Kein Durchkommen gibt es schon seit Mitte März: Die Einzelhändler sehen die Sanierung des Mühlentors mit gemischten Gefühlen. Foto: Rademacher

Bereits seit Mitte März für Verkehr gesperrt. Kundschaft fehlt in vielen Bräunlinger Geschäften.

Bräunlingen - Auffällig ruhig geht es in der Innenstadt von Bräunlingen zu. Ist man es eigentlich gewöhnt, dass der Verkehr doch stetig durch das Städtchen rollt, ist jetzt fast schon so etwas wie eine Fußgängerzone entstanden.

Bereits seit Mitte März ist das Mühlentor für den Verkehr gesperrt, da es saniert werden soll.

Dass die Maßnahme nötig ist, ist wohl unumstritten. Doch aus Sicht der Ladenbesitzer scheint die Umsetzung nicht gelungen. So sind einige doch recht erzürnt darüber, dass alles so lang geht und man nicht nach Möglichkeiten gesucht hat, das Tor mindestens teilweise durchfahrbar zu machen. Besonders die ersten Begutachtungen hätten auch mit einer Hebebühne erfolgen können, meinen die Kritiker.

Besonders hart getroffen hat es "Ellens Schmuck und Edelsteine" direkt beim Stadttor. In den ersten drei Wochen des Baubeginns war der Umsatz gleich null und auch jetzt ist ein starker Rückgang zu verzeichnen, so die Besitzerin Ellen Brüner. Auch das sonst gute Oster- und Kommunionsgeschäft ist eingebrochen. Besonders ärgerlich findet sie, dass das Tor schon zwei Monate, bevor es vom Gemeinderat begutachtet wurde, geschlossen war.

Auch dem Schuhgeschäft Bombeiter fehlt die Laufkundschaft. Gerhard Bombeiter äußert zwar, der Einbruch sei nicht ganz so schlimm, da die Stammkundschaft vorhanden sei und wer Sportsachen oder Schuhe kaufen möchte, gezielt komme. Grundsätzlich merke man aber, dass Leute, die spontan einkaufen wollen, fehlten. Bombeiter hofft, dass das Tor spätestens bis zur Veranstaltung "Bräunlingen leuchtet" wieder offen ist. Er bedauert den Ablauf der ganzen Aktion. Die Sanierung sei sicher notwendig, aber man hätte sie anders umsetzen können und vor allen Dingen besser informieren, sagt Bombeiter.

Metzgermeister Reinhard Faller meint ebenfalls, dass die Laufkundschaft fehle. Er sei aber trotzdem zufrieden, da er viel Stammkundschaft habe. Schade finde er, dass es so lange dauere: "Das hätte man bestimmt auch anders umsetzen können."

Das benachbarte Geschäft "Blumenideen Woll" bemerkt deutlich einen Umsatzrückgang. Besitzerin Nathalia Wörz berichtet, dass nicht nur die Laufkundschaft fehle; vor allem vermisse sie jene, die vorbeifahren und spontan entscheiden, Blumen mitzunehmen: "Wer einmal auf der Umgehungsstraße fährt, biegt nicht mehr extra ab, sondern erledigt seine Sachen anderswo", klagt Wörz.

Im Haarstudio Oya merkt man kaum etwas, da das Unternehmen viel Werbung treibe und die Kunden gezielt Termine vereinbarten. Natürlich fehle aber der eine oder andere, der sich spontan entscheide, sagt Mitarbeiterin Luisa Pampana.

Bei Radsport Renz hingegen ist kein Kunden-Rückgang zu verbuchen. Es wird sogar positiv festgestellt, dass nicht mehr so viel Verkehr vorbeifährt, erläutert Mitarbeiter Vinzents Wagner.

Detlef Hurtig, Inhaber der Stadtapotheke, spürt hingegen deutlich, dass die Stadt gesperrt ist. Es sei wohl nicht so dramatisch wie bei der Sanierung der Straße, aber doch enorm zu spüren. Fraglich sei, warum die Aktion so lange und schleppend laufe. Die Dauer sei fast untragbar und auch als Anwohner müsse man ständig weite Umwege fahren.

Gelassen zeigt sich indessen Markus Ketterer, Geschäftsführer von Elektro-Ketterer an der Zähringerstraße: "Bei uns wirkt sich die Sperrung so gut wie nicht aus, da doch die meisten Kunden ganz gezielt und bei Bedarf bei uns einkaufen."

Das Mühlentor ist das letzte erhaltene Stadttor von Bräunlingen. Es wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut, ist 1719 abgebrannt und wurde dann wieder aufgebaut. Der letzte Neubau erfolgte 1904. Jetzt bedarf es einer grundsätzlichen Sanierung, die ab August 2017 erfolgen soll. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Seit Montag, 13. März, ist das Tor für die Druchfahrt des Straßenverkehrs gesperrt.