In den achtziger Jahren wurden zwei junge Bäume gepflanzt, die rund um das Bernhardus-Heiligtum für Schatten sorgen. Foto: Eule Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Bernhardus-Heiligtum wacht über Melchingen / 1823 wurde die "Bernhardskapelle" abgerissen

Burladingen-Melchingen (eb). Den in hellen Tönen gefassten Bildstock, der dem Ordensstifter St. Bernhard gewidmet ist, findet man leicht in etwa 500 Meter Entfernung zum Sportgelände. Von zwei schattenspendenden Bäumen eingefasst lädt der Ort mit seinen zwei Sitzbänken und der neuen Stele zum Verweilen ein.

Eine weiße Stele, wie sie in Melchingen an vielen Stellen angebracht wurde und deren Inschrift zum Nachdenken anregt. "Der Weg zu allem Großen führt über die Stille", eine Stille, die man an diesem Ort findet. Seit Alters her hat der Volksmund diesem Bildstock den Namen "Bernhardskapelle" gegeben, über den Ursprung gibt es allerdings keine Aufzeichnungen.

Es stand schon an dieser Stelle, als das alte Fleckenbuch um 1450 geschrieben wurde. Dieses ist allerdings in den Wirren des letzten Krieges untergegangen, sodass auch hier nur die Überlieferung bleibt.

Um den Fortbestand des kleinen Heiligtums waren die Melchinger zu allen Zeiten besorgt. 1661 ist eine Restaurierung erwähnt und 1726 hat der Maurer Uland daran gearbeitet und der Schlosser Hans Martin Hau hat einen neuen Opferstock aufgestellt. 1823 fiel die "Bernhardskapelle" den Aufklärungsbestrebungen zum Opfer. Es war die Zeit, in der der Konstanzer Generalvikar Wessenberg die Entfernung vieler Kapellen forderte, insbesondere solcher, die innerhalb der Gemeinden oder in geringer Entfernung dazu lagen und an Sonntagnachmittagen gerne von Leuten besucht wurden.

Nur selten konnte die Bevölkerung die Beseitigung verhindern. Da der damalige Ortsgeistliche Grausbeck, ein Freund Wessenbergs, besonders forsch für alles Neue eintrat, war es eben auch um die "Bernhardskapelle" geschehen. Nicht lange, bereits 1847, lässt der Melchinger Bürger Georg Viesel auf den verödeten Platz einen Steinbildstock in der heutigen Gestalt aufstellen. In einer Nische fand das Bildnis des St. Bernhard seinen Platz und in einer Urkunde bat der Stifter alle Bürger, "in späteren Zeiten dieses Bildstöckle, Bild und Baumpflanzung, zu schützen, zu unterhalten, und wenn nötig zu renovieren und dadurch den frommen Sinn in der Gemeinde auch später zu bestätigen."

Ein Wunsch, der bis heute befolgt wurde. 1859 ließ der Stifter das Bild neu fassen und ein weiteres Mal lässt seine Witwe Bild und Bildstock erneuern. Die ursprünglich vorhandenen großwüchsigen Pappeln fielen einem orkanartigen Sturm zum Opfer. Als Baumruinen standen sie noch einige Zeit, bis auch diese bei einem Gewittersturm umstürzten. In den achtziger Jahren wurden in der alten Anordnung zwei junge Bäume gepflanzt, die zwischenzeitlich prächtig gewachsen sind.

Dass die Bitte des Stifters bis in die heutige Zeit nachwirkte, zeigt eine Spende um das Jahr 1950, dir eine neuerliche Renovierung ermöglichte. Gefunden wurde diese Spende im Opferkasten und auf dem beigefügten Zettel stand schlicht und einfach: "Dem heiligen St. Bernhard ein neues Kleid". So wurde die lange Kette der Renovierungen weitergeführt und der Heilige wacht in seinem "Bildstöckle" weiterhin über die Melchinger Flur.