doppelt so viele Menschen in Burladingen den Tafelladen in Anspruch nehmen könnten und bestätigt auch, dass die Zahl der Menschen, die bedürftig sind, in den vergangenen Jahren gestiegen ist.

Für den engagierten Rotkreuzler und seine freundliche Kollegin Gisela Spöri beginnt die Tafelladen-Tour jeden Freitag um 8.30 Uhr. Da fahren sie die großen Lebensmittel-Discounter an und holen die Ware ab. "Lidl, Aldi, Rewe, Netto und Edeka helfen und unterstützen uns und die Bäckerei Mahl ist unser größter Lieferant von Brot", freut sich Stadler.

Der Tafelladen des DRK sucht noch immer eine feste Bleibe in Burladingen

Trotzdem hätte er gerne ein Gebäude, in dem der Tafelladen in Burladingen fest untergebracht wäre. Dann könnte man ihn statt nur freitags vielleicht auch noch mittwochs öffnen und man könnte auch Kleidung anbieten. Das geht bisher gar nicht. "Ideal ist das so nicht", kommentiert der 55-Jährige die Situation des mobilen Tafelladens, "vor allem nicht im Winter."

Obwohl in Burladingens Stadtmitte viele Gebäude und Geschäfte leer stehen, ist es dem DRK noch nicht gelungen, einen Laden zu finden. Die Stadt oder eine kirchliche Organisation müsste die Miete übernehmen. "Wir sind da auf der Suche und in Gesprächen", sagt Stadler. Die Räume, in denen bis vor wenigen Monaten die Bäckerei Gulde untergebracht war, oder auch die ehemalige Schlecker-Filiale wären eigentlich ideal, findet der 55-Jährige.

Eine gehbehinderte Seniorin ist nun fertig mit ihrem Einkauf, bezahlt, schultert ihren Rucksack und nimmt die zwei Gehstöcke in die Hand. "Möchten sie vielleicht noch eine Blume mit nach Hause nehmen?", fragt Stadler und überreicht der Frau eine der blühenden Orchideen. Das zaubert ein Lächeln auf das Gesicht der Seniorin: "Ich liebe Blumen." Also doch noch ein bisschen Erlebnis beim Shopping.