Benefizkonzert der etwas anderen Art lockt in die Stadtkirche

Von Engelbert Kropfreiter

Bräunlingen. Einen Stummfilm zum Klingen bringt ein ganz besonderes Benefizkonzert am Sonntag, 8. März, 19 Uhr, in der Stadtkirche Bräunlingen.

Gezeigt wird der Stummfilm von 1920 "Der Golem, wie er in die Welt kam", begleitend dazu gibt es Orgelimprovisationen. An der Orgel spielt Mathias Rehfeldt aus München. Er studierte Kirchenmusik in Rottenburg und Tübingen sowie als Stipendiat in den USA. Derzeit studiert er in München Filmkomposition und etabliert sich als Komponist für Film, Werbung und Konzertmusik. Orgelkonzerte zu Stummfilmen führen ihn durch ganz Deutschland, die USA und Kanada.

Der Eintritt zu dem Benefizkonzert ist frei. Spenden werden für die anstehende Orgelsanierung im Zuge der Kirchenrenovierung verwendet.

Einzelheiten zu dem Film: Das war Kino in den 1920er Jahren: Die Bilder waren echt und "handgemacht" ohne Computeranimationen. Und weil es noch keine Tonaufzeichnungen zum Film gab, spielten in vielen Lichtspielhäusern Orgeln oder der Film wurde von nachträglich komponierter Orchester- oder Klaviermusik getragen.

Der Stummfilm wird auf einer großen Leinwand vor dem Chorraum in der Stadtkirche projiziert. Die berühmte Golem-Verfilmung von Regisseur Paul Wegener stammt aus der expressionistischen Periode des deutschen Stummfilms. Die beispielhafte Bildgestaltung verleiht dem Werk hohen künstlerischen Rang. Ein Klassiker, den alle Filmkunstfreunde sehen müssten.

Er handelt von der Erschaffung eines künstlichen Menschenwesens, halb Riese halb Roboter, über das sein Schöpfer die Kontrolle verliert. Zwei Haupttendenzen liegen in diesem Stoff vom Schöpfer und seinem Geschöpf verborgen: einerseits das Verhältnis Mensch zu Gott, andererseits das Verhältnis Mensch als gottgleicher Schöpfer zu dessen Kreation – auch ausdehnbar auf das Verhältnis Mensch und moderne Technik allgemein. Die Meinung des jungen Künstlers über diesen Film: "In dem Film sehe ich trotz des beträchtlichen Alters eine äußerst aktuelle Bedeutung. Es geht um Völkerhass, Unterdrückung und die daraus resultierenden Konsequenzen." Dabei schlägt er sich nicht plump auf eine Seite sondern schafft es, das Rassendenken zu durchbrechen, indem er das Augenmerk auf die Fehler und Stärken einzelner Charaktere beider Seiten legt.

Interessant ist somit, dass der komplette Film ohne einen eindeutigen Gegenspieler auskommt. In seiner charmanten Erzählart kann er uns somit gerade heute einen interessanten Blick auf immer wiederkehrende Schemata geben. Auf die Frage, was für ihn das Improvisieren zu Stummfilmen ausmacht, antwortet er: "In seiner oft surreal anmutenden Bildästhetik übt der frühe deutsche Stummfilm wie hier als Beispiel ‚Der Golem‘ auf mich eine besondere Faszination aus. Ihn umschwebt der Charme einer vergangenen und filmisch gesehenen revolutionären Zeit. Musik war hier auch mangels der Sprache naturgemäß ein äußerst wichtiger Bestandteil. Das Improvisieren zu derartigen Meisterwerken, sich dem musikalisch und filmischen Moment hinzugeben und die Handlung mit zu erzählen, bedeutet für mich eine musikalische Freiheit und unglaubliche Freude die ich nur zu gerne mit dem Publikum teilen möchte."