Die neuen Azubis des Landratsamts Balingen lernten sich beim Besuch im Hochseilgarten besser kennen. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Erlebnispädagogik im Hermannsdorfer Klettergarten: Bei den Spielen wird viel Grundlegendes gelernt

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Hermannsdorf. "Das ist ‘ne Teamgeschichte". Dietmar Abt, Erlebnispädagoge im Hermannsdorfer Hochseilgarten lässt keine Zweifel darüber aufkommen, was er den Gruppen, die bei ihm zu Gast sind, vermitteln will: "Es geht um Kooperation und Kommunikation. Keine der Aufgaben hier ist zu schaffen, wenn man das nicht berücksichtigt."

Diesmal hat der 48-jährige Erfinder, Bauer und Betreuer des Hochseilgartens 16 Auszubildende des Landratsamts in Balingen zu Gast. Sie haben alle ihre Ausbildung in verschiedenen Berufen am 1. September begonnen, sind zwischen 16 und 24 Jahre alt und kennen sich noch nicht so lange. Was der Erlebnispädagoge vom Haus Nazareth ihnen vermitteln will, steht auch auf seinem blauen T-Shirt, "basic values", grundlegende Werte.

Schon bei der Begrüßung redet Abt dann auch über den respektvollen Umgang miteinander und davon, dass der Klettergarten ihnen einen Spiegel vorhalten wird. Ob sie die vier Stunden in Hermannsdorf letztlich als tolle Zeit verbuchen können, wird ganz an ihnen liegen. Und bereits die erste Aufgabe hat es in sich: Die Azubis sollen sich alle nacheinander auf eine übergroße Wippe aus Holz stellen, ohne dass diese auf einer der beiden Seiten auf den Boden aufkommt. Das geht nicht ohne genaue Abstimmung und gegenseitige Hilfe. Und Abt erkennt gleich in den ersten zehn Minuten die Gruppendynamik. Wer sind die Wortführer, wer ist Bedenkenträger, wer vorsichtig, wer mehr der Draufgänger? Beim zweiten Anlauf und nach einigen Minuten ist es geschafft, die Jugendlichen halten die Wippe in der Balance.

Danach heißt es, drei Gruppen mit je fünf Teilnehmern zu bilden und über drei schmale Balken zu laufen, die sich in der Mitte treffen. "Unseren Mercedesstern", witzelt der Pädagoge. In der Mitte sollen die Läufer den Balken wechseln und wieder zurückgehen. Da ist wieder das Miteinander gefragt. Ohne gegenseitige Hilfe ist der Wechsel auf den anderen Balken nicht zu schaffen. Wer wann wohin die Füße setzt, muss ganz genau abgestimmt werden. Nach 15 Minuten ist der erste erfolgreiche Durchgang beendet, die Jugendlichen atmen auf. Aber Abt hängt den Brotkorb höher. Das Ganze soll in drei Minuten geschafft werden. Ein Mädchen traut sich zu fragen. "Dürfen uns die anderen denn dabei helfen?" "Klar, ihr seid Azubis, ihr dürft nach Hilfe fragen", schmunzelt Abt und freut sich, dass seine Rechnung aufgeht. Jetzt wird jeder, der über den Balken läuft, von zwei anderen rechts und links gestützt, und das alles geht ratzfatz. "Eine Minute und 48 Sekunden", verkündet er schließlich. Ein beeindruckendes Beispiel von größerem Erfolg im Team.

Schließlich wird die Ausrüstung verteilt, Gurte festgezurrt, Helme angepasst und Karabiner eingehängt. Endlich dürfen die abenteuerlustigen Azubis hoch hinaus. Immer drei sichern einen ab, der oben zwischen den Balken und Baumwipfeln kraxelt und balanciert. Dietmar Abt und sein Sohn Elias kontrollieren die Ausrüstung, zeigen, wie die Seile gehalten und geführt werden müssen und geben Tipps. Christine wird zur Dschungel-Jane und schwingt sich von Liane zu Liane, Dominik ist die Höhe nicht ganz geheuer, aber er macht – ganz bodenständig – einen exzellenten Job und hängt sich beim Absichern der Kollegin voll rein. Matze ist mutig und fragt nach dem Extra-Adrenalin-Kick. Schon bald erfüllen Rufe und lautes Lachen den Wald. Eindeutig: der Spiegel zeigt ungetrübte Teamarbeit.