Viel Diskussionsstoff lieferte die zusätzliche Planvariante zum Neubau der Kindertagesstätte St. Martin in Kirchdorf, die vom Gemeinderat jedoch verworfen wurde. Foto: Georg Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat lehnt Beschlussvorschlag zu Neubau-Variante des Kindergartens St. Martin in Kirchdorf aus Kostengründen ab

Brigachtal (kal). Abgelehnt wurde vom Gemeinderat eine von der Verwaltung in Auftrag gegebene weitere Planvariante für den Neubau des Kindergartens St. Martin mit einem Investitionsvolumen von 2,4 Millionen Euro. Bisher ging man von 1,7 Millionen Euro aus.

Genauso stürmisch wie während der Gemeinderatssitzung draußen der Wind um das Rathaus fegte, blies im Sitzungssaal der Verwaltung mit Bürgermeister Michael Schmitt an der Spitze der Gegenwind nach der Präsentation der kostenintensiveren Neubauplanung ins Gesicht. Die Ratsmitglieder nahmen mit einer Ausnahme durchweg eine ablehnende Haltung zu der Neuplanung ein, aus Kostengründen.

Der schriftlich von der Verwaltung formulierte Beschlussvorschlag mit dem Wortlaut "Die Verwaltung wird beauftragt, die Planvariante drei für circa 2,4 Millionen Euro weiter zu verfolgen" war damit null und nichtig. Bürgermeister Schmitt hatte zuvor vergeblich versucht, den Gemeinderat auf die Linie der Verwaltung zu bringen.

Er meinte, dass man bei der Entscheidung nicht an seine eigene Kindergartenzeit denken sollte, da heutzutage ganz andere Voraussetzungen gegeben seien. Ein Bewegungsraum sei mittlerweile unabdingbar. Alle Kindergärten in der Gemeinde seien im Verlauf der vergangenen Jahre weiterentwickelt worden.

Im Zuge der vertiefenden Planung und des Wechsels in der Kita-Leitung wurde über eine weitere Form der pädagogischen Ausrichtung nicht nur nachgedacht, sondern wurden auch Einrichtungen angeschaut, die in diesem Jahr in Betrieb gingen. Deshalb habe man den Architekten beauftragt, eine weitere Planvariante zu entwerfen, begründete Schmitt das Handeln der Verwaltung.

Die vom Architekten Günter Limberger vorgestellte neue Variante sieht außer der ohnehin beabsichtigten zweistöckigen Bauweise eine zusätzliche Gebäudeerweiterung auf der Nordseite um 250 Quadratmeter vor. Nach der bisherigen Planung sollte die neue Kindertagesstätte auf der bestehenden Grundplatte errichtet und um 509 auf 890 Quadratmeter erweitert werden, somit fünf Gruppen im Erd- und Obergeschoss Platz bieten, ebenso für Personalräume, einen zentralen Schlafraum, zentrale Toilette sowie eine zentrale Küche und Speiseraum.

Nach der neuen Variante sind im Untergeschoss drei Gruppen untergebracht, an die jeweils ein Schlafraum, Toilettenanlage und Küchenzeile angegliedert ist, ebenso ein großer Bewegungsraum, großer Eingangsbereich und Flur. Im Obergeschoss, das über eine Treppe und Aufzug erreicht wird, wären zwei Gruppenräume für ältere Kinder. Die Toiletten, Küche und Essbereich wären hier zentral angeordnet. Ebenfalls auf dieser Ebene ist das Leiterinnenbüro, Elternsprechzimmer, eine großzügige Terrasse und eine Treppe als Fluchtweg.

Mit einer Gegenstimme wurde beschlossen, dass die Verwaltung nochmals eine bereits verworfene Planvariante bearbeiten lässt, die dann dem Gemeinderat vorgestellt werden soll. Die Dringlichkeit eines Anbaus an die Kita Überauchen soll überprüft werden. Der Kindergarten "Schlupfwinkel" in Klengen soll erst geschlossen werden, wenn die neue Kindertagesstätte in Kirchdorf gebaut ist.

Brigachtal (kal). Hoch war die Anzahl der Wortmeldungen nach der vom Architekten Günter Limberger präsentierten neuen Planungsvariante für die Kindertagesstätte St. Martin in Kirchdorf. Etliche Gemeinderäte äußerten sich gleich mehrfach in der Sitzung, um damit auch ihren Widerstand gegen die aus ihrer Sicht völlig unakzeptablen Mehrkosten zu unterstreichen.

Jens Löw: "Ich bin erstaunt darüber, wie die Planung innerhalb weniger Wochen von 1,7 auf 2,4 Millionen Euro hochgepumpt wird. Mich wundert, dass da so in die Vollen gegriffen wird. Dieser luxuriösen Ausführung kann ich nicht zustimmen".

Lothar Bertsche: "Wir können uns Mehrausgaben von 737 000 Euro nicht leisten. Es müssen Kompromisse gemacht werden. Eine andere Variante hat gezeigt, dass auch da fünf Gruppen untergebracht werden können."

Veronika Sieber: "Überhaupt nicht ideal ist für die Kinder, dass mit der Neuplanung die Reduzierung der Grünfläche einhergeht. Total überflüssig ist der Mehrzweckraum".

Joachim Effinger: "Ich bin fassungslos. Die Planverschuldung der Gemeinde geht ohnehin auf die zehn Millionen Euro zu. Für die Beschaffung von Luxusgütern habe ich kein Verständnis".

Olaf Faller: "Die Sache macht uns handlungsunfähig zumal auch bedacht werden muss, dass die Erweiterung des Bondelbachkindergartens in Überauchen um einen Raum für die Kleinkinderbetreuung ansteht".

Josef Vogt: "Ich kann das nicht verantworten und werde deshalb auf keinen Fall der teuren Variante zustimmen. Bei 1,7 Millionen muss ein Kostendeckel drauf".

Theo Effinger: "Ich bin offenbar der einzige in der Runde, der für eine große Lösung ist, die ich als zukunftsweisend ansehe".