Seit vielen Jahren eine beliebte Tradition: Im Brigachtaler Museumskeller wird in gemütlicher Runde bei Käse- und Speckhäppchen auf den neuen Beaujolais angestoßen. Foto: Georg Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Hauch französische Lebensart im Überauchener Heimatmuseum / "Schmeckt wie roter Fruchtsaft"

Brigachtal (kal). Der Museumskeller im Überauchener Heimatmuseum ist immer dann ein geeigneter Ort, wenn es darum geht, besondere Ereignisse zu feiern. Zu denen gehört auch der schon zur Tradition gewordene "Beaujolais-Abend".

Zu diesem besonderen Anlass treffen sich seit Jahren die Mitglieder des deutsch-französischen Partnerschaftskomitees. Als noch die französische Patenkompanie in Donaueschingen stationiert war, waren auch immer deren Angehörige mit dabei.

Die Weinkenner und -liebhaber kommen an einem Abend im November gerne zusammen, um in gemütlicher Runde den Wein zu entkorken und ihn bei französischen Käsespezialitäten und frischem Baguette zu genießen. Seit wann diese Tradition im Brigachtaler Museumskeller gepflegt wird, wissen die Mitglieder nicht mehr genau zu sagen, manche meinen, das es über 15 Jahre her sein müsse, als man sich zum ersten Mal traf. Zunächst im Dachgeschoss des Werk- und Vereinshauses, weil dort viele Personen Platz hatten. Doch in diesem großen Raum sei es längst nicht so gemütlich gewesen wie im engen, warmen Museumskeller. Selbst wer etwas später kommt, findet einen Platz, denn gerne rückt man eng zusammen.

Einige der Weingenießer blicken dabei auf die Hintergründe zurück und erzählen: Dass dieser Termin stets Ende November stattfindet, ist kein Zufall. Seit über 50 Jahren ist der dritte Donnerstag im November für die Weinliebhaber in vielen Ländern der Erde fast schon zu einem Feiertag geworden. An diesem Tag werden weltweit große Mengen der berühmten Weinsorte Beaujolais entkorkt. Der Grundstein für dieses Ereignis wurde von den französischen Winzern gelegt, die den Tag der Entkorkung als einen Feiertag ansehen. Die Weinbauern des rund 215 000 Hektar großen Anbaugebietes, das sich südlich der Bourgogne zwischen Mâcon und Lyon erstreckt, wollten nicht bis in das nächste Jahr hinein warten, bis sie mit der Vermarktung ihrer Weinlese beginnen können und dann auch erst den Lohn für ihre Arbeit erhalten. Deshalb entwickelten sie ein neues Behandlungsverfahren für ihre Trauben.

Aus der einzigen, in der Appellation Beaujolais zur Weinbereitung zugelassenen Rebsorte "Ganay" bauen die Winzer frische und fruchtige Weine an. Obwohl die Trauben tief rot sind, liefern sie einen weißen Saft. Die Trauben werden ausschließlich von Hand gelesen, denn nur so ist es möglich, die für den Beaujolais typische und einzigartige Keltermethode, die so genannte "Vinification beaujolais" anzuwenden. Bei der speziellen Art der Weinbereitung werden ganze Trauben mit Stielen ohne Zusatz von Kohlensäure vergoren. Der Wein bekommt dadurch seinen frischen und fruchtigen Charakter und entwickelt nur feine Gerbsäuren. Im Gegenteil zu den deutschen "jungen Weinen", wie dem Federweißen und dem Roten Sauser ist die Gärung beim Beaujolais bereits vollständig abgeschlossen. Kein Wunder, dass auch die Genießer im Überauchener Museumskeller einhellig verkünden: "Der Wein schmeckt wie roter Fruchtsaft."