Vier Angeklagte (obere Reihe von links: Marco Bosch, Lothar Bucher, Andreas Erndle und Peter Münch), zwei Anklägerinnen (von links: Sandra Effinger und Charlotte Brugger) und jede Menge zu lachen – das gab es beim hochherrschaftlichen Narrengericht in Überauchen. Foto: Schwörer

Vier Personen von gnadenlosen Anklagerinnen verurteilt: Zum Fleckenfest kommen und Spanferkel mitbringen.

Brigachtal-Überauchen - Gleich vier Personen hatte das hochherrschaftliche Narrengericht der Bondelfleck Überauchen dieses Jahr im Visier und sie am Schmutzige Dunschtig angeklagt.

Zuerst wurden drei Herren, das "Dreigestirn der Jung-Senioren-Abteilung der Landjugend", wie es in der Anklageschrift stand an den Pranger gestellt. "Sie werden im Paket verklagt, weil jeder einzelne zu schüchtern zu sein scheint und sie nur gemeinsam stark sind", so wurden Marco Bosch, Peter Münch und Andreas Erndle von Charlotte Brugger und Sandra Effinger belächelt. "Vor des hohe Narrägricht hond ihr iis bschtellt, däbei hond mir jo gar nit viel agschtellt", waren sich die drei Angeklagten sicher.

Die beiden Damen verlasen die Anklageschrift. "Das was Marco sich geleistet hat, können wir nicht einfach so unter den Teppich kehren", sagte Charlotte Brugger einleitend. Er habe bei der Wohnungssuche das schöne Örtchen Überauchen total ignoriert. Das gab Marco zu. "Ich, dä Marco, will nu z’Klängä wohnä. Und dass ihr des wissed, ich sags euch ganz genau, vorher tät i lieber no gi Kirchdorf gau!" Doch er versuchte auch zu schmeicheln. Was das Feste feiern angeht, da könne sich Klengen noch eine Scheibe von den Überauchern abschneiden.

Andreas Erndle, gebürtiger Grüninger und damit der einzige Auswärtige, der jemals vor dem Narrengericht der Bondelfleck stand. "Da wird ihm eine große Ehre zuteil", betonte Charlotte Brugger. Als Schatzmeister der Landjugend habe er sich immer nur fürs große Geld interessiert. Jetzt hat es ihn nach Mundelfingen verschlagen und einen Verein hat er auch gefunden. "Er ist jetzt Stöcklespringer, man nennt sie auch Streichholzhopser." "Bi de Stecklispringer, ech sag’s ganz keck, do g’fallts mir besser als bim Bondelfleck", entgegnete er.

Peter Münch, "der ruhige und besonnene Maurermeister, aber das täuscht!", wusste Sandra Effinger. Um nach dem Nachtumzug in die Halle in Pfaffenweiler zu kommen, in die nur Hästräger Zutritt hatten, hat er sich als Klengener statt bei der heimischen Narrenzunft ein Häs der Grieblihexen ausgeliehen. "So früh hät d’Motter vum Marc s’Bondelhäs no nit parat, jetzt war ja grad mol ersch dä Dreikönigsdag", so Peter Münch zu seiner Verteidigung.

"Mir machäd än Vorschlag so sprechäd iis frei, no sind mir’s näsch Johr bim Narräbom stellä wieder däbai", lautete der Antrag der drei Angeklagten. Zum Fleckfest müssen sie kommen und zur Strafe ein Spanferkel mitbringen – so das Urteil.

Lothar Bucher, waschechter Klengener, wohnhaft in Überauchen, war der Nächste, den das Gericht aufrief. Mehrere Anklagepunkte wurden ihm vorgeworfen, als eines seiner schwersten Vergehen wurde angeführt, dass er jahrelang einen großen Bogen um die Brigedäler Fasnet gemacht haben soll. "S’Skifahrä hani anstatt d’Fasnet entdeckt, s’Bier beim Après-Ski hät aber au immer guat gschmeckt", entgegnete der Angeklagte frei heraus.

Sein Heiligs Blechle soll er ja über alles lieben und dieses auch wöchentlich pflegen, darum wunderte sich das Gericht auch sehr über eine Begebenheit, die sich letztes Jahr zutrug. Mit superbleifrei soll er den Tank seines heiß geliebten Autos gefüllt haben, als er in Offenburg unterwegs war. Dass er aber schon seit Jahren einen Diesel fährt, das habe er wohl vergessen. "Da hat ihm wohl die Hitze die Sinne vernebelt".

"Ich bin angeklagt, ich soll än Dipfilischießer sie, dodäzu erklär ich eich ämol glie: Dipfilischießer ist als echt deutsche Eigenschaft bekannt, 50 Prozent aller Überaucher werden so genannt", verteidigte sich Bucher, der am Ende dazu verurteilt wurde, zum Fleckfest reichlich Bier und in allen Variationen mitzubringen.