"Gar viele Leute, große und kleine, kannten den freundlichen Greis mit seinen schneeweißen Haaren und Bart und seinen treuen, blauen Augen" lautet die Beschreibung Benedikt Widmanns in einem Zeitungsartikel von 1910. Foto: Schwarzwälder-Bote

Hommage der Stadtkapelle an Benedikt Widmann: "Kling, Glöckchen, klingelingeling"

Von Julia Christiane Hanauer

Bräunlingen. Wenn heute Abend die Stadtkapelle ihr Benefizkonzert spielt, gibt es auch von einem Bräunlinger komponierte Klänge zu hören: von Benedikt Widmann. Stadtkapellen-Dirigent Andreas Dangel arrangierte das Stück für diesen Abend.

Wer kennt es nicht: "Kling, Glöckchen, klingelingeling" ist ein Volkslied, das Generationen gesungen haben und noch immer singen. Die Komposition dazu soll von Benedikt Widmann stammen. Wie im Programmheft zu lesen ist, sind aus dem Jahre 1871 sechs Adagios bekannt. "Das für Orgel komponierte Adagio mit sanften Stimmen, das vom Dirigenten der Stadtkapelle Andreas Dangel eigens für das Konzert als modernes Blasorchesterwerk arrangiert wurde", wird zu hören sein.

Als "freundlicher Greis mit schneeweißen Haaren und Bart und treuen, blauen Augen" mit einem "vornehm-feinen Wesen" beschreibt die "Kleine Presse" Frankfurt Benedikt Widmann in einem Nachruf 1910. Dass die Beschreibung ziemlich gut zutrifft, davon können sich Besucher des Kelnhof-Museums überzeugen. Hier prangt ein Porträt von ihm an der Wand, gezeichnet von Karl von Schneider aus Hüfingen. Auch zwei Bücher haben ihren Weg in die Ausstellung gefunden. Das eine mit dem Titel "Harmonie-, Melodie- und Formenlehre" stammt aus dem Jahr 1873. Das zweite muss ein wahrer Renner seiner Zeit gewesen sein, denn das im Kelnhof-Museum befindliche Buch "Schul-Gesangunterricht" aus dem Jahre 1921 ist bereits die 17. Auflage. "Das war wohl früher überall verbreitet in Deutschland", sagt Museumsbeauftragte Susanne Huber-Wintermantel. In dem Büchlein findet sich auch das Lied "Kling, Glöckchen", dessen Text demnach von Karl Enslin stammt.

Einer, der sich mit der Geschichte von Benedikt Widmann beschäftigt hat, ist Bernhard Dury, der einst als Vorsitzender des Bräunlinger Kulturfördervereins eine Ausstellung über den Sohn Bräunlingens zusammenstellte und daher zahlreiche Schriften und Zeitungsartikel aus dieser Zeit hat.

Auf die Welt kam der spätere Komponist am 5. März 1820. Die Familie lebte in einem mehrstöckigen Haus in der Kirchstraße. Zwölf Geschwister habe Benedikt Widmann gehabt, sieben davon starben jedoch schon als Kind, weiß Bernhard Dury.

1843 zog Widmann nach Frankfurt, unterrichtete dort zunächst als Lehrer an einer "Erziehungsanstalt" und später an einer höheren Töchterschule. Schließlich wurde er Rektor der Rosenbergschule. "Neben einer tiefchristlichen Auffassung des Lehrer- und Erzieherberufes und der daraus sprudelnden Berufsfreudigkeit besaß er einen unermüdlichen Eifer, sich immer tüchtiger zu machen für seinen hohen Beruf und denselben recht gewissenhaft auszuüben", ist im Frankfurter Volksblatt, ebenfalls in einem Nachruf 1910, zu lesen.

Zwischen Widmann und seiner Familie in Bräunlingen habe "ein guter Briefkontakt" bestanden, erzählt Dury, dem viele Kopien des Schriftverkehrs vorliegen.

Benedikt Widmann schrieb im Laufe seines Lebens nicht nur zahlreiche Kompositionen, sondern er verfasste auch Schriften sowie Artikel für pädagogische Zeitschriften. "In vielen Schulen in Deutschland und selbst jenseits des Ozeans sind seine trefflichen, zuerst auf rationellen Methoden aufgebauten Gesangshefte im Gebrauch", schreibt ebenfalls das Frankfurter Volksblatt.

Einen Tag vor seinem 90. Geburtstag, am 4. März 1910, stirbt Benedikt Widmann. In seiner Heimatstadt Bräunlingen gedenkt man ihm noch heute – die Widmannstraße ist ihm gewidmet. Und auch heute Abend während des Konzerts erinnern die Musiker an den Sohn der Stadt.

Weitere Informationen: Das Benefizkonzert der Stadtkapelle beginnt heute Abend um 20 Uhr in der Stadtkirche.