Zunftmeister Jürgen Häßler nahm Indianervater Michael Schmitt gern auf die Schippe, bevor er mit seinen Narren das Rathaus eroberte. Foto: Mielke Foto: Schwarzwälder-Bote

Narren stürmen das Rathaus / "Fruchtbomben" heizen Bürgermeister Schmitt ein / Narrenbaum gerät zu klein

Von Lena Mielke

Brigachtal. Unter blauem Himmel haben die Narrenzunft, Schore-Hexen und Bondelfleck gestern die Schüler vom Unterricht befreit und das als Saloon getarnte Rathaus des Indianer-Bürgermeisters Michael Schmitt erobert.

Bevor jedoch der Schlüssel zum Saloon-Rathaus dem Bürgermeister unter Jubelrufen abgenommen wurde, ließ es sich Zunftmeister Jürgen Häßler nicht nehmen, die jüngsten Versäumnisse des Rathauses an den Pranger zu stellen. "Mit Gold geschmückte Wasserhähne für die Schule", lästerte er, seien mit Blick auf die großen Haushaltslöcher eine wenig kluge Entscheidung gewesen.

"Aber immerhin", rief eine Lehrerin der Grundschule dazwischen, "gab es während der Bauphase mal Männer mit Pepp in Brigachtal." Dafür wurde sie von ihren Fruchtbomben-Kolleginnen aufs Höchste bejubelt. "Und lassen Sie doch mal wieder den Strom für zwei Tage ausfallen", scherzte Häßler weiter.

"Kommen Sie zur Vernunft", appellierte der Zunftmeister schließlich an Schmitt, "und nehmen Sie sich ein Beispiel an der Narrenzunft." Der Bürgermeister versuchte sich zunächst noch zu verteidigen: "Es ist nicht leicht, mein lieber Herr Häßler, Entscheidungen zu treffen – und für die Kinder muss man doch investieren."

Schließlich ergab sich der Indianervater seinem Schicksal und verkündete, bis zum Aschermittwoch von seinem Amt zurückzutreten und Platz im Saloon für die Narren zu machen.

Als Trost für den Verlust seines goldenen Schlüssels wurde Schmitt immerhin mit einem Kirsch-Schnaps versorgt und durfte einer der Fruchtbomben sogar ein Küsschen auf die Wange geben, worüber Häßler sich dann doch etwas ärgerte: "Warum habe ich diese Aufgabe nicht mir gegeben?".

Unter großem Jubel und mehrfachem "Hoorig Miau" und "Fruchtbombe" der großen und kleinen Besucher nahm der Zunftmeister den goldenen Schlüssel in die Hand und ließ als erste Amtshandlung sogleich den Narrenbaum aufstellen.

"Der Baum ist in diesem Jahr leider etwas klein geraten", entschuldigte er sich bei den gespannten Zuschauern. "Der Bauhof kann auch nichts selber machen", wies er die Schuld scherzhaft von sich und fügte schließlich an: "Wir machen jetzt eben bei den Sparmaßnahmen der Gemeinde mit."