Vierjährige Aktion startet am Volkstrauertag / Idee von Josef Vogt stößt auf offene Ohren

Von Ursula Kaletta

Brigachtal/VS-Marbach. 59 weiße Holzkreuze werden in wenigen Tagen auf dem Friedhof stehen und an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnern. "Den Gefallenen ein Gesicht geben", so hat Ideengeber Josef Vogt die Aktion betitelt, die vier Jahre lang – genau so lange dauerte der Erste Weltkrieg – bestand haben soll.

Die Idee kam Vogt beim Besuch vieler Kriegsgräber, die er in seiner Funktion als Lehrer mit Jugendlichen besucht hatte. Er stellte sich vor, dass es auch in einer Gemeinde wie Brigachtal möglich sein müsste, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg Kreuze zum Gedenken für die Gefallenen aus den damaligen selbstständigen Gemeinden Kirchdorf, Klengen und Überauchen sowie aus Marbach aufzustellen.

Mit seinem Vorschlag stieß er bei Bürgermeister Michael Schmitt und dem Gemeinderat gleich auf offenen Ohren. Da Vogt der Ansicht war, dass diese Aktion nur durch ehrenamtliches Engagement von Mitbürgern machbar sei, sprach er den Ehrenbürger Max Hirt an, der als unermüdlicher Hobbybastler bekannt ist. Dieser sagte natürlich zu. Er begann mit den ersten Plänen und erstellte einen Prototyp.

Einen tüchtigen Mitstreiter fand er in Horst Nunnenmacher. Beide Männer besorgten das passende Holz und fertigten sorgfältig und präzise daraus die Kreuze, die dreimal mit weißer, wetterfester Farbe bestrichen wurden. Ein ovales Metallschild mit Namen, Wohnort und dem Alter des Gefallenen fertigte Gebhard Effinger mit Auszubildenden in seiner Firma an. Die Kreuze wurden an ihrer Unterseite mit einer Muffe versehen, ein Schraubgewinde wird im Boden eingegraben, darauf wird das Kreuz montiert. "Sie könnten beschädigt werden, wenn sie in die Erde eingeklopft würden", sah Max Hirt voraus und entschied sich für das aufwendige Anbringen der Schraubtechnik.

Insgesamt leisteten die beiden Ehrenamtlichen über 100 Arbeitsstunden, die Materialkosten wurden von der Gemeinde übernommen. Der Platz – rund 60 Quadratmeter – auf dem die Kreuze stehen werden, wurde unterhalb der Friedhofskapelle ausgewählt. Vier Jahre lang werden sie dort stehen. Vogt ist sicher, dass Bürger der Gemeinde bereit sein werden, die Pflege der Gedenkstätte zu übernehmen. Zum Auftakt dieser Aktion hat Josef Vogt eine besondere Zeremonie geplant: Am Volkstrauertag, Sonntag, 16. November – bis dahin sind die 59 Kreuze angebracht – werden Jugendliche vor jedes Kreuz eine brennende Kerze stellen. "Es ist wichtig, dass die jungen Menschen spüren, wie grausam ein Krieg ist", resümiert er. Die Gefallenen, aus Klengen sind es 25, aus Kirchdorf zehn, aus Überauchen acht und aus Marbach 16, waren zwischen 18 und 37 Jahre alt.

Vogt betont, dass man kein Heldentag machen sollte, sondern sich vielmehr darüber Gedanken machen, was aus den Gefallenen geworden wäre, wenn sie nicht in den Krieg gemusst hätten.

Bürgermeister Michael Schmitt hob lobend die Idee sowie deren Ausfertigung hervor. Als ein Zeichen guter Nachbarschaft bezeichnete er, dass Marbach sich an dieser Aktion beteiligte. Am Volkstrauertag wird auf dem Friedhof auch Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple anwesend sein.

Für die Aktion möchte Josef Vogt einen Ordner anlegen, der Angaben zu den Gefallenen enthält. Er bittet die Mitbürger, nachzuschauen, ob sie Fotos, Briefe oder andere Erinnerungsstücke der Gefallenen haben, um diese zur Verfügung zu stellen.