Referierten als Experten zum Thema Gesundheitszentrum, ganz rechts Armin Rössner, Fachreferent des Geschäftsbereiches Zulassung und Sicherstellung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und Aichwalds Bürgermeister Nicolas Fink, dessen Gemeinde ohne Investor ein Ärztehaus baute. Links Burladingens Bürgermeister Harry Ebert. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Fachreferenten machen den Burladinger Gemeinderäten Mut / Fällt der Bau-Beschluss bereits im September?

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen.Nach zwei Jahren aufwändiger Planung und nachdem mehrere Investoren abgesprungen sind, hat die Burladinger Stadtverwaltung, allen voran Bürgermeister Harry Ebert, den Gemeinderäten vorgeschlagen, das Ärztehaus selber zu bauen.

Die Kosten liegen bei etwa 4,1 Millionen Euro. Burladingen müsste dazu einen Kredit in Höhe von 2,6 Millionen aufnehmen, ihn zwanzig Jahre lang abzahlen und zudem seine Rücklagen von 1,15 Millionen Euro verbrauchen.

In der Sondersitzung des Gemeinderates kamen zwei Fachleute zu Wort. Zum einen der Aichwalder Bürgermeister Nicolas Fink, dessen 7 500-Einwohner-Stadt in der Nähe von Esslingen ebenfalls in Eigenregie ein Ärztehaus baute, und Armin Rössner von der Kassenärztlichen Vereinigung. Einer große Menge Zuhörer hatte sich dazu im Ratssaal eingefunden.

Burladingen droht ein dramatischer Ärztemangel

Harry Ebert ließ die bisherigen Bemühungen, Klausurtagungen und Beratungen noch einmal Revue passieren, sprach davon, dass das Projekt "extrem viel Arbeit und Zeit" in Anspruch genommen habe. Ausgangspunkt der Planungen war, die ärztliche Versorgung der Stadt sicherzustellen. Burladingens Mediziner, so Ebert, seien im Schnitt 58 Jahre alt. Sollten sie keinen Nachfolger für ihre Praxis finden, sieht sich Burladingen sehr bald mit einem dramatischen Ärztemangel konfrontiert. Die bestehenden Praxen, das habe die Bestandsaufnahme gezeigt, seien nicht behindertengerecht und in einigen Gebäuden offenbare sich zudem ein erheblicher Sanierungsstau.

Mit Lichtbildern stellte der Rathauschef dann die Pläne des Ärztehauses vor. Der Flachdachbau bietet auf vier Geschossen 2089 Quadratmeter Platz. Im Sockelgeschoss wäre unter anderem Platz für eine Ergotherapie-Praxis, die Anfrage eines Interessenten liegt bereits vor. Die Planer haben daneben zwar eine Gaststätte vorgesehen, inzwischen gebe es allerdings auch einen Interessenten, der stattdessen eine logopädische Praxis einrichten möchte. Zusätzlich ist der Technikbereich im Sockelgeschoss geplant und auch Räume, die die Stadtverwaltung nutzen könnte. Im Obergeschoss sollen der Polizeiposten und eine Apotheke Platz finden, im ersten Obergeschoss die Gemeinschaftspraxis eines Internisten und Allgemeinarztes sowie eine weitere onkologische Praxis. Das zweite Obergeschoss ist für einen Zahnarzt, eine pädiatrische und eine Hausarztpraxis geplant. Der Aufzug böte Platz für Liegendtransporte.

Der Baugrund, für den die Stadt drei Gebäude, die Rathaus-Apotheke und die Häuser Bahnhofstraße 18 und 20 aufgekauft hat, liegt mitten im Sanierungsgebiet und böte auch die Chance, die Innenstadt zu beleben. Im Oktober sollen die Pläne in einer Bürgerversammlung vorgestellt werden. Während der Sommerpause hat der Gemeinderat Zeit zu Beratungen. Im September soll dann der Beschluss über das weitere Vorgehen gefasst werden.

Eine Chance, die Burladinger Innenstadt zu beleben

FW-Sprecher Alexander Schülzle begrüßte es, "dass die Planungen schlussendlich mal öffentlich" gemacht werden. Dörte Conradi (CDU) betonte, dass die Grundsatzdebatte über die Gemeinde als Träger in ihrer Fraktion noch nicht geführt wurde und auch, dass einige in ihrer Fraktion die Bedenken der Wirtschaft sehr ernst nehmen, was die Wettbewerbsverzerrung angehe, wenn die Stadt mit Sonderkonditionen als Vermieter auftrete.

Ratsmitglied Friedemann Mutschler, Vorsitzender des Fördervereins für die Seniorenheime, war für die CDU auch in der Arbeitsgruppe Medizinische Versorgung präsent gewesen, äußerste aber seine Zustimmung. Die Hoffnung, dass sich ein Investor melde, habe er aufgegeben. Zu gering sei die Rendite und die Mieteinnahmen, die ein solches Projekt erwarten ließen. Er begrüßte es, dass die Stadt den Schritt wagen wolle, das Ärztehaus in Eigenregie zu bauen und sieht darin auch eine städtebauliche Chance.