Das Gebäude gehört der Stadt, betrieben wird das Heimatmuseum aber seit es besteht von Ehrenamtlichen. Einige von ihnen nahmen es unlängst wieder unter die Lupe: Heike Szaukellis mit ihrem Sohn Hannes, Ulrike Schäfer und Wilhelm Maichle (von links) entdeckten den Holzwurm sogar in einem alten Holzlöffel. Foto: eri Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Der kleine Schädling wird zum Problem im Melchinger Dorfmuseum

Das Heimatmuseum in Melchingen ist ein kleines Schatzkästlein. Das Haus selbst ist ein paar hundert Jahre alt, und was da an Möbeln, Ausstattung und Dekorativem zusammengetragen wurde, erinnert beredt an alte Zeiten. Aber: Es gibt ein Problem mit kleinen Nagern. Der Holzwurm ist Dauergast.

Burladingen-Melchingen. Der 82-jährige Wilhelm Maichle ist seit 15 Jahren ehrenamtlicher Museumsführer und einer der Aktivisten in der Interessengemeinschaft Dorfmuseum Melchingen. Von allem was da steht und präsentiert wird – von den Ofenkacheln bis zum Spucknapf, vom unter Glas gerahmten Haarkranz bis zur Feuerstelle –, kennt er die Geschichte jedes Objekts und trägt sie gerne und ausführlich den Museumsbesuchern vor.

Vor einiger Zeit musste der aktive Senior Maichle, der regelmäßig Schulkinder, Wandergruppen, Radfahrer oder Reisende durch das Haus führt, Alarm schlagen. Er hatte kleine Holzmehl-Häufchen unter Möbeln, Maschinen und Balken entdeckt, erst vereinzelt und dann immer öfter.

Spray hilft nur kurz

Auch Maichle bohrte nach, fand viele der rund ein bis zwei Millimeter großen Holzwurmlöcher und machte den Gegner schnell aus: Der Holzwurm, auch oft Gemeiner Nagekäfer genannt, ist es, der die Antik-Idylle des von vielen Melchingern bestückten und gepflegten Museums bedroht. Maichle griff zur Spraydose

Das half aber nur kurzfristig und an vereinzelten Stellen. Und so sind Wilhelm Maichle und andere Aktive wie Ulrike Schäfer, Heike Szaukellis, Sabine Merz, Margit Strobel oder Robert Emele immer mal wieder dabei, Holzmehl zusammenzufegen und mit besorgtem Blick das Gebälk und die Ausstellungsstücke zu prüfen. "Der Holzwurm frisst uns das Museum unter dem Hintern weg", sagt Ulrike Schäfer sorgenvoll. Das zerstörerische Insekt findet in dem Haus, das als landwirtschaftliches Gebäude in einer Ortschronik im Jahre 1750 erstmals erwähnt und 1974 dann zum Museum gemacht wurde, ideale Bedingungen vor. Denn der Nager mag es feucht und kühl, und hat es vor allem auf altes, längst abgelagertes Holz abgesehen.

Vor allem um das häufig verbaute Kiefernholz macht Maichle sich Sorgen. Dass Eichenholz ist bei dem gemeinen Nager nicht so beliebt. Dass die kleine Sprühflasche mit der chemischen Abhilfe keine Dauerlösung ist, darin sind sich alle aus der IG Dorfmuseum einig.

Sie wollen weder den oft kleinen Museumsbesuchern noch sich selber, wenn sie ehrenamtlich im Einsatz sind, die geballte Ladung Chemie zumuten, die da auch in der Raumluft zurückbleiben könnte. "Vor allem dann nicht, wenn es längst umweltfreundlichere Lösungen gibt", sagt eine der Frauen.

Es gibt Fachleute, die Hitzebehandlungen vorschlagen, um dem Käfer den Garaus zu machen oder die Verwendung von Stickstoff empfehlen. Maichle hat einen Bericht über das Pfarrhaus in Pfullingen aufbewahrt, wo ein anderer Schädling, der Kugel- oder Messingkäfe, sich breitgemacht hatte. Das Pfarrhaus wurde von einer Fachfirma komplett eingepackt und innen begast. Ähnliches könnte man sich auch für Melchingen vorstellen. Billig, das wissen inzwischen alle Beteiligten, ist so ein Verfahren vermutlich nicht.

Inzwischen ist die Ortsvorsteherin Waltraud Barth-Lafargue involviert, der Ortschaftsrat hat in einer seiner jüngsten Sitzungen über Möglichkeiten diskutiert. Und auch die Stadtverwaltung in Burladingen sucht nach einer Lösung, wie dem gemeinen Tun der Käfer und Larven ein Ende bereitet werden kann. Schließlich ist das Dorfmuseum nicht nur den Melchingern ans Herz gewachsen, sondern beim Tag des offenen Denkmals immer der Renner.

  Das Melchinger Dorfmuseum ist am Wochenende, 9. und 10. September, wieder zwei Tage hintereinander geöffnet, wenn in Melchingen der Töpfermarkt viele tausend Besucher anziehen wird. Der Sonntag ist zudem auch der "Tag des offenen Denkmals".