Mit dem Aufstellen von brennenden Kerzen durch fünf Ministrantinnen wurde auf dem Friedhof die Gedenkstätte mit den 59 Kreuzen für die Gefallenen eingeweiht. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Volkstrauertag verbindet verstorbene und lebende Generationen in Brigachtal und Marbach

Brigachtal (kal). Der gestrige Volkstrauertag war nicht nur ein Anlass zur Kranzniederlegung vor dem Kriegerdenkmal, sondern auch, um die 59 weißen Kreuze auf dem Friedhof einzuweihen.

Sie wurden angebracht, um an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu erinnern. Die Idee dazu hatte Josef Vogt, sein Vorhaben stieß im Gemeinderat sowie im Marbacher Ortschaftsrat sogleich auf offene Ohren.

Ehrenbürger Max Hirt, unterstützt von Horst Nunnenmacher, machten sich an die Arbeit und fertigten diese Kreuze an.

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, gesanglich umrahmt vom Brigachtaler Gesangverein "Harmonie", verlas Gemeindereferentin Ursula Kohler die 59 Namen, das Alter und den Wohnort der Gefallenen, die aus Klengen, Kirchdorf, Überauchen und Marbach stammten. Fünf Ministrantinnen, Kiara Castello, Simone Rist, Sabine Käfer, Jasmin Käfer und Bianca Rist, stellten vor jedes Kreuz eine brennende Kerze.

In seiner Ansprache erwähnte Bürgermeister Michael Schmitt, dass in den vier Kriegsjahren von 1914 bis 1918 insgesamt etwa zehn Millionen Soldaten gefallen seien.

Von den zahllosen verwundeten Soldaten seien noch viele nach Ende des Krieges gestorben.

Unzählige, zumeist sehr junge Männer, seien als Invaliden in ihre Heimat zurück gekehrt und für immer gezeichnet. Die Schrecken des Krieges könne man in den Einzelschicksalen nur erahnen.

Nur aus einer völligen Naivität lasse sich erklären, mit welcher blinden Begeisterung vor allem das Bürgertum Europas in den Krieg zog, erklärte der Bürgermeister. Mit Blick auf die Jugend meinte er, dass sich in der Hoffnung, aus den verkrusteten Strukturen herauszukommen, ganze Jahrgänge freiwillig von der Schulbank weg meldeten, zum, wie sie glaubten, größten Abenteuer ihres Lebens. Erschreckend sei es, wenn Jugendliche den Dienst in den Armeen als einzigen Ausweg aus einer perspektivlosen Zukunft ansehen, gewürzt mit dem Geruch von Lagerfeuer und Abenteuer.

"Dann sind wir den Menschen von 1914 so nahe, wie kaum eine andere Generation seitdem", schloss Schmitt seine Rede. Marbachs Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple sagte, es habe sie besonders berührt, dass der Volkstrauertag mit der generationenübergreifenden Einweihung dieser Gedenkstätte begonnen wurde.

Es mache viel Sinn, denn damit würden die verstorbene, die lebende und auch die zukünftige Generation verbunden werden, ebenso das Weltliche mit der Kirche. Sie bezeichnete es als eine wichtige Aufgabe, den Frieden zu sichern, anfangen ließe dies sich mit der eigenen Zufriedenheit, die, so Diana Kern-Epple, an andere weitergeben werden solle.