Jens Löw vor seinem Haus und Bürgerbüro in Brigachtal. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Förster aus Brigachtal kandidiert für die Sozialdemokraten / Er angelt im eigenen Fischweiher und räuchert selbst

Im Wintergarten ist jetzt "Malta zum Träumen" angesagt. Eine blauweiße Oase im ansonsten eher in Rottönen gehaltenen Haus von Jens und Patricia Löw in Brigachtal.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Diplom-Ingenieur und Förster kandidiert zum zweiten Mal für die Sozialdemokraten und möchte diesmal in den Bundestag. In den vier Jahren hat sich einiges verändert, nicht nur die Renovierung des 120 Jahre alten Hauses hat Fortschritte gemacht.

"Ich habe viel gelernt im ersten Wahlkampf", erzählt Löw, , "ich bin sicherer geworden, und auch sicher in Themen, mit denen ich mich vorher nicht auskannte". Im Umgang mit dem politischen "Gegenspieler" Thorsten Frei habe er jetzt auch mehr Selbstbewusstsein, sagt der 55-Jährige.

In den vergangenen vier Jahren sei das Interesse der Menschen an Politik gestiegen. vor allem bei den Jugendlichen. "Es ist nicht so, dass die jungen Leute kein Interesse an Politik haben, sondern sie haben kein Interesse, mit Leuten zu reden, die sie nicht verstehen". Die Jugendlichen seien generell durchaus an Politik interessiert. "Nicht unbedingt an der SPD, aber ich diskutiere gerne, das macht es für sie spannend."

Der Wahlkampf verlangt viel Kraft und Zeit. Er habe im März begonnen, erzählt der ehemalige Gemeinderat in Brigachtal. Bis zum 24. September gilt es, 200 Termine zu absolvieren. "Und dann noch die vielen Wahlprüfsteine, die ich beantworten muss", sagt er und gesteht: "Ich leide unter dem Diktat der Zeichenvorgaben." Aussagen kurz zu fassen, wenn Sachverhalte doch kompliziert seien, das sei nicht einfach. An diesem Morgen hat Jens Löw die Nacht durchgearbeitet, ist dann zwei Stunden in den Wald gegangen. Sein Arbeitgeber, das Landratsamt, ist ihm entgegengekommen, gesteht ihm flexible Arbeitszeiten zu.

Vor vier Jahren war Jens Löw noch Revierförster in Brigachtal, jetzt betreut er Privatwald, unter anderem in Brigachtal, Bad Dürrheim und Tuningen. "Ich bin einen Tag in Triberg, einen Tag in Blumberg und zwischendurch in den Wutachflühen", erzählt er. Er arbeite dann auch mal samstags oder sonntags. Im Wald fühlt Jens Löw sich wohl. "Ich genieße das, wenn ich dort mit einem Fahrzeug unterwegs bin, wo mich keiner erreicht", erzählt er. Zum Beispiel im vergangenen Jahr im Hexenloch. "Wenn ich da in den Wald fahre, dann ist Sendepause. Erst in Urach bin ich wieder erreichbar."

Das heißt nicht, dass Jens Löw nicht gerne Streitgespräche führen würde. Er redet gerne und muss sich schnell in Sachverhalte einarbeiten, die neu für ihn sind. Zum Beispiel bei einer Podiumsdiskussion über das Prostituiertenschutzgesetz in Villingen, als er Oberbürgermeister Rupert Kubon vertreten musste. "Ich habe mich in einen komplett neuen Sachverhalt eingearbeitet. Man bekommt einen breiteren Horizont, das ist unheimlich spannend. Es ist sehr vielseitig"

Das Thema Rente liegt dem Sozialdemokraten besonders am Herzen. "Bei Mindestlohn und Rente haben wir in der Koalition viel erreicht", findet er. Private Altersvorsorge und Betriebsrenten würden besteuert. "Von denen, die es brauchen, wird das Geld genommen." Unter Umständen müssten Rentner dann ihre Altersvorsorge, ein Eigenheim, verkaufen, um über die Runden zu kommen.

Jens Löw ist seit 2003 SPD-Mitglied. Sein Elternhaus, so sagt er, sei nicht sozialdemokratisch, sondern eher "liberal" geprägt gewesen. Ein Bruder ist CDU-Mitglied. Was war seine Motivation, in die SPD einzutreten? "Ich habe ein Problem mit der Kapitalwanderung von unten nach oben", sagt der SPD-Bundestagskandidat und bekundet Sympathie "mit denen, die sich abgehängt fühlen und am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen können."

Ein gemeinsames Hobby des Ehepaares ist Reisen. Vor vier Jahren hatte Patricia Löw noch ein Reisebüro in Bad Dürrheim, das sie inzwischen verkauft hat. Sie kennt viele Ziele, unter anderem Malta. Das Ehepaar bucht gerne mal einen Kurzurlaub dorthin. "Vier Tage, das reicht", erzählt Jens Löw. Er steht zuhause auch gerne selbst am Kochtopf, vor allem, wenn es Fischgerichte gibt, aber auch einen Braten serviert er der Familie, zu der noch zwei erwachsene Kinder zählen, gerne mal.

Im Wintergarten steht ein großer Grill und ein weiterer im Garten. "Jetzt am Sonntag war die SPD hier beim Grillfest", erzählt der Kreisvorsitzende. Er kennt sich aus mit Steaks und Fisch. Drei Fischweiher im Groppertal hat Jens Löw von seinen Eltern geerbt. Der Berufsfischer räuchert die Forellen selbst. "Und ich habe den Eindruck, wenn ich das mache, schmeckt es am besten." Das liege aber vermutlich an der Frische des Fischs. Ab und zu rollt er auch mal Sushi mit einer kleinen Bambusmatte. Gut essen ist eines der Hobbies des Försters.

Dieses Mal möchte er es in den Bundestag schaffen. "Ich will dem Thorsten Frei das Wasser abgraben", sagt der Birgachtaler selbstbewusst.

Eine Chance auf ein Bundestagsmandat hat Jens Löw allerdings nur, wenn die SPD 26 bis 28 Prozent in Baden-Württemberg erreicht. "Ich möchte was für die Region tun", erklärt der 55-Jährige. Die Schienen-Infrastruktur und die Vernetzung des Nahverkehrs stärken beispielsweise. "Es muss so sein, dass ich in Villingen in den Ringzug steigen und in vier Stunden in Paris einen Kaffee trinken kann", wünscht er sich.