Carmen Haberland lauscht beim Kilbigabend den Klängen der Stadtkapelle, Dirigent Andreas Dangel (links) gibt den Takt vor. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Bürgermeisterkandidatin Carmen Haberland geht als einzige Frau ins Rennen

Ehrlich, erfahren, engagiert: "Mit Verstand und Gefühl" möchte sich Carmen Haberland für Bräunlingen einsetzen. Die Juristin ist die einzige Bewerberin im Kandidatenfeld.

Bräunlingen (jak). Ein Problem? "Ich finde, es wird oft angesprochen, auch das Thema ›Was ist mit den Kindern?‹ und ›Was machen Sie mit der Familie?‹ – und nicht nur von Frauen", sagt die 42-Jährige.

In Singen sei das nie Thema gewesen, in Bräunlingen ihrer Meinung nach schon. Kernige Sprüche bekomme sie schon zu hören. "Viele Frauen sagen, es ist toll, dass es eine Frau ist. Manche Männer sagen mit einem Schmunzeln: 'Das ist aber schon eine Männerdomäne", berichtet Haberland von ihren Erfahrungen. Für viele sei es wohl spannend, dass eine Frau es versuche. Und: "Dass ich meinen Mann stehe, habe ich in meinem Lebenslauf ausreichend bewiesen." Ziele, die sie sich gesteckt habe, habe sie immer konsequent verfolgt und abgeschlossen.

Bräunlingen sei ein "gesunder und florierender" Wirtschaftsstandort. "Intakte Unternehmen sorgen in der Gemeinde für Steuereinnahmen, schaffen Arbeitsplätze und bilden aus", sagt die Juristin. Deshalb will sie die Wirtschaft zur Chefsache machen. Daher plane sie regelmäßige Firmenbesuche und will einen engen Kontakt zu den unterschiedlichen Betrieben halten. So möchte sie erfahren, wo der Schuh drückt. Zum Beispiel: Fehlender Wohnraum – was bedeutet das für die Betriebe? "Bleiben die Facharbeiter dann überhaupt hier?". Es gehe nicht immer nur um Gewerbeflächen, da stoße man ein Stück weit an die natürlichen Grenzen. Vielmehr gebe es noch andere Bereiche wie die Infrastruktur, die wichtig seien und auf die die Gemeinde Einfluss habe, um gute Bedingungen für Unternehmen zu schaffen.

70 Vereine und kirchliche Gruppen in Bräunlingen zeigten, dass die Bürger sich gerne engagieren und gerne selbst gestalten. Die Unterstützung der Vereine, Organisationen und kirchlichen Gruppen sei für sie selbstverständlich, sowohl "finanziell als auch ideell", sagt Haberland. Anerkennung sei sehr wichtig, denn bei ehrenamtlich Engagierten handle es sich ja meist um "Überzeugungstäter".

Ein Schwerpunkt sei, die Kinder- und Jugendarbeit mehr zu fördern, denn darin liege "die Zukunft und der Fortbestand der Vereine". Und bei außergewöhnlichen Projekten müsse man im einzelnen betrachten, wie man diese fördern könne. "Vereine sorgen für die Stabilität unserer sozialen Gesellschaft."

"Generationen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", sagt die Kandidatin. Es dürften keine Wege gewählt werden, mit denen man eine Generation abschneiden würde oder von einer Generation mehr verlangt als von den anderen. "In den Vereinen funktioniert es relativ gut, dass Jung und Alt an einem Tisch sitzen", erklärt die 42-Jährige. Doch ältere Bürger würden versuchen, aus den Neubaugebieten in die Stadt zu ziehen, weil sie kürzere Wege wünschen. Und Jüngere würden gern zuhause ausziehen. Zusammen mit dem Wohnraumproblem könnte hier ein "Gerangel" entstehen.

Ärztliche Versorgung und die Mobilität seien gerade im Hinblick auf eine immer älter werdende Gesellschaft bedeutsam. "Mir ist es wichtig, diese Lebensqualität im Alter zu sichern", sagt Carmen Haberland.

"Familien brauchen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und Gestaltungsräume für ihre Lebensplanung." Dafür brauche es bezahlbaren Wohnraum – als Eigentum, aber auch zur Miete. Auch entsprechende Betreuungsangebote seien gerade für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig. An Bewährtes im Bereich Kindergarten und Schule möchte sie anknüpfen, Angebote ausbauen und die Qualität weiter stärken. Der Ruf Bräunlingens als familienfreundliche Stadt ist ihr wichtig.

"Ich sehe kein Argument dafür, die unechte Teilortswahl abzuschaffen", sagt Haberland mit Blick auf die Bräunlinger Ortsteile. Sie möchte nicht nur die Eigenheiten der Ortsteile bewahren und die Eigenständigkeit fördern, sondern auch für die Entwicklung der Ortsteile sorgen. Stichwörter sind: bezahlbare Bauplätze, Kindergärten, nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten, gute Busverbindungen, intakte Straßen, schnelles Internet sowie Vereins- und Versammlungsräume.

"Die Bräunlinger treibt immer das Thema Schulden um", sagt Haberland. Doch mit Blick in den Haushalt und auf die Nachbargemeinden könne sie sagen: "Das ist eher weniger, als die anderen haben. Die Frage ist immer, wie man rechnet." Die Wirtschaft stehe gut da, durch den Verkauf von Grundstücken in den Gewerbegebieten und dem guten Zinssatz sehe die Situation nicht schlecht aus. "Es ist ja nicht so, dass Bräunlingen nichts hätte." Allerdings wären die Bürger wohl nicht begeistert, wenn Grundstücke und Wald der Kommune verkauft würden, nur um eine Nullverschuldung hinzubekommen.