Wie sich Karneval bei subtropischem Klima anfühlt und wie sich die Brasilianer dabei verkleiden

Von LInda Rau

Bräunlingen. Nachdem meine Freundin Katrin und ich im Sommer vergangenen Jahres die Weltmeisterschaft bereits in Rio de Janeiro miterleben durften, schlägt es uns zum Abschluss unserer zehnmonatigen Reise durch Lateinamerika für ein weiteres Megaevent in die Metropole am Zuckerhut: den weltberühmten Karneval.

Der Karneval in Rio ist mit seinen Sambaparaden und Straßenpartys der größte des Landes und ohne Frage auch über die Ländergrenze hinaus der bekannteste. Dieses Highlight wollen wir uns natürlich als würdigen Abschluss unserer Reise nicht entgehen lassen. Diesen Wunsch teilen wir jedoch mit anderen 500 000 Touristen und so sind die meisten Hotels bereits Monate im Voraus ausgebucht und kosten um das Dreifache des Normalpreises. Brasilien ist ohnehin das teuerste Land auf unserer Reiseroute und so lässt unser knappes Reisebudget Hotelpreise ab 50 Euro pro Nacht leider nicht zu. Somit sind wir froh, dass wir bereits während der WM einige Freundschaften in Rio schließen konnten und sieben Monate später bei unserem deutschen Freund André im Viertel Vidigal während der Karnevalstage unterkommen.

Von Andrés Balkon haben wir einen wunderschönen Ausblick über das Meer und können uns vom Karnevalstreiben ausruhen. Der Karneval scheint hier oben an einem der vielen Hügel der Stadt nämlich sehr weit weg zu sein. Die meiste Zeit ist uns jedoch nicht nach Ausruhen und so stürzen wir uns mitten ins Getümmel. Die kostenlose Alternative zu den teuren Sambaparaden im Sambódromo ist der Straßenkarneval, bei dem es nicht weniger bunt und feierlustig zugeht. Fast jedes Viertel in Rio hat seine eigene Karnevalsparade, die mit einer Musikgruppe und unzähligen Feierlustigen durch die Straßen ziehen und zum Sambatanzen anregen.

Bei Temperaturen um die 32 Grad wird hier oftmals lediglich im Bikini oder in der Badehose auf der Straße gefeiert. Vielen Männern ist die Badehose jedoch zu langweilig und so sieht man viele von ihnen in Frauenverkleidung durch die Straßen ziehen. Und das alles unter den strengen Augen der riesigen Christusstatue, die über die Stadt wacht.

Wir sind mit den Gedanken noch bei der winterlichen Fasnet in Deutschland, und so zaubern wir aus unseren Reiserucksäcken ein improvisiertes Kostüm mit weitaus mehr Stoff. Wohl aufgrund der züchtigen Verkleidung, aber auch wegen unserer fehlenden Sambafähigkeiten fallen wir dann doch ziemlich schnell als Ausländerinnen in den Menschenmassen auf. Wir sind doch immer wieder aufs Neue von den Sambatänzen begeistert, die sogar schon die Kleinsten in Brasilien zum Besten geben. Als Abschluss des Karnevals gönnen wir uns nach einigen Tagen Straßenkarneval doch noch einen Besuch im Sambódromo, um auch diese Seite des Karnevals kennenzulernen.

Der Karneval wird hier mit der Gewinnerparade krönend beendet. Die Tickets für die Gewinnerparade sind mit 50 Euro verhältnismäßig billig und so bekommen wir dort die sechs besten Sambaschulen des diesjährigen Karnevals zu Gesicht. Ohne Frage sind die Paraden im Sambódromo ein unvergessliches Erlebnis, und so kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Inmitten von tanzwütigen Brasilianern bei nächtlichen 28 Grad spüren wir dann doch ein wenig Wehmut, wenn wir an unseren Heimflug nach Deutschland denken. Besser kann das Ende unseres Abenteuers aber sicherlich nicht sein.