Mathias und Irene Glunk beim Geruchstest: Gar nicht so einfach, herauszufinden, was in den Dosen enthalten ist, wenn man sich nur auf seine Nase verlassen muss. Fotos: Jakober Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkostung: André Luis Martins Pinto ist Biersommelier / Beim Sensorikseminar erklärt er die Feinheiten

14 Dosen, verschlossen mit Alufolie. André Luis Martins Pinto greift zu einem Stift und macht kleine Löcher in den provisorischen Deckel. Jetzt gilt es für die 16 Teilnehmer, sich auf die Nase zu verlassen.

Bräunlingen (jak). Gar nicht so einfach, nur durch den Geruch festzustellen, was in der Dose enthalten ist. Es ist die erste Aufgabe für die Teilnehmer des Sensorikseminars der Löwenbrauerei. Am Ende des Nachmittags sollen dann alle in der Lage sein, verschiedene Geschmacksrichtungen bei Bieren herausriechen und -schmecken zu können. Doch erst einmal scheint die erste Aufgabe schon eine große Hürde zu sein.

Die fünfte Dose riecht nach gar nichts, und bei mindestens drei Dosen könnte Banane in unterschiedlichen Reifungsgraden drin sein. "Ich kenn den Geruch. Aber was ist das noch einmal", fällt recht häufig. Der Geruch eines Gewürzes, so bekannt und doch fällt der Name nicht ein, entpuppt sich bei der Auflösung als Nelke. Und in einer Dose war keine getrocknete Banane und auch kein Thymian, sondern einfach nur Bräunlinger Gras. Bei einer Dose sind sich die Teilnehmer uneins: Melone, Orange, Hefe oder gar Buttermilch – letztendlich war es Mango.

14 Geschmacksrichtungen von Schokolade und Karamell über Orange und Apfel bis hin zu Vanille und Anis: "All das können wir aus Bier herausriechen", erklärt André Luis Martins Pinto. Er hat gerade eine entsprechende Ausbildung absolviert und ist jetzt nicht nur Braumeister, sondern auch Diplom-Biersommelier. Für die meisten Teilnehmer schmeckt Bier eben nach Bier und bei Weizen ist noch eine Note Banane auszumachen. "Es gibt so viele Möglichkeiten in der Welt der Biere. So viel Geschmacksnoten sind möglich, und das alles nur mit vier Rohstoffen", sagt er und seine Leidenschaft wird mit jedem Wort und jeder Geste deutlich. Doch von so vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen wäre kaum einer der Teilnehmer ausgegangen.

"Das alles kann man durch die vier Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser steuern", so der Fachmann. Je nach Herstellungsprozess lässt sich der Geschmack beeinflussen. "Es passiert viel, wenn das Bier gärt", erklärt er. Nelkengeschmack erhält man beispielsweise, wenn Weizenmalz verwendet wird. Und für Kaffeegeschmack muss das Malz im Vorfeld geröstet werden.

Und dann ist es soweit: Die Teilnehmer erhalten ihre erste Bier-Probe: Jedoch langsam. Die Geschmacksnerven sollen erst einmal mit einen bekannten Geschmack in Berührung kommen: Weizenbier und Kellerpils werden serviert. Doch dann beginnt die Weltreise des Bieres. So wie Deutschland verlassen wird, wird auch der Geschmack ungewohnt. Grapefruit, Zitrone, ein bisschen Mango und Melisse. "Das ist doch mit Aroma versetzt worden", mutmaßt einer der Teilnehmer. Doch nein: Es handelt sich um die vier gleichen Bestandteile wie beim deutschen Bier. "Ihr dürft beim Probieren nicht an Bier denken", sagt Eveline Kalb als dann ein belgisches Bier serviert wird. Säuerlich schmeckt es. Ein bisschen nach Waldbeeren. So gar nicht nach Bier.

Die Weltreise endet wieder bei einem Bräunlinger Bier: Das neue Black Lioni erinnert dann an Kaffee und Schokolade. Und André Luis Martins Pinto hat Recht behalten: Am Ende des Sensorikseminars haben alle in Bier mehr geschmeckt als nur Bier.

Beim Biersensorikseminar der Bräunlinger Löwenbrauerei haben die Teilnehmer fünf verschiedene Biere probiert. Dabei mussten sie feststellen: Keines schmeckt wie das andere. So manch eines erinnert noch nicht einmal im Entferntesten an den hier typischen Biergeschmack.

Weizenbier: Das kennen die Teilnehmer. Ein Weizenbier. Der Bananengeschmack wird sofort erkannt. Dann werden Nelke und Muskat und auch ein bisschen Ananas erkannt. Und als das Weizenbier etwas wärmer wird, kommt auch noch Karamell zum Vorschein. "Unter vier Grad kann sich der Geschmack gar nicht richtig entfalten", erklärt André Luis Martins Pinto.

Kellerpils: Strohgelb und bitter – auch beim Kellerpils ist der Geschmack vertraut: Hefe, Getreide und Malz. Subtil kommt auch der Hopfen ein kleines bisschen zum Vorschein. Schon das Plöp der Bügelflasche löst im Kopf die Geschmackserwartung aus.

American Pale Ale: Eindeutig schmeckt das Bier nach Grapefruit. Auch Zitrone und Mango sowie ein bisschen Melisse sind zu erkennen. Von wegen aromatisiert, der Geschmack kommt allein vom Hopfen. Das bernsteinfarbene Bier wurde übrigens auch in Bräulingen gebraut. Zwei Freiburger haben das Bier erst privat gebraut, die Nachfrage wurde immer größer, so dass größere Mengen produziert werden müssen. "Das Bier gärt in der Flasche nach, deshalb ist es auch nur fünf Monate haltbar."

Lambic Beer: Für das belgische Bier muss man sich von allen Erwartungen die man hat, befreien. An Bier erinnert hier wenig. Es schmeckt sauer, ein bisschen nach Essig und Waldbeeren – aber gut. Die Bestandteile sind allerdings die gleichen – lediglich ein bisschen Zucker ist drin, damit es nicht ganz so sauer ist. Das Besondere ist der Gärprozess. "Zum Gären wird das Tor zugemacht und das Dach ist offen", scherzt der Braumeister. Denn nicht nur Hefe sorgt hier für den Prozess, sondern auch die Bakterien, die in der Luft vorhanden sind. Steuerbar ist der Prozess nicht. Der Brauer muss eine Spontangärung abwarten, deren Eintreten sich mehrere Monate hinziehen kann. Auch ist das Brauen nicht zu jeder Jahreszeit möglich, und der Geschmack variiert oft stark.

Schwarzbier: Den Abschluss bildet das neuste Produkt aus dem Haus Löwenbräu. Ein Schwarzbier, das sich "Black Lion" nennt, schmeckt nach Kaffee – kalter Kaffee – und Schokolade. Acht verschiedene Sorten Malz wurden für die Herstellung verwendet.