Andreas Schreiber und seine Frau Maren unternehmen mit ihrem Sohn Joel gerne Ausflüge in die Natur wie beispielsweise zur Guggenmühle bei Döggingen. Wenn’s in den Urlaub geht, steigt die Familie in den VW-Bus und fährt zum Campen. Da kann Italien das Ziel sein, oder auch mal Waldhausen, weil Sohn Joel einfach mal wieder zum Campen will. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Andreas Schreiber wohnt seit 20 Jahren im Städtle / Mit der Familie viel in der Natur

Bräunlingen – Reichenauer Straße. Das Haus hat Geschichte. Baujahr 1937. Einst gehörte es dem Glaser Jehle. Gott und die Welt waren hier schon zu Gast. Wenn früher die Kinder beim Fußballspielen eine Fensterscheibe zerschossen, dann wurde hier für Ersatz gesorgt – ganz ohne Versicherung.

Bräunlingen (jak). Seit 2006 wohnen hier Andreas Schreiber und Maren Ott. Die historischen Mauern stehen noch, doch mit viel Arbeitskraft wurde das Häuschen saniert. "Es standen eigentlich nur die Grundmauern, wir hatten alles entkernt", erinnert sich Bürgermeisterkandidat Andreas Schreiber.

Und bei den Sanierungsarbeiten entdeckten sie ein Stück Geschichte. Als zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Alliierten auf dem Schellenberg standen und Bräunlingen beschossen, wurde das Haus getroffen. "An dem Eck waren die Balken noch um etwa fünf Zentimeter angehoben. Und auch den Schlafzimmerschrank mit den Bombensplittern haben wir noch", erzählt Schreiber.

Zwar ist Schreiber in Löffingen aufgewachsen, doch dass es ihn einmal mit seiner Maren nach Bräunlingen verschlagen wird, war alles andere als naheliegend. "Das war so eigentlich nicht geplant gewesen, aber in Bräunlingen sind wir zu Ruhe gekommen und als wir hier das Haus gekauft haben, hat für uns ein neuer Zeitabschnitt begonnen, erklärt Andreas Schreiber. Davor waren Maren Ott und Andreas Schreiber beruflich viel unterwegs. Kennengelernt haben sie sich in Rottenburg – bei der Fasnet. Beim gemeinsamen Kinobesuch hat es dann gefunkt. Am 25. Januar 1997, während der Film "Jenseits der Stille" auf der Leinwand zu sehen war.

1998 kehrte er in die Region als Vertriebsassistent bei der Holzindustrie Fürst zu Fürstenberg zurück. Warum er nicht wieder nach Löffingen gezogen ist? "Die Stadt hat damals Stillstand gezeigt", blickt der 47-Jährige zurück. In Bräunlingen habe alles gepasst: Wichtig sei ihm gewesen, dass sein neuer Wohnort "nicht zuviel, aber genügend Stadt" und möglichst viel Natur habe. Auch die Vereinsstruktur hat ihn überzeugt. "Als ich noch aktiv Fußball gespielt habe, habe ich mir immer zuerst den Sportplatz angeschaut, bevor ich irgendwohin gezogen bin."

Viel mit und für Menschen bewegen

Im Februar 2002 kam auch Maren Ott nach Bräunlingen: Studiert hatte sie zwar Geografie, doch im Rathaus gab es einen für sie interessanten Arbeitsplatz: Tourismus, Kultur und Vereine.

"Die Stelle war perfekt auf mich zugeschnitten, obwohl ich das nie studiert habe", erklärt sie. 2008 haben dann die beiden kirchlich in der Remigiuskapelle geheiratet. "Wir waren eines von zwei Paaren, die in den vergangenen 100 Jahren sich dort das Ja-Wort gegeben haben", erzählt Schreiber. Die standesamtliche Hochzeit allerdings fand drei Jahre zuvor in ganz kleinem Kreise statt: "Marens Mutter war sehr krank und wir wollten ihr diesen Wunsch noch erfüllen."

2010 kam dann der gemeinsame Sohn Joel zur Welt. Es ist auch das Jahr, in dem Andreas Schreiber den Grünen beigetreten ist und sich sofort im Kreisvorstand engagiert hat. "Damals sollten die Atomkraftwerkslaufzeiten verlängert werden und ich wollte dagegen kämpfen", erinnert der Diplom-Ingenieur Forstwirtschaft. Er betrachtet das Spektrum der Parteien, bei jeder fand er etwas Gutes. "Doch in dem Punkt gab es zu den Grünen keine Alternative." Mit den anderen Punkten konnte er leben. "Das ist das Schöne: Bei uns darf man noch streiten und diskutieren." Sein Interesse an der Politik begann aber schon viel früher: "Es war zu Realschulzeiten: Wir hatten einen sehr strengen Deutschlehrer, der uns politisch aufgeklärt hat." Und mit 17 Jahren begann er, die Zeitung auszutragen. Was er in den Briefkasten steckte, begann er auch bald zu lesen und noch heute hat er morgens mindestens die Hälfte der Zeitung durch, bevor er das Haus verlässt.

Und Bürgermeister-Wahlkämpfe hat er schon einige beobachtet. In der Region, weil es ihn interessierte, oder von ehemaligen Kollegen, denn etliche Förster sitzen in Baden-Württemberg im Chefsessel im Rathaus. Auch er selbst hat schon früher mit einer Kandidatur geliebäugelt.

Als er Forst-Revierleiter im Hohenloher Land war, wurden für zwei Kommunen Bürgermeister gesucht. "Ich wurde damals angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte." Eine Kommune kam nicht in Frage, die andere war eigentlich interessant. "Aber wir haben damals das Haus umgebaut und es hat zeitlich einfach nicht gepasst."

Daher habe es in seinem näheren Umfeld auch niemand überrascht, dass er sich in Bräunlingen beworben hat. "Für mich ist Bürgermeister das Allerhöchste, weil man so viel mit und für Menschen bewegen kann." Mit seinen 47 Jahren sei er nun auch in einem Alter, in dem er "angekommen" sei und sich vorstellen kann "eine Arbeit bis zur Pension zu machen".