Drei Generationen Unabhängige Liste / Gruppe 84: Von links der amtierende Vorsitzende Berthold Geyer, Schriftführerin Sandra Gehringer und der ehemalige Vorsitzende Gerhard Bombeiter. Foto: W. Kropfreiter Foto: Schwarzwälder-Bote

"Unabhängige Liste / Gruppe 84" hat mit Zwei-Parteiensystem im Gemeinderat Schluss gemacht

Von Wolfgang Kropfreiter

Bräunlingen. 30 Jahre "Unabhängige Liste / Gruppe 84" ist eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur eine Eintagsfliege blieb.

Es war 1984, als Gerhard Bombeiter, Thomas Scherzinger und Hermann Hummel die Idee hatten, das Zwei-Parteiensystem im Gemeinderat zu durchbrechen. 35 Unterschriften waren notwendig, um in der "Weinstube" die Gruppe zu gründen.

Unter dem Slogan "Die Dritte Kraft muss kommen – Es wird Zeit für einen neuen Anfang" starteten sie mit sieben Kandidaten in den Wahlkampf. Weitere Mitstreiter waren Helmut Brugger, Zeno Zeiser, Jürgen Schropp und Reinhard Mosch. In der ersten Wahlversammlung in Döggingen waren alle dabei, erzählt der ehemalige Vorsitzende Gerhard Bombeiter, die anderen Parteien schauten sich die neuen genau an.

Man startete mit einem Super-Wahlergebnis und schaffte es auf Anhieb mit drei Kandidaten in den Gemeinderat. Nur drei Vorsitzende hat man bis heute gebraucht. Thomas Scherzinger amtierte bei der Gründung, es folgte Gerhard Bombeiter, und seit 20 Jahren steht Berthold Geyer an der Spitze der Gruppe 84.

Themen wie die Bürgermeisterwahl oder die Umgehungsstraße ließen immer wieder gegensätzliche Meinungen und Konflikte in die Gruppe, ausbrechen aber das "muss man aushalten, es gibt keinen Fraktionszwang", so Bombeiter.

Die Vorbereitungen für die Gemeinderatssitzungen waren immer sehr intensiv, und man legte zur Stadtsanierung, dem Krankenhaus und der Stadtbahn, dem heutigen Ringzug, eigene Konzepte vor. Auch die Liberalisierung des Strommarktes machten die 84er mit dem Vorzeigeprojekt aus Schönau zum Thema.

Die Stimmenzahlen blieben stabil bei über 20 Prozent, man war konstant mit drei bis fünf Leuten im Gemeinderat vertreten. Zwei Ortsvorsteher kommen aus den Reihen der Unabhängigen. In der Kernstadt sei man zur festen Größe geworden, das Vertrauen sei da, die Arbeit werde honoriert und akzeptiert, so Berthold Geyer.

Der Generationswechsel ist ebenso gelungen, und man präsentiere sich immer moderner, jünger und überparteilich. Beim Thema Werksrealschule zeigte sich dieser Vorteil, man konnte mit Sachargumenten gegen parteipolitische Vorgaben des Kultusministeriums argumentieren. Einziger Wunsch für die Zukunft ist, mehr Frauen für die Gruppe 84 zu gewinnen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren möchten. Im Ausblick steht ein Tourismuskonzept als Zukunftsgestaltung in der Diskussion, um das Interesse wieder mehr auf Bräunlingen zu legen. Dazu gehöre es, den Einzelhandel und das Handwerk vor Ort zu stärken.

Um einem Einwohnerschwund entgegenzuwirken brauche es eine gesunde Infrastruktur mit Wirtschaftskraft, Breitbandversorgung und Kleinkinderbetreuung, so dass Bräunlingen auch für junge Familien attraktiv bleibe. An diesem Wochenende wird mit einem Ausflug klein aber fein gefeiert man hält auch noch einmal Rückblick auf drei Jahrzehnte erfolgreiche Gemeinderatsarbeit, den Blick jedoch weiterhin in die Zukunft gerichtet.