Alte und tote Bäume sollen künftig in bestimmten Bereichen des Gemeindewalds belassen werden, um Lebensraum für verschiedene Tierarten zu bieten. Mit dieser Maßnahme will die Gemeinde Ökopunkte sammeln. Foto: Jager Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Alt- und Totholzkonzept sollen Punkte für Ökokonto gesammelt werden / Für künftige Planungen vorsorgen

Von Jennifer Schwörer

Brigachtal. Immer dann, wenn die Gemeinde Flächen zur Bebauung für Wohngebiete oder auch für Gewerbeansiedlungen freigibt, muss sie für ökologischen Ausgleich sorgen. Ein Eingriff in die Natur erfordert also im Gegenzug Maßnahmen im Bereich Naturschutz oder Landschaftspflege.

Diese Maßnahmen können beispielsweise direkt im geplanten Gebiet als Grünflächen integriert sein. Nun will die Gemeinde aber für künftige Planungen vorsorgen. Mit einem "Alt- und Totholzkonzept" sollen nun Punkte für das Ökokonto gesammelt werden. "Die Auflagen in den Bauleitplänen erfordern, dass wir einiges machen müssen", betonte Bürgermeister Michael Schmitt.

Es gibt zwei Arten von Ökokonten, die die Gemeinde nun einführen will. Das naturschutzrechtliche Ökokonto wird bei der unteren Naturschutzbehörde geführt. Durch Maßnahmen im Naturschutz kann die Gemeinde damit Punkte auf ihrem Ökokonto sammeln. Das bauplanrechtliche Ökokonto führt die Gemeinde selbst. Werden im Bebauungsplan Ausgleichsflächen für den Naturschutz geschaffen, können auch hier Ökopunkte verrechnet werden. Im Zusammenhang mit den Bebauungsplänen für das Gewerbegebiet Haldenäcker in Kirchdorf und das Wohnbaugebiet Bromenäcker in Klengen werde die Bedeutung der Ausgleichsmaßnahmen besonders deutlich: 100 500 Ökopunkte müsste die Gemeinde für die Umsetzung des Gebietes Haldenäcker auf ihrem Ökokonto nachweisen.

Durch die Aufwertung der angrenzenden Wiese könnten 40 000 Ökopunkte erreicht werden, durch die Waldrandaufwertung im Bereich "Elben" (beim Sportplatz Überauchen) weitere 16 500. Die fehlenden 43 500 Ökopunkte müssten an anderer Stelle kompensiert werden.

Die Forstamt-Betriebsstelle Baar hat nun vorgeschlagen, dass durch Maßnahmen im Gemeindewald Ökopunkte generiert werden können. Das sogenannte Alt- und Totholzkonzept sieht vor, dass alte und tote Bäume nicht aus den Wäldern entfernt werden, sondern dort belassen werden bis zu ihrem natürlichen Zerfall. Denn diese Bäume bieten Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Werden also in Bereichen des Gemeindewalds alte und tote Bäume oder Baumgruppen nicht abgeholzt, könnten Arten von Käfern, Vögeln und Pilzen geschützt werden oder sich sogar neu ansiedeln. Pro Hektar Wald landen dann 40 000 Punkte auf dem Ökokonto. Holger Schütz von der Betriebsstelle Baar schlug Bereiche im Schachen und im Eggwald vor. Die Gebiete seien so gewählt, dass sie die Bewirtschaftung nicht beeinträchtigen. Auch auf die Sicherheit im Wald werde weiterhin großer Wert gelegt, betonte der Revierleiter des Gemeindewalds Brigachtal Sven Jager.