"Rund um Burladingen fühlt sich besonders im Albtraufbereich der Luchs sehr wohl, und der Biber kommt immer mehr vor": Förster Jürgen Veser. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Wildtiere: Förster Veser über die Rückkehr der Arten, Gefahren im Straßenverkehr und das Miteinander

Burladingen. "Auch dem Wolf würde es hier gefallen" – das sagt Förster Jürgen Veser, Revierleiter von Stetten u.H.. Er ist gleichzeitig auch Wildtierbeauftragter des nördlichen Zollernalbkreises.

Veser wird am Mittwoch, 17. Mai, ab 19 Uhr im Bahnhof in Burladingen einen Lichtbilder-Vortrag zum Thema "Biber, Luchs und Wolf" halten und auch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen. Interessierte können sich für den Vortrag anmelden unter der Telefonnummer 07475/89 21 60. Der Schwarzwälder Bote sprach vorab mit dem Wildtier-Fachmann.

Herr Veser, seit wann gibt es im Landratsamt Wildtierbeauftragte, und was machen die eigentlich?

Mit dem neuen Jagd- und Wildtiermanagementgesetz, das am 1. April 2015 in Kraft getreten ist, wurden im Zollernalbkreis zwei Wildtierbeauftragte bestellt, einer im südlichen Teil und einer im nördlichen Teil. Sie sollen Ansprechpersonen bei Fragen und Konflikten mit Wildtieren sein, Wildtiermonitoring und Wildtiermanagement unterstützen und vor allem auch die allgemeinen Kenntnisse im Umgang mit Wildtieren, zum Beispiel mit dem Luchs und dem Wolf, in der Öffentlichkeit fördern. Wir gehören zur Unteren Forstbehörde, also zum Forstamt des Landkreises.

Ohne Ihren Vortrag am Mittwoch im Bahnhof vorweg nehmen zu wollen: Wie wild geht es mittlerweile zu in den Wäldern des nördlichen Zollernalbkreises und rund um Burladingen?

Der Zollernalbkreis hat noch wirklich wilde Biotope, die Lebensraum bieten für Arten, die nicht überall vorkommen. Ich denke jetzt zum Beispiel an den Luchs, die Gemse, das Mufflon, aber auch an den Schwarzstorch, den Biber, den Uhu, den Wanderfalke und viele mehr. Rund um Burladingen fühlt sich besonders im Albtraufbereich der Luchs sehr wohl, und der Biber kommt immer mehr vor. Wenn der Wolf zurückkehrt, könnte es ihm bei uns sicher auch gefallen.

Berichte und Fotos vom Luchs Tello und auch die Biber-Bauten stießen bei unseren Lesern auf großes Interesse. Wie erklären Sie sich die Faszination, die diese Arten ausüben?

Ich könnte mir vorstellen, dass es gerade trotz rasanter technischer Entwicklung unserer Kultur die Menschen bewegt, wenn sich die Natur wieder ein kleines Stück erfolgreich zurückerobert.

Wie gefährlich ist die Zivilisation für die Arten, die jetzt zurückkehren, wo liegen die Konflikte?

Hauptsächlich ist der Straßenverkehr, der nicht weniger wird, eine existenzielle Gefahr für viele Wildtiere. Jedermann kann selber feststellen, wie viel Wildschweine Rehe, Dachse, Füchse, Hasen auf unseren Straßen umkommen. Hier ist zurzeit die Wissenschaft dran, um geeignete Wege aufzuzeigen, wie die Verluste reduziert werden können. Und natürlich kosten die erforderlichen Maßnahmen viel Geld.

Und wie gefährlich sind Biber, Luchs oder Wolf für die Menschen und unsere Kulturlandschaft?

Für den Mensch schätze ich die Gefahr bei richtigem Verhalten als sehr gering ein. Wenn man bei Gewitter vors Haus geht, ist es gefährlicher. Sicher gibt es Konflikte, wenn Schäden an Kulturen durch Biber, oder gerissenes Wild durch Luchs und Wolf entstehen, aber wir sollten meiner Meinung nach Wege finden, einigermaßen miteinander auszukommen.

 Die Fragen stellte Erika Rapthel-Kieser