Unbefangenes Spiel am Junginger Wasserfall: Die Fotos sollen belegen, der umstrittene Burladinger Rottweiler ist ein "Familienhund". Foto: Privat

Tyson soll nicht gemeingefährlich sein. "Der Nachbar hat sich fallen lassen".

Burladingen - Was die Beißvorfälle mit einem Rottweiler in Burladingen betrifft, bestehen die Hundehalter in einem Gespräch mit unserer Zeitung darauf: "Es ist ein ganz normaler Familienhund." Zum Beweis übermitteln sie Fotos, die das Tier beim Spielen mit einem Kind zeigen.

"Da ist noch nie etwas passiert, der will den immer nur ablecken", kommentiert der 24-jährige Bruder der Hundebesitzerin die Aufnahmen und das Verhältnis des Kindes zu seinem Hund. Den Rottweiler-Rüden namens Tyson habe die Familie seit knapp zwei Jahren, zuvor hätte man einen Schäferhund gehabt. Er selber, so der 24-Jährige, gehe mit dem Hund zum Training in eine Hundeschule. "Das macht mir Spaß, mit dem zu arbeiten und zu trainieren und dem Kommandos beizubringen." Und: "Der Hund ist alles andere als aggressiv."

Auch seine Bekannte, Sonja R., nahm im sozialen Netzwerk Facebook Stellung gegen die ihrer Meinung nach falschen Darstellungen und Vorwürfe der Nachbarn: "PS: mein Kleiner spielt gern mit dem ›aggressiven Hund‹", postet sie da.

Als Beweis für die Gutmütigkeit ihres Vierbeiners wertet die Besitzerfamilie auch das Protokoll der Experten von der Polizeihundestaffel. Es liegt dem Schwarzwälder Bote vor. Darin schildern die Beamten, die den Haltern und ihrem Hund im Dezember vergangenen Jahres – wohl wie üblich nach Voranmeldung – einen Besuch abstatteten, den Vierbeiner Tyson unter anderem als: "völlig entspannt, freundlich und aufgeschlossen".

Der Hund habe gegenüber den beiden Polizeihauptmeistern und auch deren mitgebrachten Polizeihunden "keinerlei Aggressionen", sondern "sich eher uninteressiert" gezeigt. Er werde in der Wohnung gehalten, habe ausreichend Futter und Wasser, die Besitzerin sei die Tochter der Familie. Die Polizisten sprachen sowohl mit ihrem Vater als auch mit ihrem Bruder.

Abschließend kommt der Hundeexperte der Polizei noch im Dezember zu dem Schluss: "Aufgrund der oben angeführten Vorfälle und der Angaben des Herrn ... ist davon auszugehen, dass der Rottweiler ... nur ein aggressives Verhalten gegen den von Herrn ... geführten Hund an den Tag legt. Herr … versichert glaubhaft, dass er und weitere Familienmitglieder auch mit anderen Hundehaltern spazieren gehen. Hierbei haben sich noch nie Probleme mit anderen Hunden ergeben. Weitere Vorfälle mit anderen Hunden sind bisher nicht bekannt." Die Bewertung der Polizeihundeführer schließt mit dem Satz: "Inwieweit der Hund der Frau … deshalb als gefährlicher Hund einzustufen ist, wird zuständigkeitshalber deshalb in das Ermessen der Stadtverwaltung Burladingen gelegt."

Der schwarze Rottweiler als "Schwarzer Peter" also beim Ordnungsamt. Dort wird der Fall bearbeitet, man will aber keine Stellungnahme dazu abgeben. Fakt ist, dass seit dem Besuch der Polizeihundestaffel bei Tyson, der Rottweiler weitere Male zubiss, die Behörden davon auch informiert worden sind. Eins der Opfer ist jener Mann, dessen kleiner Hund vom Rottweiler zuvor schon angefallen wurde, ein anderer der junge Mechaniker, der am Samstag, 23. September, in den Rücken gebissen wurde. "Der Hund hat sich gefreut, weil er einen sieht, den er kennt und ist an ihm hochgesprungen und der hat sich dann fallen lassen", kommentiert der 24-Jährige Bruder der Rottweiler-Halterin den Vorfall gegenüber unserer Zeitung. "Wir können den Hund gewissenhaft halten", sagt er. Seiner Meinung nach geht es den Nachbarn mit ihren Beschwerden und Anzeigen nur um überhöhte Schmerzensgeldforderungen.

"Ich habe Maulkorbpflicht", räumt er gegenüber unserer Zeitung ein. Ob er der aktuell nachkommen muss, darüber ist er sich aber nicht sicher, denn seine Anwälte gingen dagegen vor. "Das läuft immer noch", sagt der 24-Jährige. Dass Nachbarn mit Pfefferspray seiner Schwester hinterherlaufen, um mit Fotos zu dokumentieren, dass der Hund keinen Maulkorb trägt, "das ist doch eine falsche Verwendung des Pfeffersprays", kritisiert er.

Inzwischen sprach der Schwarzwälder Bote auch mit einem Rentner, der von dem Rottweiler vor rund drei Monaten attackiert worden war, als der aus dem inzwischen eingezäunten Grundstück herausschoss. Der Senior setzte seinen Regenschirm erfolgreich gegen das Tier ein. "Ich weiß mich zu wehren." Ein Herrchen oder Frauchen des Vierbeiners habe er nicht gesehen. Eine Anzeige erstattete er allerdings nicht. "Mir ist ja nichts passiert."