Albrecht Volz (rechts, am Vibraphon) und Organist Ulrich Weissert zogen die Zuhörer in ihren Bann. Foto: Kropfreiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Außergewöhnliches Kirchenkonzert mit Orgel und Schlagwerk

Von Engelbert Kropfreiter

Bräunlingen. "Die Vielfalt der Kirchenmusik zeigt sich in unserer Gemeinde" heißt es in einem Werbespot der Kantorei. Das trifft auf das Kirchenkonzert am Sonntag durchaus zu, denn es war ein außergewöhnliches mit dem Duo Ulrich Weissert aus Alpirsbach an der Orgel und dem Schlagwerkvirtuosen Albrecht Volz aus Renningen.

Noch nie hatten Besucher ein solches Zusammenspiel in 90 Minuten in der Stadtkirche gehört und deswegen war es in einzelnen Stücken brandneu. Der Bräunlinger Kirchenmusiker Frank Rieger meinte zuvor, manche Kompositionen seien gewöhnungsbedürftig. Für die Klassikfans der Kirchenmusik deshalb, beruhigend, die Einführung vor den Altarstufen mit Johann Sebastian Bach und einer Suite aus der Ouvertüre Nr. 2 in h-moll, bei der das von Volz gespielte Vibraphon sich zusammen mit der Akustik in diesem Gotteshaus wohltuend beweisen konnte. Das gleiche Instrument, im Original ist das Stück für Laute komponiert, stimmte ins 16. Jahrhundert ein: Tanz und Nachtanz von Don Luys Milan. Bei einem Choral im Spiegel der Zeit des großen Bach ließ der Organist im Solo das Instrument ertönen. Dann "Bolero", tänzerisch für Orgel und Schlagzeug des zeitgenössischen Titularorganisten Pierre Cochereau sowie ein solistisches Meisterstück von Wolfgang Schlüter für Vibraphon. Einschmeichelnd fühlbare Schwingungen wieder von Orgel und Vibraphon aus der "Suite de Danse" von Cochereau. Der Franzose Jehan Alain hat hängende Gärten für die Orgel in Töne umgesetzt und Ulrich Weissert kleidete dieses "Weltwunder" in der Stadtkirche mit der Königin der Instrumente fantasieanregend greifbar.

"Und jetzt kommt’s", hörte man "unten" spannungsgeladen flüstern. Eine ganz andere Klangsprache aus der Hindemithschule: das Konzert für Orgel und Schlagzeug in drei Sätzen von Harald Genzmer, der dieses Kompositions-Experiment 1974 schrieb. Dazu bedurfte es zuvor der Erläuterung von Albrecht Volz, denn der bediente auf der Empore gleich ein vielfältiges Metall- und Holz-Schlag-Instrumentarium wie ein chinesisches Tam Tam, die Pauke und ein Xylophon. Und so hörte sich manches wie Kanonengrollen, das Andante tranquillo wie Zirkusmusik an.

Das Duo wollte sicher nicht nur in die Mienen seiner Zuhörer schauen, als es sich wieder in den Chorraum begab und mit einer Zugabe aus der Barockzeit bei den aufmerksamen Zuhörern bedankte. "Um eventuellen Albträumen vorzubeugen", so Solist Albrecht Volz schmunzelnd ins Publikum gewandt. Der Beifall der Konzertbesucher stand dem aus vorangegangenen Kirchenkonzerten in nichts nach.