Micha Bächle (rechts) ist mit 68,1 Prozent der Stimmen zum zukünftigen Bürgermeister und Nachfolger von Amtsinhaber Jürgen Guse gewählt worden. Foto: Sigwart

Applaus vor dem Rathaus: CDU-Mann erreicht 68,1 Prozent der Stimmen. Mit Kommentar

Bräunlingen - Die Wähler entschieden sich im ersten Wahlgang für einen Guse-Nachfolger. Micha Bächle erhielt 68,1 Prozent der Wählerstimmen.

Als um 18.45 Uhr die ersten Töne der Bräunlinger Stadtkapelle erklangen, hatte Micha Bächle schon viele Hände geschüttelt. Mit 68,1 Prozent der Stimmen haben ihn die Bräunlinger zu ihrem zukünftigen Bürgermeister und Nachfolger von Amtsinhaber Jürgen Guse gewählt. Nachdem er mit 117 Tagen einen wahren Wahlkampfmarathon hingelegt hatte, kam der Löffinger als Erster durchs Ziel.

"Ich danke den Bräunlingern für ihr großes Vertrauen, das sie mir mit diesem Wahlergebnis geschenkt haben, und ich werde hart daran arbeiten, diesem gerecht zu werden", so der 31-Jährige, der auch seinen Mitbewerbern für das "faire und gute Miteinander" im Wahlkampf dankte, der "richtig viel Spaß" gemacht hat.

Dabei waren im Vorfeld viele von einem zweiten Wahlgang ausgegangen – schließlich waren neben Bächle mit Heiko Zorn, Carmen Haberland und Andreas Schreiber noch drei weitere Kandidaten ins Rennen gegangen. Während vor dem Rathaus hunderte Bürger die Auszählung über eine Leinwand verfolgten, wurde im Hauptamt eilig zum Telefon gegriffen. Schließlich konnte man im Vorfeld bei vier Bewerbern nicht davon ausgehen, dass die Wahl schon am Sonntagabend entschieden würde.

Landrat Sven Hinterseh eilte von der Kanzelrede in Donaueschingen nach Bräunlingen, Oberbürgermeister Erik Pauly kam verspätet, weil er noch im Abschlusskonzert der Musiktage saß. Nur der Nachbarbürgermeister Michael Kollmeier, der in Hüfingen unterwegs war, hatte damit gerechnet und sich vorsichtshalber schon eine Krawatte umgebunden.

Einig waren sie sich dann alle, als sie Bächle zu seinem "phänomenalen Wahlsieg" gratulierten. Und der zukünftige Bürgermeister selbst? Der kam aus dem Grinsen und dem Händeschütteln überhaupt nicht mehr heraus. Das Herz seiner zukünftigen Bürger eroberte er im Sturm, als er verkündete: "Gehen Sie in die Kneipe und sagen Sie: ›Der Bürgermeister zahlt.‹" Jürgen Guse – im Herzen selbst nach 32 Jahren Bräunlingen noch ein bisschen Schwabe – machte aber gleich klar, dass die Rechnung nicht zu Lasten des Bräunlinger Haushalts gehen soll.

Doch ansonsten zeigte sich Guse stolz auf "seine Bräunlinger". Denn schließlich hatten sie nicht nur mit "großem Interesse" den Wahlkampf verfolgt, sondern auch mit 69,1 Prozent Wahlbeteiligung ihr Interesse am zukünftigen Bürgermeister und auch an der Kommunalpolitik untermauert. "Die Bräunlinger haben ihr Wahlrecht als Chance gesehen, die Zukunft mitzugestalten", so Guse. Und für einen Bürgermeister sei es besser, wenn er mit so einem "phänomenalen Ergebnis" im ersten Wahlgang sein Amt antrete, als wenn er – wie es lange Zeit ausgesehen hat – ganz ohne Konkurrenz zum Bürgermeister gewählt werde.

Ähnlich sieht dies auch der Landrat: "Demokratie lebt vom Wettbewerb", so Hinterseh, der die Veranstaltung der Kanzelrede mit Erzbischof Stephan Burger, einem Löffinger, verlassen hat, um einem Löffinger zum Wahlsieg in Bräunlingen zu gratulieren.

Apropos Löffingen: "Dort wird es nun ein paar traurige Gesichter geben", vermutet der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei. Denn schließlich müssen sie sich einen neuen Stadtrat und CDU-Vorsitzenden suchen. "Aber das ist halb so schlimm, Bräunlingen hat's verdient", sagte Frei im Bezug auf Micha Bächle. Auch Löffinger waren da: Manfred Furtwängler reihte sich in die Schar der Gratulanten ein und überbrachte Grüße von der Löffinger CDU-Fraktion. "Wir werden dich vermissen." Spätestens am 1. Januar wird es so weit sein: "Ich werde an diesem Tag definitiv anfangen und freue mich schon drauf", sagte ein strahlender Wahlsieger.

Die Konkurrenz

Waren Andreas Schreiber und Carmen Haberland für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar, so zog Heiko Zorn ein recht klares Fazit: "Das ist ein relativ eindeutiges Ergebnis", sagte er mit Blick auf die aktuellen Auszählungen. Zorn konnte schlussendlich 210 Stimmen auf sich vereinen. "So hätte ich das Ergebnis nicht eingeschätzt." Woran es lag? "Vielleicht an der fehlenden Präsenz. Ich hätte in dieser Zeit Urlaub nehmen müssen", so Zorn.

Der amtierende Bürgermeister Jürgen Guse bleibt bis einschließlich 31. Dezember im Amt. "Meine letzte Veranstaltung als Rathauschef wird die Bürgerversammlung in Döggingen sein", so Guse. Ab 1. Januar ist Micha Bächle Chef im Bräunlinger Rathaus. Um den Abschied zu feiern und den Verdienst zu würdigen, soll es für Jürgen Guse in der Stadthalle noch eine offizielle Verabschiedung geben.

Bis dahin sei allerdings noch einiges zu tun, so der amtierende Bürgermeister: "Es gibt noch viel Arbeit. So muss etwa der städtische Haushalt noch verabschiedet werden. Als ich im Januar 1986 Bürgermeister wurde, bekam ich auch einen fertigen Haushalt." Schließlich müsse Guse auch noch mit Micha Bächle besprechen, welche Handakten bleiben und welche ins städtische Archiv übernommen werden sollen.

Kommentar: Ein Siegeszug

Von Cornelia Spitz

Der Siegeszug von Micha Bächle begann schon am 19. August. Um Mitternacht. Als Erster warf er seine Bewerbung in den Rathausbriefkasten ein und damit seinen Hut in den Ring, lange bevor die Konkurrenz auf der Matte stand. Was folgte, war nicht minder gut inszeniert: ein Wahlkampf nach Maß, bis ins kleinste Detail kalkuliert.

Ob man ihn googelte, bei Veranstaltungen in Bräunlingen oder in virtuellen sozialen Netzwerken unterwegs war: An dem erst 31-jährigen Löffinger führte kaum ein Weg vorbei – nicht einmal der zur eigenen Haustür, denn auch 2422 Haustürbesuche gehen auf sein Konto. Seinen Mitbewerbern war er durch diese Omnipräsenz eine große Nasenlänge voraus. Nun hat er sich ausgezahlt, der professionelle Wahlkampf des Micha Bächle. 68,1 Prozent der Stimmen gehen auf sein Konto – aber, nicht zu vergessen: Sein Weg in Bräunlingen hat mit diesem Siegeszug erst begonnen.