Die Hanselliedle fanden in der Zähringer Straße viel Zuhörer. Schließlich wird das eine oder andere Stadtgeschehnis thematisiert. Foto: Maier

Auftakt: In den Ortsteilen der Zähringerstadt geht es am Schmutzigen Donnerstag rund.

Bräunlingen-Unterbränd - Am Schmutzigen Dunschtig hat die Narrenhochburg Bräunlingen bei herrlichem, fast schon frühlingshaftem Wetter zum nächsten närrischen Schlag ausgeholt.

Das Wetter meinte es gut mit den obdachlosen Köhlern aus Unterbränd. Mit einem närrischen Stehempfang am Ortsmittelpunkt startete die Fasnet ohne Dach über dem Kopf. Ortsvorsteher Winfried Klötzer hatte seinen Büroschlüssel freiwillig übergeben, da er eh nichts mehr damit anfangen könne. Dabei habe er allerdings vergessen, dass dieser auch an seiner Kellertüre passt, so Narrenvater Wolfgang Weber.

Im Mittelpunkt standen verloren geglaubte Utensilien aus dem abgerissenen Gemeindehaus, die unter großem Hallo versteigert wurden. Auch das schmerzlich vermisste Ortsvorstehertelefon mit Wählscheibe tauchte wieder auf. Als Getränkespeicher und Stehtisch diente ein Teil der Theke, der auf großen Rädern durch den Ort geschoben wurde.

Mit den Schandtaten des vergangenen Jahres wurde Ortsvorsteher Norbert Knöpfle bei seiner Absetzung in Mistelbrunn konfrontiert. Die Narren stürmten das kleine Rathaus in Mistelbrunn und steckten ihn ins Schandbrett. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, dass er nicht beim Narrenbaum-Aussuchen anwesend war. Obwohl er schwer bereute und auch die gestellten Aufgaben mit Bravour löste und die Narren bewirtete, wurde er kurzerhand aus dem Rathaus geworfen. Gemeinsam zogen die Narren anschließend mit Musik durch den kleinen Ort.

Döggingen: Da sage mal jemand, ein Ortsvorsteher sei ein politisches Leichtgewicht. Kaum ein Vierteljahr im Amt, und schon durfte sich der Interims-Ortsvorsteher Döggingens, Dieter Fehrenbacher, im Lob des Narrenvaters Hendric Schneider sonnen, Verkehrsminister Hermann auf Trab und die zweite B 31-Gauchachbrücke auf die Tagesordnung gebracht zu haben.

Doch auch dieses Verdienst verschonte ihn nicht vor der Vertreibung aus dem Rathaus und dem Bußgang im Schandmantel durch den Ort zur Schülerbefreiung in die Gauchachschule.

Eine absolute Neuheit in der Narrenbaumhistorie erfuhr dann am Nachmittag das traditionelle Aufstellen dieses Fasnachtssymbols. Von starken Böen behindert, wählte der Elferrat die sichere Variante und nahm zum Aufstellen des Baumes erstmals die Hilfe durch Ex-Elferrat Klaus Grieshaber mit seinem Teleskoplader in Anspruch.

Bei der Kinderfasnacht in der Gauchachhalle präsentierte der Narrennachwuchs auf der Bühne seine Tanzkünste. Nach wie vor ist die Anziehungskraft der Fasnet ungebrochen, sah man unter der Narrenschar doch die "Landflüchtige" Dominik Leibl, der aus Mexiko anreiste sowie Patrick Laule aus Berlin und Mona Kaltenbrunner vom Genfer See.

Bräunlingen. Die Böllerschüsse der Stadtwehr und die Trommler kündigten den Umzug der historischen Gruppen am traditionellen Stadthanseltag an.

Der Stadtbock mischte sich zwischen die zahlreichen Besucher, die Urhexen suchten "Opfer" für ihre Chaise sowie das Hexenrad und die Hansel waren mit ihrem G'schell weit zu hören. Die Blumennarren zeigten, dass sie keine Nachwuchsprobleme kennen, und der traditionelle Schwertritus der Hansel beeindruckte erneut die Zuschauer.

Etliche Menschentrauben bildeten sich um die Hanselgruppen, die ihre Liedle zum Stadtgeschehen sangen und dafür viel Applaus erhielten. Sie erzählten unter anderem, dass die Narrenehefrauen die verdreckte Fasnethose waschen müssen, es viel Rotznasebier gibt, die Stadtmusik ihre Instrumente ausleihen muss, ein Urlauber aus Bräunlingen vom Hoteldach runterfliegt, der Pfarrer sich einige Rippen bricht und kleine Bierflaschen gesucht werden.

Die Hemdglonker zogen in ihren weißen Hemden am frühen Morgen mit viel Radau und närrischer Musik durch die Innenstadt und weckten die Bräunlinger zum Schmutzigen Dunschtig.

Nach dem lautstarken Einmarsch der Hemdglonker in die Grundschule konnten die Lehrer die Schüler nicht mehr im Schulhaus halten – und so begannen nach einigen Polonaisen in der Aula die Fasnetferien.

Kurze Zeit später rief der Stadtbüttel, begleitet von der Stadtwehr mit ihren Böllerschüssen, die Fasnet aus – und der Kindergartenumzug machte den Kleinen in ihren schönen bunten Kostümen unter dem Motto "d’Brilinger Fasnet isch ä groß Feschd, aber ieser Jubiläum des wird’s beschd" und "Helden unserer Kindheit" sehr viel Spaß.

Am Abend konzentrierte sich das Geschehen in Bräunlingen auf die Gaststätten und Lokale, durch die neben den Hanseln mit ihrem Liedlesingen viele närrische Gruppen mit tollen Kostümideen zogen.